Zschokke, Heinrich: Der todte Gast. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [59]–219. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Throne niederzuhauen, er ginge. Freut euch auf die Grafschaft nicht zu sehr. Indem die Jungfrauen noch um die Grafschaft stritten, entstand ein heftiges Getrappel jagender Rosse auf der Straße vom Thore her. Flugs alle drei Mädchen zum Fenster. Es war aber ein schreckliches Wetter draußen; der Regen schoß in Strömen auf die Gasse. von allen Dächern und Rinnen. Der Sturmwind sausete und trieb die Fluten des Regens gegen Häuser und Fenster. Daß sich's Gott erbarme! rief Jacobea. Wer bei solchem Wetter noch unterwegs ist, der reiset gewiß nicht aus Lust. Den treibt die wilde Noth! sagte Veronika. Oder das böse Gewissen! setzte Franziska hinzu. Gegenüber vor dem Wirthshause zum Lindwurm hielten dreizehn Herren zu Pferde still und stiegen eilfertig ab. Zwölf blieben bei den Rossen, der dreizehnte in weißen Kleidern ging in das Haus des Wirthes. Bald kam der Wirth mit den Knechten. Die Pferde wurden in den Stall, die Herren ins Wirthshaus geführt. Trotz dem Regen lief Volk in der Gasse zusammen, die fremden Reiter und Pferde zu sehen. Das schönste Roß gehörte dem weißen Herrn; es war ein schneeweißer Schimmel mit prächtigem Geschirr. Wenn das der Winterkönig wäre! riefen die drei Jungfrauen, wie, sie sich von den Fenstern abwandten, Throne niederzuhauen, er ginge. Freut euch auf die Grafschaft nicht zu sehr. Indem die Jungfrauen noch um die Grafschaft stritten, entstand ein heftiges Getrappel jagender Rosse auf der Straße vom Thore her. Flugs alle drei Mädchen zum Fenster. Es war aber ein schreckliches Wetter draußen; der Regen schoß in Strömen auf die Gasse. von allen Dächern und Rinnen. Der Sturmwind sausete und trieb die Fluten des Regens gegen Häuser und Fenster. Daß sich's Gott erbarme! rief Jacobea. Wer bei solchem Wetter noch unterwegs ist, der reiset gewiß nicht aus Lust. Den treibt die wilde Noth! sagte Veronika. Oder das böse Gewissen! setzte Franziska hinzu. Gegenüber vor dem Wirthshause zum Lindwurm hielten dreizehn Herren zu Pferde still und stiegen eilfertig ab. Zwölf blieben bei den Rossen, der dreizehnte in weißen Kleidern ging in das Haus des Wirthes. Bald kam der Wirth mit den Knechten. Die Pferde wurden in den Stall, die Herren ins Wirthshaus geführt. Trotz dem Regen lief Volk in der Gasse zusammen, die fremden Reiter und Pferde zu sehen. Das schönste Roß gehörte dem weißen Herrn; es war ein schneeweißer Schimmel mit prächtigem Geschirr. Wenn das der Winterkönig wäre! riefen die drei Jungfrauen, wie, sie sich von den Fenstern abwandten, <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="10"> <p><pb facs="#f0064"/> Throne niederzuhauen, er ginge. Freut euch auf die Grafschaft nicht zu sehr.</p><lb/> <p>Indem die Jungfrauen noch um die Grafschaft stritten, entstand ein heftiges Getrappel jagender Rosse auf der Straße vom Thore her. Flugs alle drei Mädchen zum Fenster. Es war aber ein schreckliches Wetter draußen; der Regen schoß in Strömen auf die Gasse. von allen Dächern und Rinnen. Der Sturmwind sausete und trieb die Fluten des Regens gegen Häuser und Fenster.</p><lb/> <p>Daß sich's Gott erbarme! rief Jacobea. Wer bei solchem Wetter noch unterwegs ist, der reiset gewiß nicht aus Lust.</p><lb/> <p>Den treibt die wilde Noth! sagte Veronika.</p><lb/> <p>Oder das böse Gewissen! setzte Franziska hinzu.</p><lb/> <p>Gegenüber vor dem Wirthshause zum Lindwurm hielten dreizehn Herren zu Pferde still und stiegen eilfertig ab. Zwölf blieben bei den Rossen, der dreizehnte in weißen Kleidern ging in das Haus des Wirthes. Bald kam der Wirth mit den Knechten. Die Pferde wurden in den Stall, die Herren ins Wirthshaus geführt. Trotz dem Regen lief Volk in der Gasse zusammen, die fremden Reiter und Pferde zu sehen. Das schönste Roß gehörte dem weißen Herrn; es war ein schneeweißer Schimmel mit prächtigem Geschirr.</p><lb/> <p>Wenn das der Winterkönig wäre! riefen die drei Jungfrauen, wie, sie sich von den Fenstern abwandten,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0064]
Throne niederzuhauen, er ginge. Freut euch auf die Grafschaft nicht zu sehr.
Indem die Jungfrauen noch um die Grafschaft stritten, entstand ein heftiges Getrappel jagender Rosse auf der Straße vom Thore her. Flugs alle drei Mädchen zum Fenster. Es war aber ein schreckliches Wetter draußen; der Regen schoß in Strömen auf die Gasse. von allen Dächern und Rinnen. Der Sturmwind sausete und trieb die Fluten des Regens gegen Häuser und Fenster.
Daß sich's Gott erbarme! rief Jacobea. Wer bei solchem Wetter noch unterwegs ist, der reiset gewiß nicht aus Lust.
Den treibt die wilde Noth! sagte Veronika.
Oder das böse Gewissen! setzte Franziska hinzu.
Gegenüber vor dem Wirthshause zum Lindwurm hielten dreizehn Herren zu Pferde still und stiegen eilfertig ab. Zwölf blieben bei den Rossen, der dreizehnte in weißen Kleidern ging in das Haus des Wirthes. Bald kam der Wirth mit den Knechten. Die Pferde wurden in den Stall, die Herren ins Wirthshaus geführt. Trotz dem Regen lief Volk in der Gasse zusammen, die fremden Reiter und Pferde zu sehen. Das schönste Roß gehörte dem weißen Herrn; es war ein schneeweißer Schimmel mit prächtigem Geschirr.
Wenn das der Winterkönig wäre! riefen die drei Jungfrauen, wie, sie sich von den Fenstern abwandten,
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