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[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.

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Wilhelm Walter.
würde, denn er verwirrte sich gar zu schnell
mit ihr in ein Gespräch, aus welchem er sich
hernach eben so wenig herauswikkeln konnte,
als wenn er mit dem dreifaltigen Markis
R** über die magischen Koniunkzionen aller
vorhandenen Substanzen disputirt hätte.

Das Frauenzimmer hat eine besondre
Forsche den Ton eines Gesprächs unvermerkt
nach Willkühr zu stimmen -- es weis sich
geschmeidig an die Jdeen der unbiegsamern
Männer zu schmiegen und sie nach ihren Ab-
sichten zu modeln, ohne daß diese nur einen
Gedanken an Verdacht hegen -- es durch-
späht mit einem flüchtigscheinenden Blik die
Tiefen und geheimen Winkel der Männerher-
zen und kann in den ersten Minuten der ersten
Konversazion schon den Karakter derselben
ausstudieren. -- Diese Wissenschaft des schö-
nen Geschlechts, welches vielleicht die einzige ist,
worinnen sie die männlichen Weisen, und hätten
sie auch drei Universitäten bezogen oder wären
sie Mitglieder dreier Akademien, übertreffen,
findet man besonders in grossen Städten und

bei

Wilhelm Walter.
wuͤrde, denn er verwirrte ſich gar zu ſchnell
mit ihr in ein Geſpraͤch, aus welchem er ſich
hernach eben ſo wenig herauswikkeln konnte,
als wenn er mit dem dreifaltigen Markis
R** uͤber die magiſchen Koniunkzionen aller
vorhandenen Subſtanzen disputirt haͤtte.

Das Frauenzimmer hat eine beſondre
Forſche den Ton eines Geſpraͤchs unvermerkt
nach Willkuͤhr zu ſtimmen — es weis ſich
geſchmeidig an die Jdeen der unbiegſamern
Maͤnner zu ſchmiegen und ſie nach ihren Ab-
ſichten zu modeln, ohne daß dieſe nur einen
Gedanken an Verdacht hegen — es durch-
ſpaͤht mit einem fluͤchtigſcheinenden Blik die
Tiefen und geheimen Winkel der Maͤnnerher-
zen und kann in den erſten Minuten der erſten
Konverſazion ſchon den Karakter derſelben
ausſtudieren. — Dieſe Wiſſenſchaft des ſchoͤ-
nen Geſchlechts, welches vielleicht die einzige iſt,
worinnen ſie die maͤnnlichen Weiſen, und haͤtten
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[61/0064] Wilhelm Walter. wuͤrde, denn er verwirrte ſich gar zu ſchnell mit ihr in ein Geſpraͤch, aus welchem er ſich hernach eben ſo wenig herauswikkeln konnte, als wenn er mit dem dreifaltigen Markis R** uͤber die magiſchen Koniunkzionen aller vorhandenen Subſtanzen disputirt haͤtte. Das Frauenzimmer hat eine beſondre Forſche den Ton eines Geſpraͤchs unvermerkt nach Willkuͤhr zu ſtimmen — es weis ſich geſchmeidig an die Jdeen der unbiegſamern Maͤnner zu ſchmiegen und ſie nach ihren Ab- ſichten zu modeln, ohne daß dieſe nur einen Gedanken an Verdacht hegen — es durch- ſpaͤht mit einem fluͤchtigſcheinenden Blik die Tiefen und geheimen Winkel der Maͤnnerher- zen und kann in den erſten Minuten der erſten Konverſazion ſchon den Karakter derſelben ausſtudieren. — Dieſe Wiſſenſchaft des ſchoͤ- nen Geſchlechts, welches vielleicht die einzige iſt, worinnen ſie die maͤnnlichen Weiſen, und haͤtten ſie auch drei Univerſitaͤten bezogen oder waͤren ſie Mitglieder dreier Akademien, uͤbertreffen, findet man beſonders in groſſen Staͤdten und bei

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Zitationshilfe: [Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/64>, abgerufen am 05.12.2024.