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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch]
Gestalt.

Euphorbium ist eine Staud/ offt biß zwey
Manns-hoch auffwachsend/ mit einer di-
cken/ gerad in die Erde hinunder gehenden/
und faßlen auff die seiten schickenden wur-
tzel. Sein einfach auffsteigender Stamm ist
mit einer dicken außwendig braun-grünen
Rinde umbgeben/ under welcher ein wei-
che safftige/ weisse materi an statt des hol-
tzes ligt/ darauß so wol als auß der verwund-
ten Rinde ein Milchsafft häuffig fliesset.
Hat wenig blätter/ und zwar drey an einem
kurtzen/ dicken/ flachen stiel; und auch drey
von einem stiel hangende Blumen/ mit
fünff dicken/ festen/ scharffen/ bleichgrün-
gelben blättern gezieret. Die Frucht ist
flach/ grün-weiß/ auch etwas röthlicht/ ei-
nes zusammen-ziehenden Geschmacks/ wächst
in vielen Provintzien Asiae.

Auß der verwundten Rinde nun wird der
scharff-etzende Milchsafft/ in schläuche/ oder
gläser gesamlet/ hernach durch das kochen zu
einem dicken weißlichten safft gemacht/ und
also in ledernen schläuchen in frembde Länder
verschicket. Er wird aber offt mit der Sarco-
colla
und anderen Gummi verfälschet. Für
ein andere art deß Euphorbii haltet man den in
kleinen durchscheinenden gelben kügelein sich
findenden safft/ welches aber anders nichts als
voriger erdickerte/ und zusolchen kügelein
formierte safft zu seyn scheinet. Der beste ist
lauter/ durchscheinend/ weiß und gelblicht/
scharff-etzend und brennend.

Eigenschafft.

Euphorbium-safft hat ein flüchtig sehr
scharff-etzendes/ mit einigen schwefel-theilen
vergesellschafftes/ und daher auch brennen-
des saltz/ darumb es billich under die hefftigst
purgierenden Artzney-mittel gezehlet ist/
ja gar inwendig nicht soll gebrauchet wer-
den.

Gebrauch.

Obwolen solcher safft ein gifftig etzende
Natur hat/ so sind doch etliche Bauren-star-
cke Mägen anzutreffen/ welche denselben
auff 4. 6. biß 10. gran/ mit 12. biß 15. gran
Weinstein-oder Wermuth-saltzes/ und Zim-
met oder Muscatnuß vermischt erdulden/
und dadurch von vielen schleimigen feuch-
tigkeiten purgieret werden können.

Besser aber wird dieser Safft außwendig
gebraucht/ wie denn desselben öl mit ande-
ren Nerven-ölen vermischet/ und über die
Schlaff-
sucht/ kalte
flüsse/ lamme
Glieder.
Scheitel/ Genick/ Ruckgrad/ und Gelen-
cke geschmieret/ die Schlaffsucht vertreiben/
kalte Flüß vertheilen/ und die lammen Glie-
der wider zu recht bringen kan.

Das Pulver von dem Euphorbio ist von
Faule
Bein.
den erfahrenen Wund-ärtzten sehr köstlich
in säuberung der faulen angeloffenen Bei-
nen erfunden worden/ denn so man es tro-
cken über die Gebein strewet/ so wird alle
in dem Bein sitzende corrosivische säwre da-
durch auffgeschlucket/ verzehret/ und hie-
mit der Natur zeit gegeben/ das faule von
dem guten außzustossen. Man kan solch
Pulver entweder allein gebrauchen/ oder
mit florentinischer Veyelwurtzen/ und O-
sterlucey-wurtzel vermischen; oder auch mit
Brantenwein solch Pulver anfeuchten/
[Spaltenumbruch] und auff das schwartze faule Bein legen.

Wenn in dem Aderlassen/ oder sonstenVerwund-
te Sehn-
ader.

in einer Wunden ein Sehn-ader oder Ner-
ven gestochen worden/ ist kein besser mittel/
als folgendes Pflaster gleich übergeschla-
gen/ welches den Schmertzen stillen/ Ge-
schwulst vertheilen/ oder verhinderen/ ja den
Schaden wider bald heilen wird. Nim ein
loth Terbenthin/ mische ein wenig gelb
Wachs samt 20. gran des pulvers Euphor-
bii
darunder/ streichs auff tuch/ und lege es
über.



CAPUT CLXVII.
Teuffels-dreck. Asa foetida.
Namen.

TEuffels-dreck heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]
[fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/ Laser
Medicum foetidum, Asa foetida.
En-
glisch/ Devilsdung. Niderländisch/ Duy-
vels-dreck.

Gestalt.

Teuffels-dreck ist ein Gummi oder safft
des Baums Laseris oder Sylphii, welcher in
Medien/ Lybien und Syrien wächst/ oder
vielmehr nach Jacobi Bontii bericht einer in
Persien zwischen den Stätten Lara und Ga-
maron
wachsenden Bachweiden (Salicis aqua-
ticae,)
und auß dero verwundten wurtzel und
den stengeln herauß fleußt/ hernach truck-
net/ und zu zähen/ braunen Gummi-knol-
len wird. Den Namen Teuffels-dreck hat
dieser Safft wegen seines abschewlichen bö-
sen Gestancks überkommen: der beste riechet
etwas nach Knoblauch/ und hat einen bit-
teren/ scharffen/ beissenden Geschmack.

Eigenschafft.

Dieses Gummi hat ein unreinen/ hartzich-
ten/ subtilen schwefel/ neben einem flüchti-
gen/ saurlichten saltz-geist bey sich/ dahero
einige Tugend zu erdünneren/ zu zertheilen/
auff zulösen/ zu heilen/ und Mutterwehe zu
vertreiben.

Gebrauch.

Es ist dieses Gummi bey den Jndiani-
schen Völckeren/ heutiges Tages in gros-
sem Gebrauch/ nicht allein in der Artzney/
sondern auch in der Speiß/ dieselbe damit
wolgeschmackt zu machen/ und wiewol sol-
ches von wegen des übelriechenden Geruchs
scheint ungläublich seyn/ so bezeuget doch
Garzias ab Horto lib. 1. Aromat. histor. cap. 3.
daß solches gewiß/ und die Jndianischen
Völcker einen sonderlichen Lust darzu ha-
ben/ und daß er auch selber solche Speisen
versuchet/ die er zimlich wolschmackend be-
funden/ doch nicht so fast als sie die Jndia-
ner lobten. Aber wir Teutschen wollen den
Jndianeren gern die Speisen mit Teufels-
dreck zubereitet überlassen/ und uns mit lieb-
licheren Gerüchten vergnügen.

D. Johan. Schroederus, weyland Statt-artzt
zu Franckfurt/ schreibet in seiner Pharmac.
medic. chym. lib. 4. class.
2. daß die/ welche mit
der fallenden Sucht behafftet/ so bald sie
einen Rauch von dem Teuffels-dreck und
Bocks-horn empfinden/ mit dem anstoß

dieser
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]
Geſtalt.

Euphorbium iſt eine Staud/ offt biß zwey
Manns-hoch auffwachſend/ mit einer di-
cken/ gerad in die Erde hinunder gehenden/
und faßlen auff die ſeiten ſchickenden wur-
tzel. Sein einfach auffſteigender Stam̃ iſt
mit einer dicken außwendig braun-gruͤnen
Rinde umbgeben/ under welcher ein wei-
che ſafftige/ weiſſe materi an ſtatt des hol-
tzes ligt/ darauß ſo wol als auß der verwund-
ten Rinde ein Milchſafft haͤuffig flieſſet.
Hat wenig blaͤtter/ und zwar drey an einem
kurtzen/ dicken/ flachen ſtiel; und auch drey
von einem ſtiel hangende Blumen/ mit
fuͤnff dicken/ feſten/ ſcharffen/ bleichgruͤn-
gelben blaͤttern gezieret. Die Frucht iſt
flach/ gruͤn-weiß/ auch etwas roͤthlicht/ ei-
nes zuſam̃en-ziehenden Geſchmacks/ waͤchſt
in vielen Provintzien Aſiæ.

Auß der verwundten Rinde nun wird der
ſcharff-etzende Milchſafft/ in ſchlaͤuche/ oder
glaͤſer geſamlet/ hernach durch das kochen zu
einem dicken weißlichten ſafft gemacht/ und
alſo in ledernen ſchlaͤuchen in frembde Laͤnder
verſchicket. Er wird aber offt mit der Sarco-
collâ
und anderen Gummi verfaͤlſchet. Fuͤr
ein andere art deß Euphorbii haltet man den in
kleinen durchſcheinenden gelben kuͤgelein ſich
findendẽ ſafft/ welches aber anders nichts als
voriger erdickerte/ und zuſolchen kuͤgelein
formierte ſafft zu ſeyn ſcheinet. Der beſte iſt
lauter/ durchſcheinend/ weiß und gelblicht/
ſcharff-etzend und brennend.

Eigenſchafft.

Euphorbium-ſafft hat ein fluͤchtig ſehr
ſcharff-etzendes/ mit einigen ſchwefel-theilen
vergeſellſchafftes/ und daher auch brennen-
des ſaltz/ darumb es billich under die hefftigſt
purgierenden Artzney-mittel gezehlet iſt/
ja gar inwendig nicht ſoll gebrauchet wer-
den.

Gebrauch.

Obwolen ſolcher ſafft ein gifftig etzende
Natur hat/ ſo ſind doch etliche Bauren-ſtar-
cke Maͤgen anzutreffen/ welche denſelben
auff 4. 6. biß 10. gran/ mit 12. biß 15. gran
Weinſtein-oder Wermuth-ſaltzes/ und Zim-
met oder Muſcatnuß vermiſcht erdulden/
und dadurch von vielen ſchleimigen feuch-
tigkeiten purgieret werden koͤnnen.

Beſſer aber wird dieſer Safft außwendig
gebraucht/ wie denn deſſelben oͤl mit ande-
ren Nerven-oͤlen vermiſchet/ und uͤber die
Schlaff-
ſucht/ kalte
fluͤſſe/ lam̃e
Glieder.
Scheitel/ Genick/ Ruckgrad/ und Gelen-
cke geſchmieret/ die Schlaffſucht vertreiben/
kalte Fluͤß vertheilen/ und die lammen Glie-
der wider zu recht bringen kan.

Das Pulver von dem Euphorbio iſt von
Faule
Bein.
den erfahrenen Wund-aͤrtzten ſehr koͤſtlich
in ſaͤuberung der faulen angeloffenen Bei-
nen erfunden worden/ denn ſo man es tro-
cken uͤber die Gebein ſtrewet/ ſo wird alle
in dem Bein ſitzende corroſiviſche ſaͤwre da-
durch auffgeſchlucket/ verzehret/ und hie-
mit der Natur zeit gegeben/ das faule von
dem guten außzuſtoſſen. Man kan ſolch
Pulver entweder allein gebrauchen/ oder
mit florentiniſcher Veyelwurtzen/ und O-
ſterlucey-wurtzel vermiſchen; oder auch mit
Brantenwein ſolch Pulver anfeuchten/
[Spaltenumbruch] und auff das ſchwartze faule Bein legen.

Wenn in dem Aderlaſſen/ oder ſonſtenVerwund-
te Sehn-
ader.

in einer Wunden ein Sehn-ader oder Ner-
ven geſtochen worden/ iſt kein beſſer mittel/
als folgendes Pflaſter gleich uͤbergeſchla-
gen/ welches den Schmertzen ſtillen/ Ge-
ſchwulſt vertheilen/ oder verhinderen/ ja den
Schaden wider bald heilen wird. Nim ein
loth Terbenthin/ miſche ein wenig gelb
Wachs ſamt 20. gran des pulvers Euphor-
bii
darunder/ ſtreichs auff tuch/ und lege es
uͤber.



CAPUT CLXVII.
Teuffels-dreck. Aſa fœtida.
Namen.

TEuffels-dreck heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]
[fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/ Laſer
Medicum fœtidum, Aſa fœtida.
En-
gliſch/ Devilsdung. Niderlaͤndiſch/ Duy-
vels-dreck.

Geſtalt.

Teuffels-dreck iſt ein Gummi oder ſafft
des Baums Laſeris oder Sylphii, welcher in
Medien/ Lybien und Syrien waͤchſt/ oder
vielmehr nach Jacobi Bontii bericht einer in
Perſien zwiſchen den Staͤtten Lara und Ga-
maron
wachſenden Bachweiden (Salicis aqua-
ticæ,)
und auß dero verwundten wurtzel und
den ſtengeln herauß fleußt/ hernach truck-
net/ und zu zaͤhen/ braunen Gummi-knol-
len wird. Den Namen Teuffels-dreck hat
dieſer Safft wegen ſeines abſchewlichen boͤ-
ſen Geſtancks uͤberkommen: der beſte riechet
etwas nach Knoblauch/ und hat einen bit-
teren/ ſcharffen/ beiſſenden Geſchmack.

Eigenſchafft.

Dieſes Gum̃i hat ein unreinen/ hartzich-
ten/ ſubtilen ſchwefel/ neben einem fluͤchti-
gen/ ſaurlichten ſaltz-geiſt bey ſich/ dahero
einige Tugend zu erduͤnneren/ zu zertheilen/
auff zuloͤſen/ zu heilen/ und Mutterwehe zu
vertreiben.

Gebrauch.

Es iſt dieſes Gummi bey den Jndiani-
ſchen Voͤlckeren/ heutiges Tages in groſ-
ſem Gebrauch/ nicht allein in der Artzney/
ſondern auch in der Speiß/ dieſelbe damit
wolgeſchmackt zu machen/ und wiewol ſol-
ches von wegen des uͤbelriechenden Geruchs
ſcheint unglaͤublich ſeyn/ ſo bezeuget doch
Garzias ab Horto lib. 1. Aromat. hiſtor. cap. 3.
daß ſolches gewiß/ und die Jndianiſchen
Voͤlcker einen ſonderlichen Luſt darzu ha-
ben/ und daß er auch ſelber ſolche Speiſen
verſuchet/ die er zimlich wolſchmackend be-
funden/ doch nicht ſo faſt als ſie die Jndia-
ner lobten. Aber wir Teutſchen wollen den
Jndianeren gern die Speiſen mit Teufels-
dreck zubereitet uͤberlaſſen/ und uns mit lieb-
licheren Geruͤchten vergnuͤgen.

D. Johan. Schrœderus, weyland Statt-artzt
zu Franckfurt/ ſchreibet in ſeiner Pharmac.
medic. chym. lib. 4. claſſ.
2. daß die/ welche mit
der fallenden Sucht behafftet/ ſo bald ſie
einen Rauch von dem Teuffels-dreck und
Bocks-horn empfinden/ mit dem anſtoß

dieſer
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[288/0304] Das Erſte Buch/ Geſtalt. Euphorbium iſt eine Staud/ offt biß zwey Manns-hoch auffwachſend/ mit einer di- cken/ gerad in die Erde hinunder gehenden/ und faßlen auff die ſeiten ſchickenden wur- tzel. Sein einfach auffſteigender Stam̃ iſt mit einer dicken außwendig braun-gruͤnen Rinde umbgeben/ under welcher ein wei- che ſafftige/ weiſſe materi an ſtatt des hol- tzes ligt/ darauß ſo wol als auß der verwund- ten Rinde ein Milchſafft haͤuffig flieſſet. Hat wenig blaͤtter/ und zwar drey an einem kurtzen/ dicken/ flachen ſtiel; und auch drey von einem ſtiel hangende Blumen/ mit fuͤnff dicken/ feſten/ ſcharffen/ bleichgruͤn- gelben blaͤttern gezieret. Die Frucht iſt flach/ gruͤn-weiß/ auch etwas roͤthlicht/ ei- nes zuſam̃en-ziehenden Geſchmacks/ waͤchſt in vielen Provintzien Aſiæ. Auß der verwundten Rinde nun wird der ſcharff-etzende Milchſafft/ in ſchlaͤuche/ oder glaͤſer geſamlet/ hernach durch das kochen zu einem dicken weißlichten ſafft gemacht/ und alſo in ledernen ſchlaͤuchen in frembde Laͤnder verſchicket. Er wird aber offt mit der Sarco- collâ und anderen Gummi verfaͤlſchet. Fuͤr ein andere art deß Euphorbii haltet man den in kleinen durchſcheinenden gelben kuͤgelein ſich findendẽ ſafft/ welches aber anders nichts als voriger erdickerte/ und zuſolchen kuͤgelein formierte ſafft zu ſeyn ſcheinet. Der beſte iſt lauter/ durchſcheinend/ weiß und gelblicht/ ſcharff-etzend und brennend. Eigenſchafft. Euphorbium-ſafft hat ein fluͤchtig ſehr ſcharff-etzendes/ mit einigen ſchwefel-theilen vergeſellſchafftes/ und daher auch brennen- des ſaltz/ darumb es billich under die hefftigſt purgierenden Artzney-mittel gezehlet iſt/ ja gar inwendig nicht ſoll gebrauchet wer- den. Gebrauch. Obwolen ſolcher ſafft ein gifftig etzende Natur hat/ ſo ſind doch etliche Bauren-ſtar- cke Maͤgen anzutreffen/ welche denſelben auff 4. 6. biß 10. gran/ mit 12. biß 15. gran Weinſtein-oder Wermuth-ſaltzes/ und Zim- met oder Muſcatnuß vermiſcht erdulden/ und dadurch von vielen ſchleimigen feuch- tigkeiten purgieret werden koͤnnen. Beſſer aber wird dieſer Safft außwendig gebraucht/ wie denn deſſelben oͤl mit ande- ren Nerven-oͤlen vermiſchet/ und uͤber die Scheitel/ Genick/ Ruckgrad/ und Gelen- cke geſchmieret/ die Schlaffſucht vertreiben/ kalte Fluͤß vertheilen/ und die lammen Glie- der wider zu recht bringen kan. Schlaff- ſucht/ kalte fluͤſſe/ lam̃e Glieder. Das Pulver von dem Euphorbio iſt von den erfahrenen Wund-aͤrtzten ſehr koͤſtlich in ſaͤuberung der faulen angeloffenen Bei- nen erfunden worden/ denn ſo man es tro- cken uͤber die Gebein ſtrewet/ ſo wird alle in dem Bein ſitzende corroſiviſche ſaͤwre da- durch auffgeſchlucket/ verzehret/ und hie- mit der Natur zeit gegeben/ das faule von dem guten außzuſtoſſen. Man kan ſolch Pulver entweder allein gebrauchen/ oder mit florentiniſcher Veyelwurtzen/ und O- ſterlucey-wurtzel vermiſchen; oder auch mit Brantenwein ſolch Pulver anfeuchten/ und auff das ſchwartze faule Bein legen. Faule Bein. Wenn in dem Aderlaſſen/ oder ſonſten in einer Wunden ein Sehn-ader oder Ner- ven geſtochen worden/ iſt kein beſſer mittel/ als folgendes Pflaſter gleich uͤbergeſchla- gen/ welches den Schmertzen ſtillen/ Ge- ſchwulſt vertheilen/ oder verhinderen/ ja den Schaden wider bald heilen wird. Nim ein loth Terbenthin/ miſche ein wenig gelb Wachs ſamt 20. gran des pulvers Euphor- bii darunder/ ſtreichs auff tuch/ und lege es uͤber. Verwund- te Sehn- ader. CAPUT CLXVII. Teuffels-dreck. Aſa fœtida. Namen. TEuffels-dreck heißt Griechiſch/ _ __. Lateiniſch/ Laſer Medicum fœtidum, Aſa fœtida. En- gliſch/ Devilsdung. Niderlaͤndiſch/ Duy- vels-dreck. Geſtalt. Teuffels-dreck iſt ein Gummi oder ſafft des Baums Laſeris oder Sylphii, welcher in Medien/ Lybien und Syrien waͤchſt/ oder vielmehr nach Jacobi Bontii bericht einer in Perſien zwiſchen den Staͤtten Lara und Ga- maron wachſenden Bachweiden (Salicis aqua- ticæ,) und auß dero verwundten wurtzel und den ſtengeln herauß fleußt/ hernach truck- net/ und zu zaͤhen/ braunen Gummi-knol- len wird. Den Namen Teuffels-dreck hat dieſer Safft wegen ſeines abſchewlichen boͤ- ſen Geſtancks uͤberkommen: der beſte riechet etwas nach Knoblauch/ und hat einen bit- teren/ ſcharffen/ beiſſenden Geſchmack. Eigenſchafft. Dieſes Gum̃i hat ein unreinen/ hartzich- ten/ ſubtilen ſchwefel/ neben einem fluͤchti- gen/ ſaurlichten ſaltz-geiſt bey ſich/ dahero einige Tugend zu erduͤnneren/ zu zertheilen/ auff zuloͤſen/ zu heilen/ und Mutterwehe zu vertreiben. Gebrauch. Es iſt dieſes Gummi bey den Jndiani- ſchen Voͤlckeren/ heutiges Tages in groſ- ſem Gebrauch/ nicht allein in der Artzney/ ſondern auch in der Speiß/ dieſelbe damit wolgeſchmackt zu machen/ und wiewol ſol- ches von wegen des uͤbelriechenden Geruchs ſcheint unglaͤublich ſeyn/ ſo bezeuget doch Garzias ab Horto lib. 1. Aromat. hiſtor. cap. 3. daß ſolches gewiß/ und die Jndianiſchen Voͤlcker einen ſonderlichen Luſt darzu ha- ben/ und daß er auch ſelber ſolche Speiſen verſuchet/ die er zimlich wolſchmackend be- funden/ doch nicht ſo faſt als ſie die Jndia- ner lobten. Aber wir Teutſchen wollen den Jndianeren gern die Speiſen mit Teufels- dreck zubereitet uͤberlaſſen/ und uns mit lieb- licheren Geruͤchten vergnuͤgen. D. Johan. Schrœderus, weyland Statt-artzt zu Franckfurt/ ſchreibet in ſeiner Pharmac. medic. chym. lib. 4. claſſ. 2. daß die/ welche mit der fallenden Sucht behafftet/ ſo bald ſie einen Rauch von dem Teuffels-dreck und Bocks-horn empfinden/ mit dem anſtoß dieſer

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/304>, abgerufen am 28.11.2024.