Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

Wilhelm Walter.
die grose Absicht des Ordens, welcher in
den frühesten Zeiten schon seinen Ursprung
nam, aber nach und nach, besonders in den
Jahrhunderten der allgemeinen Unwissenheit
so tief sank durch die Jgnoranz seiner Glie-
der, daß nur in wenigen Logen noch die ein-
zige hohe Weisheit, zu welcher man sich in
siebenfachen Staffeln emporarbeitet, zu fin-
den ist. Die Loge der Dreifaltigkeit ist die,
zu welcher ich mich zäle, und welche noch
das wahre, heilige Arkanum besizt -- ich
will Jhnen von ihrer innern Einrichtung nur
folgendes wenige sagen, damit ich Sie in
den Stand sezze, sich einen klaren Begrif
vom Zwekke und der Würde derselben bilden
zu können. -- -- Die Welt ist anizt also
beschaffen, daß man nur den Mann nach
Kleidern und Titeln zu schäzzen pflegt; bei-
des sind dem wahren Weisen Tändeleien,
aber mehr sind sie ihm alsdann, wenn sie
zu Mitteln werden, wodurch grose Jdeen
zur Wirklichkeit gebracht werden
. Die ge-
weihten Brüder der Dreifaltigkeit üben also

ge-

Wilhelm Walter.
die groſe Abſicht des Ordens, welcher in
den fruͤheſten Zeiten ſchon ſeinen Urſprung
nam, aber nach und nach, beſonders in den
Jahrhunderten der allgemeinen Unwiſſenheit
ſo tief ſank durch die Jgnoranz ſeiner Glie-
der, daß nur in wenigen Logen noch die ein-
zige hohe Weisheit, zu welcher man ſich in
ſiebenfachen Staffeln emporarbeitet, zu fin-
den iſt. Die Loge der Dreifaltigkeit iſt die,
zu welcher ich mich zaͤle, und welche noch
das wahre, heilige Arkanum beſizt — ich
will Jhnen von ihrer innern Einrichtung nur
folgendes wenige ſagen, damit ich Sie in
den Stand ſezze, ſich einen klaren Begrif
vom Zwekke und der Wuͤrde derſelben bilden
zu koͤnnen. — — Die Welt iſt anizt alſo
beſchaffen, daß man nur den Mann nach
Kleidern und Titeln zu ſchaͤzzen pflegt; bei-
des ſind dem wahren Weiſen Taͤndeleien,
aber mehr ſind ſie ihm alsdann, wenn ſie
zu Mitteln werden, wodurch groſe Jdeen
zur Wirklichkeit gebracht werden
. Die ge-
weihten Bruͤder der Dreifaltigkeit uͤben alſo

ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0043" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wilhelm Walter</hi>.</fw><lb/>
die gro&#x017F;e Ab&#x017F;icht des Ordens, welcher in<lb/>
den fru&#x0364;he&#x017F;ten Zeiten &#x017F;chon &#x017F;einen Ur&#x017F;prung<lb/>
nam, aber nach und nach, be&#x017F;onders in den<lb/>
Jahrhunderten der allgemeinen Unwi&#x017F;&#x017F;enheit<lb/>
&#x017F;o tief &#x017F;ank durch die Jgnoranz &#x017F;einer Glie-<lb/>
der, daß nur in wenigen Logen noch die ein-<lb/>
zige hohe Weisheit, zu welcher man &#x017F;ich in<lb/>
&#x017F;iebenfachen Staffeln emporarbeitet, zu fin-<lb/>
den i&#x017F;t. Die <hi rendition="#fr">Loge der Dreifaltigkeit</hi> i&#x017F;t die,<lb/>
zu welcher ich mich za&#x0364;le, und welche noch<lb/>
das wahre, heilige Arkanum be&#x017F;izt &#x2014; ich<lb/>
will Jhnen von ihrer innern Einrichtung nur<lb/>
folgendes wenige &#x017F;agen, damit ich Sie in<lb/>
den Stand &#x017F;ezze, &#x017F;ich einen klaren Begrif<lb/>
vom Zwekke und der Wu&#x0364;rde der&#x017F;elben bilden<lb/>
zu ko&#x0364;nnen. &#x2014; &#x2014; Die Welt i&#x017F;t anizt al&#x017F;o<lb/>
be&#x017F;chaffen, daß man nur den Mann nach<lb/>
Kleidern und Titeln zu &#x017F;cha&#x0364;zzen pflegt; bei-<lb/>
des &#x017F;ind dem wahren Wei&#x017F;en Ta&#x0364;ndeleien,<lb/>
aber mehr &#x017F;ind &#x017F;ie ihm <hi rendition="#fr">alsdann</hi>, wenn &#x017F;ie<lb/>
zu <hi rendition="#fr">Mitteln</hi> werden, wodurch <hi rendition="#fr">gro&#x017F;e Jdeen<lb/>
zur Wirklichkeit gebracht werden</hi>. Die ge-<lb/>
weihten Bru&#x0364;der der Dreifaltigkeit u&#x0364;ben al&#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0043] Wilhelm Walter. die groſe Abſicht des Ordens, welcher in den fruͤheſten Zeiten ſchon ſeinen Urſprung nam, aber nach und nach, beſonders in den Jahrhunderten der allgemeinen Unwiſſenheit ſo tief ſank durch die Jgnoranz ſeiner Glie- der, daß nur in wenigen Logen noch die ein- zige hohe Weisheit, zu welcher man ſich in ſiebenfachen Staffeln emporarbeitet, zu fin- den iſt. Die Loge der Dreifaltigkeit iſt die, zu welcher ich mich zaͤle, und welche noch das wahre, heilige Arkanum beſizt — ich will Jhnen von ihrer innern Einrichtung nur folgendes wenige ſagen, damit ich Sie in den Stand ſezze, ſich einen klaren Begrif vom Zwekke und der Wuͤrde derſelben bilden zu koͤnnen. — — Die Welt iſt anizt alſo beſchaffen, daß man nur den Mann nach Kleidern und Titeln zu ſchaͤzzen pflegt; bei- des ſind dem wahren Weiſen Taͤndeleien, aber mehr ſind ſie ihm alsdann, wenn ſie zu Mitteln werden, wodurch groſe Jdeen zur Wirklichkeit gebracht werden. Die ge- weihten Bruͤder der Dreifaltigkeit uͤben alſo ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/43
Zitationshilfe: [Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/43>, abgerufen am 22.11.2024.