Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.Gleich aber/ nach geschlossen Frieden/ ließ/ der König von Franckreich/ sich sorgfältig angelegen seyn/ den Kriegs-begierlichen Eyffer seiner Nachbahrn/ durch den Schein- und Blend-Werck/ dieses Friedens/ zu besänftigen. Er ordnete eine prächtige Ambassade nach Madrid ab/ wohin er zugleich eine ziemliche Anzahl/ von des/ auf Spanisch gekleideten/ Hertzogs von Anjou contrefaiten/ heimlich hinein/ und unter der Hand denen Leuten beybringen liesse/ daß dieser Printz/ nichts weniger/ als einen Frantzösischen Sinn und humeur habe/ daß ihme alle diejenige qualitaeten angebohren wären/ die man in Spanien hoch achtet/ und daß ihm nichts fehle / als nur die Gebuhrt/ um gantz und gar ein Spanier zu seyn. Mit einem Worte / man striche selbigen nach allen denjenigen Stücken heraus/ die ihn zu einen universal Erben Carl des II. konten beliebt und gültig machen. Als nun Engelland und Holland die folgende consequentien vorgesehen/ haben selbige/ um die Vereinigung Spaniens mit Franckreich zu verhüten; in Vorschlag gebracht/ einen Theilungs oder Partage. Tractat zu machen/ welchen dann der Allerchristlichste König gar gerne angenommen/ um nur keinen Argwohn zu geben. Allein/ er ließ annoch/ dessen ungeachtet/ zu Madrid diejenigen intrigues und heimliche Kunst-Griffe/ in faveur des Hertzogs von Anjou, fortsetzen/ und dabey insinuiren/ daß die Zeit kostbar/ und wohl in acht zu nehmen sey/ daß die Spanier nur noch diese eintzige Gelegenheit hätten/ ihre Monarchie gantz/ und unzertheilt zu erhalten; wenn sie selbige nemlich/ dem Hertzoge von Anjou, geben würden: daß sonsten/ eben diese Monarchie, ein Raub/ frembder Nationen / werden möchte. Daß die Spanier/ durch dieses Mittel/ die Alliantz/ eines sehr grossen Königes/ meritirtin/ dessen Macht und Reichthum angewendet werden solte/ um dem Königreich Spanien seinen alten lustre, und herrliches Ansehen / wieder zu geben/ und diejenige Völcker unter seinem Gehorsam zu bringen/ die sich davon abgezogen und loß gemacht hätten. Diese/ und viele andere Reden/ hatten ihre gute Wirckung/ bey einigen Grossen von Spanien/ welche das Dessein mit einander concertiret/ die Sache dahin zu richten/ daß der Hertzog von Anjou möchte beliebet und angenommen werden/ bloß aus Furcht/ sie würden sonst ihre Monarchie zertheilt sehen müssen/ massen denn gantz gewiß ist/ daß nichts mehrers die Spanischen Grandes chagriniren könte/ als daß ihnen diejenige schöne Länder entzogen und weggerissen werden solten/ welche sie in Italien besitzen/ allwo sie eine Quelle so vielen Reichthumes/ samt hochansehnlichen Würden und Ehren-Stellen funden. Man erkannte hierauf/ Franckreichs Falschheit und Untreu/ zu spat: und man sahe / daß keine Zeit mehr übrig/ und der Hertzog von Anjou schon angenommen/ auch Spanien an Franckreich so vereinigt sey/ daß sie künftig beyde/ nur ein einiges Reich ausmachen würden/ und daß die Königliche Würde/ des Hertzogs von Anjou, ein lehrer Titel und Spiegelfechten Gleich aber/ nach geschlossen Frieden/ ließ/ der König von Franckreich/ sich sorgfältig angelegen seyn/ den Kriegs-begierlichen Eyffer seiner Nachbahrn/ durch den Schein- und Blend-Werck/ dieses Friedens/ zu besänftigen. Er ordnete eine prächtige Ambassade nach Madrid ab/ wohin er zugleich eine ziemliche Anzahl/ von des/ auf Spanisch gekleideten/ Hertzogs von Anjou contrefaiten/ heimlich hinein/ und unter der Hand denen Leuten beybringen liesse/ daß dieser Printz/ nichts weniger/ als einen Frantzösischen Sinn und humeur habe/ daß ihme alle diejenige qualitaeten angebohren wären/ die man in Spanien hoch achtet/ und daß ihm nichts fehle / als nur die Gebuhrt/ um gantz und gar ein Spanier zu seyn. Mit einem Worte / man striche selbigen nach allen denjenigen Stücken heraus/ die ihn zu einen universal Erben Carl des II. konten beliebt und gültig machen. Als nun Engelland und Holland die folgende consequentien vorgesehen/ haben selbige/ um die Vereinigung Spaniens mit Franckreich zu verhüten; in Vorschlag gebracht/ einen Theilungs oder Partage. Tractat zu machen/ welchen dann der Allerchristlichste König gar gerne angenommen/ um nur keinen Argwohn zu geben. Allein/ er ließ annoch/ dessen ungeachtet/ zu Madrid diejenigen intrigues und heimliche Kunst-Griffe/ in faveur des Hertzogs von Anjou, fortsetzen/ und dabey insinuiren/ daß die Zeit kostbar/ und wohl in acht zu nehmen sey/ daß die Spanier nur noch diese eintzige Gelegenheit hätten/ ihre Monarchie gantz/ und unzertheilt zu erhalten; wenn sie selbige nemlich/ dem Hertzoge von Anjou, geben würden: daß sonsten/ eben diese Monarchie, ein Raub/ frembder Nationen / werden möchte. Daß die Spanier/ durch dieses Mittel/ die Alliantz/ eines sehr grossen Königes/ meritirtin/ dessen Macht und Reichthum angewendet werden solte/ um dem Königreich Spanien seinen alten lustre, und herrliches Ansehen / wieder zu geben/ und diejenige Völcker unter seinem Gehorsam zu bringen/ die sich davon abgezogen und loß gemacht hätten. Diese/ und viele andere Reden/ hatten ihre gute Wirckung/ bey einigen Grossen von Spanien/ welche das Dessein mit einander concertiret/ die Sache dahin zu richten/ daß der Hertzog von Anjou möchte beliebet und angenommen werden/ bloß aus Furcht/ sie würden sonst ihre Monarchie zertheilt sehen müssen/ massen denn gantz gewiß ist/ daß nichts mehrers die Spanischen Grandes chagriniren könte/ als daß ihnen diejenige schöne Länder entzogen und weggerissen werden solten/ welche sie in Italien besitzen/ allwo sie eine Quelle so vielen Reichthumes/ samt hochansehnlichen Würden und Ehren-Stellen funden. Man erkannte hierauf/ Franckreichs Falschheit und Untreu/ zu spat: und man sahe / daß keine Zeit mehr übrig/ und der Hertzog von Anjou schon angenommen/ auch Spanien an Franckreich so vereinigt sey/ daß sie künftig beyde/ nur ein einiges Reich ausmachen würden/ und daß die Königliche Würde/ des Hertzogs von Anjou, ein lehrer Titel und Spiegelfechten <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0068" n="26"/> Gleich aber/ nach geschlossen Frieden/ ließ/ der König von Franckreich/ sich sorgfältig angelegen seyn/ den Kriegs-begierlichen Eyffer seiner Nachbahrn/ durch den Schein- und Blend-Werck/ dieses Friedens/ zu besänftigen. Er ordnete eine prächtige Ambassade nach Madrid ab/ wohin er zugleich eine ziemliche Anzahl/ von des/ auf Spanisch gekleideten/ Hertzogs von Anjou contrefaiten/ heimlich hinein/ und unter der Hand denen Leuten beybringen liesse/ daß dieser Printz/ nichts weniger/ als einen Frantzösischen Sinn und humeur habe/ daß ihme alle diejenige qualitaeten angebohren wären/ die man in Spanien hoch achtet/ und daß ihm nichts fehle / als nur die Gebuhrt/ um gantz und gar ein Spanier zu seyn. Mit einem Worte / man striche selbigen nach allen denjenigen Stücken heraus/ die ihn zu einen universal Erben Carl des II. konten beliebt und gültig machen. Als nun Engelland und Holland die folgende consequentien vorgesehen/ haben selbige/ um die Vereinigung Spaniens mit Franckreich zu verhüten; in Vorschlag gebracht/ einen Theilungs oder Partage. Tractat zu machen/ welchen dann der Allerchristlichste König gar gerne angenommen/ um nur keinen Argwohn zu geben. Allein/ er ließ annoch/ dessen ungeachtet/ zu Madrid diejenigen intrigues und heimliche Kunst-Griffe/ in faveur des Hertzogs von Anjou, fortsetzen/ und dabey insinuiren/ daß die Zeit kostbar/ und wohl in acht zu nehmen sey/ daß die Spanier nur noch diese eintzige Gelegenheit hätten/ ihre Monarchie gantz/ und unzertheilt zu erhalten; wenn sie selbige nemlich/ dem Hertzoge von Anjou, geben würden: daß sonsten/ eben diese Monarchie, ein Raub/ frembder Nationen / werden möchte. Daß die Spanier/ durch dieses Mittel/ die Alliantz/ eines sehr grossen Königes/ meritirtin/ dessen Macht und Reichthum angewendet werden solte/ um dem Königreich Spanien seinen alten lustre, und herrliches Ansehen / wieder zu geben/ und diejenige Völcker unter seinem Gehorsam zu bringen/ die sich davon abgezogen und loß gemacht hätten.</p> <p>Diese/ und viele andere Reden/ hatten ihre gute Wirckung/ bey einigen Grossen von Spanien/ welche das Dessein mit einander concertiret/ die Sache dahin zu richten/ daß der Hertzog von Anjou möchte beliebet und angenommen werden/ bloß aus Furcht/ sie würden sonst ihre Monarchie zertheilt sehen müssen/ massen denn gantz gewiß ist/ daß nichts mehrers die Spanischen Grandes chagriniren könte/ als daß ihnen diejenige schöne Länder entzogen und weggerissen werden solten/ welche sie in Italien besitzen/ allwo sie eine Quelle so vielen Reichthumes/ samt hochansehnlichen Würden und Ehren-Stellen funden. Man erkannte hierauf/ Franckreichs Falschheit und Untreu/ zu spat: und man sahe / daß keine Zeit mehr übrig/ und der Hertzog von Anjou schon angenommen/ auch Spanien an Franckreich so vereinigt sey/ daß sie künftig beyde/ nur ein einiges Reich ausmachen würden/ und daß die Königliche Würde/ des Hertzogs von Anjou, ein lehrer Titel und Spiegelfechten </p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0068]
Gleich aber/ nach geschlossen Frieden/ ließ/ der König von Franckreich/ sich sorgfältig angelegen seyn/ den Kriegs-begierlichen Eyffer seiner Nachbahrn/ durch den Schein- und Blend-Werck/ dieses Friedens/ zu besänftigen. Er ordnete eine prächtige Ambassade nach Madrid ab/ wohin er zugleich eine ziemliche Anzahl/ von des/ auf Spanisch gekleideten/ Hertzogs von Anjou contrefaiten/ heimlich hinein/ und unter der Hand denen Leuten beybringen liesse/ daß dieser Printz/ nichts weniger/ als einen Frantzösischen Sinn und humeur habe/ daß ihme alle diejenige qualitaeten angebohren wären/ die man in Spanien hoch achtet/ und daß ihm nichts fehle / als nur die Gebuhrt/ um gantz und gar ein Spanier zu seyn. Mit einem Worte / man striche selbigen nach allen denjenigen Stücken heraus/ die ihn zu einen universal Erben Carl des II. konten beliebt und gültig machen. Als nun Engelland und Holland die folgende consequentien vorgesehen/ haben selbige/ um die Vereinigung Spaniens mit Franckreich zu verhüten; in Vorschlag gebracht/ einen Theilungs oder Partage. Tractat zu machen/ welchen dann der Allerchristlichste König gar gerne angenommen/ um nur keinen Argwohn zu geben. Allein/ er ließ annoch/ dessen ungeachtet/ zu Madrid diejenigen intrigues und heimliche Kunst-Griffe/ in faveur des Hertzogs von Anjou, fortsetzen/ und dabey insinuiren/ daß die Zeit kostbar/ und wohl in acht zu nehmen sey/ daß die Spanier nur noch diese eintzige Gelegenheit hätten/ ihre Monarchie gantz/ und unzertheilt zu erhalten; wenn sie selbige nemlich/ dem Hertzoge von Anjou, geben würden: daß sonsten/ eben diese Monarchie, ein Raub/ frembder Nationen / werden möchte. Daß die Spanier/ durch dieses Mittel/ die Alliantz/ eines sehr grossen Königes/ meritirtin/ dessen Macht und Reichthum angewendet werden solte/ um dem Königreich Spanien seinen alten lustre, und herrliches Ansehen / wieder zu geben/ und diejenige Völcker unter seinem Gehorsam zu bringen/ die sich davon abgezogen und loß gemacht hätten.
Diese/ und viele andere Reden/ hatten ihre gute Wirckung/ bey einigen Grossen von Spanien/ welche das Dessein mit einander concertiret/ die Sache dahin zu richten/ daß der Hertzog von Anjou möchte beliebet und angenommen werden/ bloß aus Furcht/ sie würden sonst ihre Monarchie zertheilt sehen müssen/ massen denn gantz gewiß ist/ daß nichts mehrers die Spanischen Grandes chagriniren könte/ als daß ihnen diejenige schöne Länder entzogen und weggerissen werden solten/ welche sie in Italien besitzen/ allwo sie eine Quelle so vielen Reichthumes/ samt hochansehnlichen Würden und Ehren-Stellen funden. Man erkannte hierauf/ Franckreichs Falschheit und Untreu/ zu spat: und man sahe / daß keine Zeit mehr übrig/ und der Hertzog von Anjou schon angenommen/ auch Spanien an Franckreich so vereinigt sey/ daß sie künftig beyde/ nur ein einiges Reich ausmachen würden/ und daß die Königliche Würde/ des Hertzogs von Anjou, ein lehrer Titel und Spiegelfechten
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Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/68>, abgerufen am 19.07.2024. |