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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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weil er ohne Leibes Erben verstorben/ als dererjenigen ihres/ die durch eine zahlreiche Nachkommenschaft ihren Nahmen verewiget haben. Dieser unvermuhtete Todes-Fall nun/ war ein solcher Donnerschlag/ worüber gantz Europa erblaßte/ und zwar dieß umb so viel mehr/ weil man ein gewisses Testament von dem verstorbenen Könige ans Licht brachte/ worinnen derselbe vom Partage-Tractat verworffen/ und Philippum, Hertzogen von Anjou, zweyten Sohn des Dauphins, zu seinen Universal-Erben eingesetzet haben solte. Man erkannte damahls gar wohl/ daß dieses Testament demjenigen Vergleiche zuwider wäre/ welchen Engelland/ Holland/ und Portugall zur Erhaltung der Ruhe vom Europa/ und üm die fatale und höchst nachtheilige Vereinbahrung der beyden Königreiche/ Franckreich und Spanien zu verhindern / mit einander gemacht hatten/ und üm dessentwillen Franckreich das Testament nicht annehmen sollen. Man erinnerte sich auch hierbey wiederum/ daß zu eben dieser Zeit/ da der König von Franckreich den Partage-Tractat gemachet/ sein Ambassadeur zu Madrid/ auf das stärckste und eiffrigste angehalten/ üm die Sache dahin zu bringen/ daß der Hertzog von Anjou zum Universal-Erben declariret werden möchte. Der Catholische König/ war also kaum verschieden / als so gleich die Regenten von Spanien/ einige Expresse an den König von Franckreich abfertigten/ demselben das Testament/ worinnen der Hertzog von Anjou beruffen wurde/ zu überbringen/ deme sie annoch einige Schreiben beygefügt/ in welchen sie Sr. Majestät ersuchten/ das Testament anzuneh[unleserliches Material]en / und dem Enckel/ den Hertzog von Anjou, ihnen zu einen König von Spanien zu überlassen: gleich als ob bey Seiner Allerchristlichsten Majestät nöhtig gewesen wäre/ dieselbe um eine solche Sache zu bitten/ welche sie ohne das inbrünstig verlangten. Alleine/ man muste doch etwas zum Scheine thun: wie dann auch dieser Printz sich nicht lange darüber bedacht hat. Den dritten Tag/ schickte er seine Antwort an die Regenten zurück/ die auf eine solche Art eingerichtet / als ob er ihnen hierunter noch eine grosse Wohlthat erzeiget/ und daß sein Enckel ihm gleichsam mit gewalt entrissen würde/ damit er selben/ denen Wünschen und Bitten von gantz Spanien schencken möchte. Er gebrauchte sich darbey gar prächtiger Worte/ um dadurch die Spanische Nation zu gewinnen: und versprach/ Sie auf dem höchsten Gipffel der Grösse und Hoheit/ wohin selbige zu steigen verlangen möchte/ zu erheben/ und ihr vormahliges Ansehen wieder zu erwerben helffen. Dieses waren gewiß solche Worte/ die vor eine Drohung vor diejenigen Printzen zu achten stunden/ die sich der Spanifchen Herrschaft entzogen hatten. Solchergestalt ist nun der Partage-Tractat, welchen der König von Franckreich kürtzlich mit Engelland/ Holland und Portugall geschlossen gehabt/ und wozu Sr. Allerchristlichsten Majestät/ alle Könige und Fürsten der Christenheit eingeladen hatten/ eludirt und hindangesetzet worden. Hierauf wurde im An-

weil er ohne Leibes Erben verstorben/ als dererjenigen ihres/ die durch eine zahlreiche Nachkommenschaft ihren Nahmen verewiget haben. Dieser unvermuhtete Todes-Fall nun/ war ein solcher Donnerschlag/ worüber gantz Europa erblaßte/ und zwar dieß umb so viel mehr/ weil man ein gewisses Testament von dem verstorbenen Könige ans Licht brachte/ worinnen derselbe vom Partage-Tractat verworffen/ und Philippum, Hertzogen von Anjou, zweyten Sohn des Dauphins, zu seinen Universal-Erben eingesetzet haben solte. Man erkannte damahls gar wohl/ daß dieses Testament demjenigen Vergleiche zuwider wäre/ welchen Engelland/ Holland/ und Portugall zur Erhaltung der Ruhe vom Europa/ und üm die fatale und höchst nachtheilige Vereinbahrung der beyden Königreiche/ Franckreich und Spanien zu verhindern / mit einander gemacht hatten/ und üm dessentwillen Franckreich das Testament nicht annehmen sollen. Man erinnerte sich auch hierbey wiederum/ daß zu eben dieser Zeit/ da der König von Franckreich den Partage-Tractat gemachet/ sein Ambassadeur zu Madrid/ auf das stärckste und eiffrigste angehalten/ üm die Sache dahin zu bringen/ daß der Hertzog von Anjou zum Universal-Erben declariret werden möchte. Der Catholische König/ war also kaum verschieden / als so gleich die Regenten von Spanien/ einige Expresse an den König von Franckreich abfertigten/ demselben das Testament/ worinnen der Hertzog von Anjou beruffen wurde/ zu überbringen/ deme sie annoch einige Schreiben beygefügt/ in welchen sie Sr. Majestät ersuchten/ das Testament anzuneh[unleserliches Material]en / und dem Enckel/ den Hertzog von Anjou, ihnen zu einen König von Spanien zu überlassen: gleich als ob bey Seiner Allerchristlichsten Majestät nöhtig gewesen wäre/ dieselbe um eine solche Sache zu bitten/ welche sie ohne das inbrünstig verlangten. Alleine/ man muste doch etwas zum Scheine thun: wie dann auch dieser Printz sich nicht lange darüber bedacht hat. Den dritten Tag/ schickte er seine Antwort an die Regenten zurück/ die auf eine solche Art eingerichtet / als ob er ihnen hierunter noch eine grosse Wohlthat erzeiget/ und daß sein Enckel ihm gleichsam mit gewalt entrissen würde/ damit er selben/ denen Wünschen und Bitten von gantz Spanien schencken möchte. Er gebrauchte sich darbey gar prächtiger Worte/ um dadurch die Spanische Nation zu gewinnen: und versprach/ Sie auf dem höchsten Gipffel der Grösse und Hoheit/ wohin selbige zu steigen verlangen möchte/ zu erheben/ und ihr vormahliges Ansehen wieder zu erwerben helffen. Dieses waren gewiß solche Worte/ die vor eine Drohung vor diejenigen Printzen zu achten stunden/ die sich der Spanifchen Herrschaft entzogen hatten. Solchergestalt ist nun der Partage-Tractat, welchen der König von Franckreich kürtzlich mit Engelland/ Holland und Portugall geschlossen gehabt/ und wozu Sr. Allerchristlichsten Majestät/ alle Könige und Fürsten der Christenheit eingeladen hatten/ eludirt und hindangesetzet worden. Hierauf wurde im An-

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[20/0062] weil er ohne Leibes Erben verstorben/ als dererjenigen ihres/ die durch eine zahlreiche Nachkommenschaft ihren Nahmen verewiget haben. Dieser unvermuhtete Todes-Fall nun/ war ein solcher Donnerschlag/ worüber gantz Europa erblaßte/ und zwar dieß umb so viel mehr/ weil man ein gewisses Testament von dem verstorbenen Könige ans Licht brachte/ worinnen derselbe vom Partage-Tractat verworffen/ und Philippum, Hertzogen von Anjou, zweyten Sohn des Dauphins, zu seinen Universal-Erben eingesetzet haben solte. Man erkannte damahls gar wohl/ daß dieses Testament demjenigen Vergleiche zuwider wäre/ welchen Engelland/ Holland/ und Portugall zur Erhaltung der Ruhe vom Europa/ und üm die fatale und höchst nachtheilige Vereinbahrung der beyden Königreiche/ Franckreich und Spanien zu verhindern / mit einander gemacht hatten/ und üm dessentwillen Franckreich das Testament nicht annehmen sollen. Man erinnerte sich auch hierbey wiederum/ daß zu eben dieser Zeit/ da der König von Franckreich den Partage-Tractat gemachet/ sein Ambassadeur zu Madrid/ auf das stärckste und eiffrigste angehalten/ üm die Sache dahin zu bringen/ daß der Hertzog von Anjou zum Universal-Erben declariret werden möchte. Der Catholische König/ war also kaum verschieden / als so gleich die Regenten von Spanien/ einige Expresse an den König von Franckreich abfertigten/ demselben das Testament/ worinnen der Hertzog von Anjou beruffen wurde/ zu überbringen/ deme sie annoch einige Schreiben beygefügt/ in welchen sie Sr. Majestät ersuchten/ das Testament anzuneh_ en / und dem Enckel/ den Hertzog von Anjou, ihnen zu einen König von Spanien zu überlassen: gleich als ob bey Seiner Allerchristlichsten Majestät nöhtig gewesen wäre/ dieselbe um eine solche Sache zu bitten/ welche sie ohne das inbrünstig verlangten. Alleine/ man muste doch etwas zum Scheine thun: wie dann auch dieser Printz sich nicht lange darüber bedacht hat. Den dritten Tag/ schickte er seine Antwort an die Regenten zurück/ die auf eine solche Art eingerichtet / als ob er ihnen hierunter noch eine grosse Wohlthat erzeiget/ und daß sein Enckel ihm gleichsam mit gewalt entrissen würde/ damit er selben/ denen Wünschen und Bitten von gantz Spanien schencken möchte. Er gebrauchte sich darbey gar prächtiger Worte/ um dadurch die Spanische Nation zu gewinnen: und versprach/ Sie auf dem höchsten Gipffel der Grösse und Hoheit/ wohin selbige zu steigen verlangen möchte/ zu erheben/ und ihr vormahliges Ansehen wieder zu erwerben helffen. Dieses waren gewiß solche Worte/ die vor eine Drohung vor diejenigen Printzen zu achten stunden/ die sich der Spanifchen Herrschaft entzogen hatten. Solchergestalt ist nun der Partage-Tractat, welchen der König von Franckreich kürtzlich mit Engelland/ Holland und Portugall geschlossen gehabt/ und wozu Sr. Allerchristlichsten Majestät/ alle Könige und Fürsten der Christenheit eingeladen hatten/ eludirt und hindangesetzet worden. Hierauf wurde im An-

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/62>, abgerufen am 23.11.2024.