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Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Ring passe ihm vortrefflich; aber bei Franziska fand er, der Ring wäre wie ausschließlich für ihn gemacht. Und er tröstete Jede gar beredt und fragte sie: ob ein Bräutigam solche Thränen verdiene, der sein Liebchen so schnöde verlassen und an der Seite einer leichtfertigen Buhlin Ring und Herz wegwerfen könne? Und er spielte seine Rolle bei Jeder so gut, wie bei Jacobea, und wußte zuletzt Jede zu trösten; Jeder machte er Geschenke, Jeder bot er sein Herz und die Grafschaft, und Jede gewöhnte sich bald an sein blasses Gesicht.

Die drei Freundinnen aber machten sich gegenseitig aus ihrem Umgänge mit dem Grafen und aus ihren Entwürfen ein Geheimniß; denn Eine fürchtete die Andere, daß sie ihr Netz nach dem reichen Liebhaber auswerfen möchte. Sie besuchten sich nicht mehr, wie sonst, und ärgerten sich sehr, wenn sie zufällig erfuhren, daß der Graf auch die Bekanntschaft der andern unterhalte. Eine auf die Andere eifersüchtig, wollte es den Uebrigen zuvorthun, ließ sich anfangs Liebkosungen gefallen und erwiderte endlich dieselben, um den Anbeter enger zu fesseln.

Niemand freute sich dieser Eifersucht mehr, als der lose Graf. Denn vermittelt derselben gewann er in kurzer Zeit immer größere Vortheile über die drei Schönen. Zwar betheuerte er Jeder, bei Allem was heilig im Himmel ist, daß er die Uebrigen häßlich und albern fände, aber doch müsse er sie von Zeit zu Zeit,

Ring passe ihm vortrefflich; aber bei Franziska fand er, der Ring wäre wie ausschließlich für ihn gemacht. Und er tröstete Jede gar beredt und fragte sie: ob ein Bräutigam solche Thränen verdiene, der sein Liebchen so schnöde verlassen und an der Seite einer leichtfertigen Buhlin Ring und Herz wegwerfen könne? Und er spielte seine Rolle bei Jeder so gut, wie bei Jacobea, und wußte zuletzt Jede zu trösten; Jeder machte er Geschenke, Jeder bot er sein Herz und die Grafschaft, und Jede gewöhnte sich bald an sein blasses Gesicht.

Die drei Freundinnen aber machten sich gegenseitig aus ihrem Umgänge mit dem Grafen und aus ihren Entwürfen ein Geheimniß; denn Eine fürchtete die Andere, daß sie ihr Netz nach dem reichen Liebhaber auswerfen möchte. Sie besuchten sich nicht mehr, wie sonst, und ärgerten sich sehr, wenn sie zufällig erfuhren, daß der Graf auch die Bekanntschaft der andern unterhalte. Eine auf die Andere eifersüchtig, wollte es den Uebrigen zuvorthun, ließ sich anfangs Liebkosungen gefallen und erwiderte endlich dieselben, um den Anbeter enger zu fesseln.

Niemand freute sich dieser Eifersucht mehr, als der lose Graf. Denn vermittelt derselben gewann er in kurzer Zeit immer größere Vortheile über die drei Schönen. Zwar betheuerte er Jeder, bei Allem was heilig im Himmel ist, daß er die Uebrigen häßlich und albern fände, aber doch müsse er sie von Zeit zu Zeit,

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[0073] Ring passe ihm vortrefflich; aber bei Franziska fand er, der Ring wäre wie ausschließlich für ihn gemacht. Und er tröstete Jede gar beredt und fragte sie: ob ein Bräutigam solche Thränen verdiene, der sein Liebchen so schnöde verlassen und an der Seite einer leichtfertigen Buhlin Ring und Herz wegwerfen könne? Und er spielte seine Rolle bei Jeder so gut, wie bei Jacobea, und wußte zuletzt Jede zu trösten; Jeder machte er Geschenke, Jeder bot er sein Herz und die Grafschaft, und Jede gewöhnte sich bald an sein blasses Gesicht. Die drei Freundinnen aber machten sich gegenseitig aus ihrem Umgänge mit dem Grafen und aus ihren Entwürfen ein Geheimniß; denn Eine fürchtete die Andere, daß sie ihr Netz nach dem reichen Liebhaber auswerfen möchte. Sie besuchten sich nicht mehr, wie sonst, und ärgerten sich sehr, wenn sie zufällig erfuhren, daß der Graf auch die Bekanntschaft der andern unterhalte. Eine auf die Andere eifersüchtig, wollte es den Uebrigen zuvorthun, ließ sich anfangs Liebkosungen gefallen und erwiderte endlich dieselben, um den Anbeter enger zu fesseln. Niemand freute sich dieser Eifersucht mehr, als der lose Graf. Denn vermittelt derselben gewann er in kurzer Zeit immer größere Vortheile über die drei Schönen. Zwar betheuerte er Jeder, bei Allem was heilig im Himmel ist, daß er die Uebrigen häßlich und albern fände, aber doch müsse er sie von Zeit zu Zeit,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:15:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:15:44Z)

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Zitationshilfe: Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschokke_gast_1910/73>, abgerufen am 25.11.2024.