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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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Thes. VI.

Das Hochfürstl. Haus Hessen/ hat sich durch verschiedene Printzen einen grossen Ruhm erworben.

Unter andern vielen Vorzügen/ wo mit Teutschland vor allen andern Europöischen Staaten zu prangen vermag/ ist dieser nicht der geringsten einer/ daß es eine Menge der tapfersten Printzen aufzuweisen hat. Die Grichen und Römer/ machen von ihren sogenannten Helden/ ein haufen Prahlens; besiehet man aber die Sache beym Lichte/ so seynd es entweder Aufschneidereyen/ oder ihre gerühmte Thaten laufen/ auf lauter Fabel-Werck hinaus/ und haben niemahls dergleichen Leute in der Welt gelebet. Die Römer waren rechte Pralhänse/ (wie etwann etliche Frantzosen heut zu Tag auch also seyn /) die eine Mücke/ in einen Elephant zu verwandeln pflegeten/ nur damit alle Welt wegen ihrer vorgegebenen Tapferkeit sie bewundern solle. Den was ist doch die Geschichte mit dem Horatio, vor eine erbärmliche und höchstlachenswürdige Aufschneiderey/ mit der sich gleichwohl alle Geschicht-Bücher tragen/ indem er die Höltzerne Tyber-Brücke/ gegen eine gantze Armee, allein so lange vertheidiget haben soll/ bis solche hinter ihm wäre abgebrochen worden/ darauf er mit seiner völligen Rüstung ins Wasser gesprungen/ und hinüber geschwommen. Das Eisen wird damahls treflich leichte gewesen seyn/ weil dieser grausamer Kömische Ritter in seinem Harnisch sowohl schwimmen können. Ohne Zweifel hat er die feindliche Soldaten bezaubert gehabt / daß sie mit ihren Spiesen und Pfeilen nicht haben zu treffen vermocht. Doch Athenaeus Theophrastus, und D. Faust, die bey der einfältigen Welt vor Zauberer gehalten werden/ waren damals nach nicht/ sonsten könnte man sagen/ es hätte dieser grosse Held aus des Letztern seinem Höllen-Zwange denen Feinden einen Streich beygebracht/ und einen Weidmann gemachet. Wer wil sich auch des Lachens enthalten können/ wenn er bey den Grichischen Geschichtschreibern und bey dem Justino lieset/ ob sey in dem/ mit des Xerxis Flotte gehaltenen See-Treffen / ein Griechischer Soldat einem Persianischen Schiff nachgeschwommen/ uud als ihm beyde Hände abgehauen worden/ habe er das Schif dennoch mit den Zähnen angefallen/ und solches zerbeissen wollen. Solche Rasereyen begehet zwar wohl ein wüntender Hund/ nicht aber ein vernünftiger Mensch; und das Persianische Schif/ wird vielleichtein Puppen Schiffgen gewesen seyn/ daß es dieser Grichische Don Quixedo mit seinen Zähnen hat anhalten wollen. Doch dergleichen Grichische und Römische Helden/ gehören vielmehr in D.

Vid. les oevreus de Mr. St. Envremont.

Thes. VI.

Das Hochfürstl. Haus Hessen/ hat sich durch verschiedene Printzen einen grossen Ruhm erworben.

Unter andern vielen Vorzügen/ wo mit Teutschland vor allen andern Europöischen Staaten zu prangen vermag/ ist dieser nicht der geringsten einer/ daß es eine Menge der tapfersten Printzen aufzuweisen hat. Die Grichen und Römer/ machen von ihren sogenannten Helden/ ein haufen Prahlens; besiehet man aber die Sache beym Lichte/ so seynd es entweder Aufschneidereyen/ oder ihre gerühmte Thaten laufen/ auf lauter Fabel-Werck hinaus/ und haben niemahls dergleichen Leute in der Welt gelebet. Die Römer waren rechte Pralhänse/ (wie etwann etliche Frantzosen heut zu Tag auch also seyn /) die eine Mücke/ in einen Elephant zu verwandeln pflegeten/ nur damit alle Welt wegen ihrer vorgegebenen Tapferkeit sie bewundern solle. Den was ist doch die Geschichte mit dem Horatio, vor eine erbärmliche und höchstlachenswürdige Aufschneiderey/ mit der sich gleichwohl alle Geschicht-Bücher tragen/ indem er die Höltzerne Tyber-Brücke/ gegen eine gantze Armee, allein so lange vertheidiget haben soll/ bis solche hinter ihm wäre abgebrochen worden/ darauf er mit seiner völligen Rüstung ins Wasser gesprungen/ und hinüber geschwommen. Das Eisen wird damahls treflich leichte gewesen seyn/ weil dieser grausamer Kömische Ritter in seinem Harnisch sowohl schwimmen können. Ohne Zweifel hat er die feindliche Soldaten bezaubert gehabt / daß sie mit ihren Spiesen und Pfeilen nicht haben zu treffen vermocht. Doch Athenaeus Theophrastus, und D. Faust, die bey der einfältigen Welt vor Zauberer gehalten werden/ waren damals nach nicht/ sonsten könnte man sagen/ es hätte dieser grosse Held aus des Letztern seinem Höllen-Zwange denen Feinden einen Streich beygebracht/ und einen Weidmann gemachet. Wer wil sich auch des Lachens enthalten können/ wenn er bey den Grichischen Geschichtschreibern und bey dem Justino lieset/ ob sey in dem/ mit des Xerxis Flotte gehaltenen See-Treffen / ein Griechischer Soldat einem Persianischen Schiff nachgeschwommen/ uud als ihm beyde Hände abgehauen worden/ habe er das Schif dennoch mit den Zähnen angefallen/ und solches zerbeissen wollen. Solche Rasereyen begehet zwar wohl ein wüntender Hund/ nicht aber ein vernünftiger Mensch; und das Persianische Schif/ wird vielleichtein Puppen Schiffgen gewesen seyn/ daß es dieser Grichische Don Quixedo mit seinen Zähnen hat anhalten wollen. Doch dergleichen Grichische und Römische Helden/ gehören vielmehr in D.

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[470/0518] Thes. VI. Das Hochfürstl. Haus Hessen/ hat sich durch verschiedene Printzen einen grossen Ruhm erworben. Unter andern vielen Vorzügen/ wo mit Teutschland vor allen andern Europöischen Staaten zu prangen vermag/ ist dieser nicht der geringsten einer/ daß es eine Menge der tapfersten Printzen aufzuweisen hat. Die Grichen und Römer/ machen von ihren sogenannten Helden/ ein haufen Prahlens; besiehet man aber die Sache beym Lichte/ so seynd es entweder Aufschneidereyen/ oder ihre gerühmte Thaten laufen/ auf lauter Fabel-Werck hinaus/ und haben niemahls dergleichen Leute in der Welt gelebet. Die Römer waren rechte Pralhänse/ (wie etwann etliche Frantzosen heut zu Tag auch also seyn /) die eine Mücke/ in einen Elephant zu verwandeln pflegeten/ nur damit alle Welt wegen ihrer vorgegebenen Tapferkeit sie bewundern solle. Den was ist doch die Geschichte mit dem Horatio, vor eine erbärmliche und höchstlachenswürdige Aufschneiderey/ mit der sich gleichwohl alle Geschicht-Bücher tragen/ indem er die Höltzerne Tyber-Brücke/ gegen eine gantze Armee, allein so lange vertheidiget haben soll/ bis solche hinter ihm wäre abgebrochen worden/ darauf er mit seiner völligen Rüstung ins Wasser gesprungen/ und hinüber geschwommen. Das Eisen wird damahls treflich leichte gewesen seyn/ weil dieser grausamer Kömische Ritter in seinem Harnisch sowohl schwimmen können. Ohne Zweifel hat er die feindliche Soldaten bezaubert gehabt / daß sie mit ihren Spiesen und Pfeilen nicht haben zu treffen vermocht. Doch Athenaeus Theophrastus, und D. Faust, die bey der einfältigen Welt vor Zauberer gehalten werden/ waren damals nach nicht/ sonsten könnte man sagen/ es hätte dieser grosse Held aus des Letztern seinem Höllen-Zwange denen Feinden einen Streich beygebracht/ und einen Weidmann gemachet. Wer wil sich auch des Lachens enthalten können/ wenn er bey den Grichischen Geschichtschreibern und bey dem Justino lieset/ ob sey in dem/ mit des Xerxis Flotte gehaltenen See-Treffen / ein Griechischer Soldat einem Persianischen Schiff nachgeschwommen/ uud als ihm beyde Hände abgehauen worden/ habe er das Schif dennoch mit den Zähnen angefallen/ und solches zerbeissen wollen. Solche Rasereyen begehet zwar wohl ein wüntender Hund/ nicht aber ein vernünftiger Mensch; und das Persianische Schif/ wird vielleichtein Puppen Schiffgen gewesen seyn/ daß es dieser Grichische Don Quixedo mit seinen Zähnen hat anhalten wollen. Doch dergleichen Grichische und Römische Helden/ gehören vielmehr in D. Vid. les oevreus de Mr. St. Envremont.

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/518>, abgerufen am 23.11.2024.