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[Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789.

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Wilhelm Walter.

Ohne eine Antwort zu geben faßte der
Nekromantist, oder aus welchem Lichte er dem
guten Walter in dem Augenblik sonst erschienen
sein mag? die Hand desselben, sah ihm ernst,
mit starren durchdringenden Blikken in's Auge,
stand zwei Minuten lang unbeweglich vor
ihm und begann darauf mit halbleiser, feier-
licher Stimme unsern Novize in der Magie
sein Leben ohne des mindesten Umstandes zu

ver-
zweig machen und (eigne Worte des Autors)
solche saubere Dingerchen in Gläsern wie Flie-
gen oder Ameisen auf die Leipziger Messe ver-
senden
. Allein ahndete es ihm oder sagten es
ihm seine Teufelchen selbst, daß er dieser Kräme-
rei willen Verantwortung haben dürfte, es un-
terblieb. -- -- Zeiler berichtet uns (in seiner
Schazkammer göldner Sendschreiben p. 813.)
unter andern mit vertraulicher Miene, daß wei-
land ein Edelmann in der Pikkardie bei Villiers
Koßeret einen [s]piritum Familiarem in einem
Ringe gehabt habe, welchen er sehr sklavisch
hielt, weil er ihn von einem Spanier glaubte
zu theuer gekauft zu haben. Da er ihn endlich
gar ins Feuer warf fuhr der Teufel aus dem
Ringe in den Herrn Ritter, und dieser ward
toll. Der Diable boiteux des Herrn le Sage
war gewis auch von der Race. --
Wilhelm Walter.

Ohne eine Antwort zu geben faßte der
Nekromantiſt, oder aus welchem Lichte er dem
guten Walter in dem Augenblik ſonſt erſchienen
ſein mag? die Hand deſſelben, ſah ihm ernſt,
mit ſtarren durchdringenden Blikken in's Auge,
ſtand zwei Minuten lang unbeweglich vor
ihm und begann darauf mit halbleiſer, feier-
licher Stimme unſern Novize in der Magie
ſein Leben ohne des mindeſten Umſtandes zu

ver-
zweig machen und (eigne Worte des Autors)
ſolche ſaubere Dingerchen in Glaͤſern wie Flie-
gen oder Ameiſen auf die Leipziger Meſſe ver-
ſenden
. Allein ahndete es ihm oder ſagten es
ihm ſeine Teufelchen ſelbſt, daß er dieſer Kraͤme-
rei willen Verantwortung haben duͤrfte, es un-
terblieb. — — Zeiler berichtet uns (in ſeiner
Schazkammer goͤldner Sendſchreiben p. 813.)
unter andern mit vertraulicher Miene, daß wei-
land ein Edelmann in der Pikkardie bei Villiers
Koßeret einen [ſ]piritum Familiarem in einem
Ringe gehabt habe, welchen er ſehr ſklaviſch
hielt, weil er ihn von einem Spanier glaubte
zu theuer gekauft zu haben. Da er ihn endlich
gar ins Feuer warf fuhr der Teufel aus dem
Ringe in den Herrn Ritter, und dieſer ward
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[26/0029] Wilhelm Walter. Ohne eine Antwort zu geben faßte der Nekromantiſt, oder aus welchem Lichte er dem guten Walter in dem Augenblik ſonſt erſchienen ſein mag? die Hand deſſelben, ſah ihm ernſt, mit ſtarren durchdringenden Blikken in's Auge, ſtand zwei Minuten lang unbeweglich vor ihm und begann darauf mit halbleiſer, feier- licher Stimme unſern Novize in der Magie ſein Leben ohne des mindeſten Umſtandes zu ver- *) *) zweig machen und (eigne Worte des Autors) ſolche ſaubere Dingerchen in Glaͤſern wie Flie- gen oder Ameiſen auf die Leipziger Meſſe ver- ſenden. Allein ahndete es ihm oder ſagten es ihm ſeine Teufelchen ſelbſt, daß er dieſer Kraͤme- rei willen Verantwortung haben duͤrfte, es un- terblieb. — — Zeiler berichtet uns (in ſeiner Schazkammer goͤldner Sendſchreiben p. 813.) unter andern mit vertraulicher Miene, daß wei- land ein Edelmann in der Pikkardie bei Villiers Koßeret einen ſpiritum Familiarem in einem Ringe gehabt habe, welchen er ſehr ſklaviſch hielt, weil er ihn von einem Spanier glaubte zu theuer gekauft zu haben. Da er ihn endlich gar ins Feuer warf fuhr der Teufel aus dem Ringe in den Herrn Ritter, und dieſer ward toll. Der Diable boiteux des Herrn le Sage war gewis auch von der Race. —

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Zitationshilfe: [Zschokke, Heinrich]: Geister und Geisterseher oder Leben und frühes Ende eines Nekromantisten. Küstrin, 1789, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_geister_1789/29>, abgerufen am 28.03.2024.