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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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Thes. IV.

Dieses Haus/ hat seinen meisten Anwachs/ in den 15. 16. und 18. seculo erhalten / und zwar/ theils durch Heyrathen/ theils durch Krieg/ theils durch Successiones.

Daß das Haus Oestereich/ an Menge der Provintzien/ allen andern Teutschen Häusern vorgehet/ ist um so weniger zu zweiffeln/ je mehr solches der Welt vor Augen lieget. Ob nun wol/ bereits vor dem 15. seculo, durch Heyrathen ihm einige zufielen/ so waren sie doch nicht von solcher consideration, als die / welche nachher erfolgeten. Denn nachdem der Käyser Maximilianus I. die Burgundische Mariam, sich harre vermählen lassen/ um die er/ wegen Kargheit seines Herrn Vatern/ bey einem Haar gekommen wäre/ so ward er dadurch ein Herr der sämtlichen Niederländischen Provintzien/ die gewiß so wichtig/ daß/ wenn sie noch beysammen wären/ ein ziemlich Königreich ausmachen könten. Es wuste auch deren Reichthum der Carolus Audax, Hertzog von Burgund/ und Herr dieser Lande; sich dermassen zu bedienen/ daß er denen Benachbahrten/ und sonderlich denen Schweitzern/ öffters im Haaren lag/ bis er endlich in der bekannten fatalen Schlacht/ bey Nancy, des Lebens beraubet wurde. Wäre nun dem Maximiliano, seine andere Heyrath auch aus Britannien Tochter/ beylegen lassen wolte/ und worzu sie/ bereits auf den Heraus-Weege begriffen war; so würde er dadurch gantz Bretagne bekommen haben/ mithin/ ein überaus naher Nachbahr von Franckreich geworden seyn. Dieses/ betrachtete auch Carl. VIII. König in Franckreich sehr wohl/ weswegen er diese reiche Braut auf den Weege auffinge/ und sich anvermählen ließ; welches nachher/ eine Ursache/ der/ zwischen beyden Häusern / Oestereich und Bourbon, erfolgten blutigen Kriege/ hauptsächlich mit gewesen ist. Denn Franckreich/ fieng bereits damahls schon an/ das Haus Oestereich mit schelen Augen anzusehen/ und dessen Wachsthum nach Möglichkeit zu verhindern. Es ward auch die Verbitterung/ wegen der weggenommenen Braut/ dadurch nicht wenig gemehret/ indem besagter Carolus, des Maximiliani Printzessin die Margaretham/ so er sich antrauen lassen wolte/ und weswegen sie sich bereits zu Paris befande/ ob sie wohl nur 4. Jahr alt war/ dem Herrn Vater wieder nach Hause schickte. Indessen/ hat die Erfahrung nur allzusehr bewehret/ wie wahr es sey/ was bereits vor vielen Jahren ein gewisser Italiener, von den Frantzösischen Heyrathen/ mit dem Hause Oestereich/ gesaget: Daß es durch solche offt in Schaden gesetzet worden. Denn/ wenn Spanien mit selbigen sich nie aliiret / oder alliiren lassen/ würde vielleicht Europa/ nicht

V. Cominae. Comment. l. 1. 2. seqq.
V. Brautlacht. Hist. Pacif. p. 9.

Thes. IV.

Dieses Haus/ hat seinen meisten Anwachs/ in den 15. 16. und 18. seculo erhalten / und zwar/ theils durch Heyrathen/ theils durch Krieg/ theils durch Successiones.

Daß das Haus Oestereich/ an Menge der Provintzien/ allen andern Teutschen Häusern vorgehet/ ist um so weniger zu zweiffeln/ je mehr solches der Welt vor Augen lieget. Ob nun wol/ bereits vor dem 15. seculo, durch Heyrathen ihm einige zufielen/ so waren sie doch nicht von solcher consideration, als die / welche nachher erfolgeten. Denn nachdem der Käyser Maximilianus I. die Burgundische Mariam, sich harre vermählen lassen/ um die er/ wegen Kargheit seines Herrn Vatern/ bey einem Haar gekommen wäre/ so ward er dadurch ein Herr der sämtlichen Niederländischen Provintzien/ die gewiß so wichtig/ daß/ wenn sie noch beysammen wären/ ein ziemlich Königreich ausmachen könten. Es wuste auch deren Reichthum der Carolus Audax, Hertzog von Burgund/ und Herr dieser Lande; sich dermassen zu bedienen/ daß er denen Benachbahrten/ und sonderlich denen Schweitzern/ öffters im Haaren lag/ bis er endlich in der bekannten fatalen Schlacht/ bey Nancy, des Lebens beraubet wurde. Wäre nun dem Maximiliano, seine andere Heyrath auch aus Britannien Tochter/ beylegen lassen wolte/ und worzu sie/ bereits auf den Heraus-Weege begriffen war; so würde er dadurch gantz Bretagne bekommen haben/ mithin/ ein überaus naher Nachbahr von Franckreich geworden seyn. Dieses/ betrachtete auch Carl. VIII. König in Franckreich sehr wohl/ weswegen er diese reiche Braut auf den Weege auffinge/ und sich anvermählen ließ; welches nachher/ eine Ursache/ der/ zwischen beyden Häusern / Oestereich und Bourbon, erfolgten blutigen Kriege/ hauptsächlich mit gewesen ist. Denn Franckreich/ fieng bereits damahls schon an/ das Haus Oestereich mit schelen Augen anzusehen/ und dessen Wachsthum nach Möglichkeit zu verhindern. Es ward auch die Verbitterung/ wegen der weggenommenen Braut/ dadurch nicht wenig gemehret/ indem besagter Carolus, des Maximiliani Printzessin die Margaretham/ so er sich antrauen lassen wolte/ und weswegen sie sich bereits zu Paris befande/ ob sie wohl nur 4. Jahr alt war/ dem Herrn Vater wieder nach Hause schickte. Indessen/ hat die Erfahrung nur allzusehr bewehret/ wie wahr es sey/ was bereits vor vielen Jahren ein gewisser Italiener, von den Frantzösischen Heyrathen/ mit dem Hause Oestereich/ gesaget: Daß es durch solche offt in Schaden gesetzet worden. Denn/ wenn Spanien mit selbigen sich nie aliiret / oder alliiren lassen/ würde vielleicht Europa/ nicht

V. Cominae. Comment. l. 1. 2. seqq.
V. Brautlacht. Hist. Pacif. p. 9.
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        <p>Daß das Haus Oestereich/ an Menge der Provintzien/ allen andern Teutschen                      Häusern vorgehet/ ist um so weniger zu zweiffeln/ je mehr solches der Welt vor                      Augen lieget. Ob nun wol/ bereits vor dem 15. seculo, durch Heyrathen ihm                      einige zufielen/ so waren sie doch nicht von solcher consideration, als die /                      welche nachher erfolgeten. Denn nachdem der Käyser Maximilianus I. die                      Burgundische Mariam, sich harre vermählen lassen/ um die er/ wegen Kargheit                      seines Herrn Vatern/ bey einem Haar gekommen wäre/ so ward er dadurch ein Herr                      der sämtlichen Niederländischen Provintzien/ die gewiß so wichtig/ daß/ wenn                      sie noch beysammen wären/ ein ziemlich Königreich ausmachen könten. Es wuste                      auch deren Reichthum der Carolus Audax, Hertzog von Burgund/ und Herr dieser                      Lande; sich dermassen zu bedienen/ daß er denen Benachbahrten/ <note place="foot">V. Cominae. Comment. l. 1. 2. seqq.</note> und sonderlich denen                      Schweitzern/ öffters im Haaren lag/ bis er endlich in der bekannten fatalen                      Schlacht/ bey Nancy, des Lebens beraubet wurde. Wäre nun dem Maximiliano, seine                      andere Heyrath auch aus Britannien Tochter/ beylegen lassen wolte/ und worzu                      sie/ bereits auf den Heraus-Weege begriffen war; so würde er dadurch gantz                      Bretagne bekommen haben/ mithin/ ein überaus naher Nachbahr von Franckreich                      geworden seyn. Dieses/ betrachtete auch Carl. VIII. König in Franckreich sehr                      wohl/ weswegen er diese reiche Braut auf den Weege auffinge/ und sich                      anvermählen ließ; welches nachher/ eine Ursache/ der/ zwischen beyden Häusern                     / Oestereich und Bourbon, erfolgten blutigen Kriege/ hauptsächlich mit gewesen                      ist. Denn Franckreich/ fieng bereits damahls schon an/ das Haus Oestereich mit                      schelen Augen anzusehen/ und dessen Wachsthum nach Möglichkeit zu verhindern.                      Es ward auch die Verbitterung/ wegen der weggenommenen Braut/ dadurch nicht                      wenig gemehret/ indem besagter Carolus, des Maximiliani Printzessin die                      Margaretham/ so er sich antrauen lassen wolte/ und weswegen sie sich bereits                      zu Paris befande/ ob sie wohl nur 4. Jahr alt war/ dem Herrn Vater wieder nach                      Hause schickte. Indessen/ hat die Erfahrung nur allzusehr bewehret/ wie wahr                      es sey/ was bereits vor vielen Jahren ein gewisser Italiener, <note place="foot">V. Brautlacht. Hist. Pacif. p. 9.</note> von den Frantzösischen                      Heyrathen/ mit dem Hause Oestereich/ gesaget: Daß es durch solche offt in                      Schaden gesetzet worden. Denn/ wenn Spanien mit selbigen sich nie aliiret /                      oder alliiren lassen/ würde vielleicht Europa/ nicht
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[9/0051] Thes. IV. Dieses Haus/ hat seinen meisten Anwachs/ in den 15. 16. und 18. seculo erhalten / und zwar/ theils durch Heyrathen/ theils durch Krieg/ theils durch Successiones. Daß das Haus Oestereich/ an Menge der Provintzien/ allen andern Teutschen Häusern vorgehet/ ist um so weniger zu zweiffeln/ je mehr solches der Welt vor Augen lieget. Ob nun wol/ bereits vor dem 15. seculo, durch Heyrathen ihm einige zufielen/ so waren sie doch nicht von solcher consideration, als die / welche nachher erfolgeten. Denn nachdem der Käyser Maximilianus I. die Burgundische Mariam, sich harre vermählen lassen/ um die er/ wegen Kargheit seines Herrn Vatern/ bey einem Haar gekommen wäre/ so ward er dadurch ein Herr der sämtlichen Niederländischen Provintzien/ die gewiß so wichtig/ daß/ wenn sie noch beysammen wären/ ein ziemlich Königreich ausmachen könten. Es wuste auch deren Reichthum der Carolus Audax, Hertzog von Burgund/ und Herr dieser Lande; sich dermassen zu bedienen/ daß er denen Benachbahrten/ und sonderlich denen Schweitzern/ öffters im Haaren lag/ bis er endlich in der bekannten fatalen Schlacht/ bey Nancy, des Lebens beraubet wurde. Wäre nun dem Maximiliano, seine andere Heyrath auch aus Britannien Tochter/ beylegen lassen wolte/ und worzu sie/ bereits auf den Heraus-Weege begriffen war; so würde er dadurch gantz Bretagne bekommen haben/ mithin/ ein überaus naher Nachbahr von Franckreich geworden seyn. Dieses/ betrachtete auch Carl. VIII. König in Franckreich sehr wohl/ weswegen er diese reiche Braut auf den Weege auffinge/ und sich anvermählen ließ; welches nachher/ eine Ursache/ der/ zwischen beyden Häusern / Oestereich und Bourbon, erfolgten blutigen Kriege/ hauptsächlich mit gewesen ist. Denn Franckreich/ fieng bereits damahls schon an/ das Haus Oestereich mit schelen Augen anzusehen/ und dessen Wachsthum nach Möglichkeit zu verhindern. Es ward auch die Verbitterung/ wegen der weggenommenen Braut/ dadurch nicht wenig gemehret/ indem besagter Carolus, des Maximiliani Printzessin die Margaretham/ so er sich antrauen lassen wolte/ und weswegen sie sich bereits zu Paris befande/ ob sie wohl nur 4. Jahr alt war/ dem Herrn Vater wieder nach Hause schickte. Indessen/ hat die Erfahrung nur allzusehr bewehret/ wie wahr es sey/ was bereits vor vielen Jahren ein gewisser Italiener, von den Frantzösischen Heyrathen/ mit dem Hause Oestereich/ gesaget: Daß es durch solche offt in Schaden gesetzet worden. Denn/ wenn Spanien mit selbigen sich nie aliiret / oder alliiren lassen/ würde vielleicht Europa/ nicht V. Cominae. Comment. l. 1. 2. seqq. V. Brautlacht. Hist. Pacif. p. 9.

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/51>, abgerufen am 27.04.2024.