Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

die Vornehmsten desselben immer einen Aufstand nach den andern anrichteten/ so konnte ja König Christiern nicht anderst/ als gegen sie mit der Schärffe zuverfahren. Wann aber ein Printz deswegen vor einen Tyrannen gehalten/ und seines Staats entsetzet seyn solte/ wann er die mit Aufruhr umgehende Geistlichen bestraffet/ sich von der Liebe etwas übermeistern läst/ Hochmühtigen den Stoltz leget/ und seinen Unterthanen aufhelffen wil/ Rebellische aber/ wegen verachteter Güte/ durch die Schärffe des Schwerdts beym Gehorsam zuerhalten suchet/ so mögte man doch wohl wissen/ wie viel Könige und Fürsten auf ihren Thron würden sitzen bleiben / und die Nachrede eines Tyrannischen Verfahrens vermeiden können? Allein/ so blind und unverständig ist insgemein die welt in ihren Urtheilen/ und pfleget eine Sache nur auf der lincken Seiten anzusehen.

Friedrich II. König in Dännemarck/ war ein Herr von ungemeiner Frömmigkeit/ und dabey ein grosser Liebhaber der edlen freyen Künste/ wie er dann das vortrefliche Schlos Uranienburg/ auf der Insul Vehnen vor den berühmten Astronomum, Tycho de Brahe, bauen ließ. Es wäre zuwünschen/ es mögten alle Fürsten nicht nur Liebhaber der Gelehrsamkeit seyn/ sondern sich auch selbsten dieser befleissigen/ an dessen Unterlassung doch nicht sowohl die Fürsten selber/ als vielmehr diejenigen Schuld haben/ die grosse Herren erziehen sollen/ dieselbigen/ insgemein/ einen besondern Abscheu vor der Gelehrsamkeit und denen Gelehrten beybringen; eine eitle Lust hingegen zum Jagen/ und andern nicht gar zu Fürstl. Verrichtungen einpflantzen.

Friedrich III. König in Dännemarck/ ist der jenige Printz/ dem die Dänische Monarchin ihren jetzigen Zustand und Ansehen zudancken hat/ indem er 1660. die völlige Souverainite erlangete/ dergestalt/ daß ein König in Dännemarck nunmehr dermassen souverain herrschet/ als je ein Printz in einem Reiche seyn mag. Der Schwedische Krieg gab nebenst der Belagerung Coppenhagen/ hierzu guten Anlaß/ in welchem der Adel seine Schuldigkeit schlecht erwiesen haben solte / weswegen der Bürgerliche Stand/ dem König von aller bisherigen Verbindlichkeit loszahlete/ und sich und das Reich ihm völlig unterwarffe. Aus dieser ertheilten souverainite, ist dem Reiche gar viel Gutes zugewachsen/ wie es denn auch eine ausgemachte Sache ist/ daß ein Staat/ der ensouverain beherrschet wird/ nicht nur von weit mehr dauer/ sondern auch von einer grössern Glückseligkeit sey/ als wo dem Fürsten die Hände gebunden.

Das Hertzoglich-Holsteinische Haus/ zehlet ebenfals eine grosse Menge / berühmter und tapfferer Printzen/ man wil aber alhier deren nur zwey erwehnen. Und zwar so hat Friedrich II. durch seine im vorigen Seculo nach

die Vornehmsten desselben immer einen Aufstand nach den andern anrichteten/ so konnte ja König Christiern nicht anderst/ als gegen sie mit der Schärffe zuverfahren. Wann aber ein Printz deswegen vor einen Tyrannen gehalten/ und seines Staats entsetzet seyn solte/ wann er die mit Aufruhr umgehende Geistlichen bestraffet/ sich von der Liebe etwas übermeistern läst/ Hochmühtigen den Stoltz leget/ und seinen Unterthanen aufhelffen wil/ Rebellische aber/ wegen verachteter Güte/ durch die Schärffe des Schwerdts beym Gehorsam zuerhalten suchet/ so mögte man doch wohl wissen/ wie viel Könige und Fürsten auf ihren Thron würden sitzen bleiben / und die Nachrede eines Tyrannischen Verfahrens vermeiden können? Allein/ so blind und unverständig ist insgemein die welt in ihren Urtheilen/ und pfleget eine Sache nur auf der lincken Seiten anzusehen.

Friedrich II. König in Dännemarck/ war ein Herr von ungemeiner Frömmigkeit/ und dabey ein grosser Liebhaber der edlen freyen Künste/ wie er dann das vortrefliche Schlos Uranienburg/ auf der Insul Vehnen vor den berühmten Astronomum, Tycho de Brahe, bauen ließ. Es wäre zuwünschen/ es mögten alle Fürsten nicht nur Liebhaber der Gelehrsamkeit seyn/ sondern sich auch selbsten dieser befleissigen/ an dessen Unterlassung doch nicht sowohl die Fürsten selber/ als vielmehr diejenigen Schuld haben/ die grosse Herren erziehen sollen/ dieselbigen/ insgemein/ einen besondern Abscheu vor der Gelehrsamkeit und denen Gelehrten beybringen; eine eitle Lust hingegen zum Jagen/ und andern nicht gar zu Fürstl. Verrichtungen einpflantzen.

Friedrich III. König in Dännemarck/ ist der jenige Printz/ dem die Dänische Monarchin ihren jetzigen Zustand und Ansehen zudancken hat/ indem er 1660. die völlige Souverainite erlangete/ dergestalt/ daß ein König in Dännemarck nunmehr dermassen souverain herrschet/ als je ein Printz in einem Reiche seyn mag. Der Schwedische Krieg gab nebenst der Belagerung Coppenhagen/ hierzu guten Anlaß/ in welchem der Adel seine Schuldigkeit schlecht erwiesen haben solte / weswegen der Bürgerliche Stand/ dem König von aller bisherigen Verbindlichkeit loszahlete/ und sich und das Reich ihm völlig unterwarffe. Aus dieser ertheilten souverainite, ist dem Reiche gar viel Gutes zugewachsen/ wie es denn auch eine ausgemachte Sache ist/ daß ein Staat/ der ensouverain beherrschet wird/ nicht nur von weit mehr dauer/ sondern auch von einer grössern Glückseligkeit sey/ als wo dem Fürsten die Hände gebunden.

Das Hertzoglich-Holsteinische Haus/ zehlet ebenfals eine grosse Menge / berühmter und tapfferer Printzen/ man wil aber alhier deren nur zwey erwehnen. Und zwar so hat Friedrich II. durch seine im vorigen Seculo nach

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0503" n="455"/>
die Vornehmsten                      desselben immer einen Aufstand nach den andern anrichteten/ so konnte ja König                      Christiern nicht anderst/ als gegen sie mit der Schärffe zuverfahren. Wann aber                      ein Printz deswegen vor einen Tyrannen gehalten/ und seines Staats entsetzet                      seyn solte/ wann er die mit Aufruhr umgehende Geistlichen bestraffet/ sich von                      der Liebe etwas übermeistern läst/ Hochmühtigen den Stoltz leget/ und seinen                      Unterthanen aufhelffen wil/ Rebellische aber/ wegen verachteter Güte/ durch                      die Schärffe des Schwerdts beym Gehorsam zuerhalten suchet/ so mögte man doch                      wohl wissen/ wie viel Könige und Fürsten auf ihren Thron würden sitzen bleiben                     / und die Nachrede eines Tyrannischen Verfahrens vermeiden können? Allein/ so                      blind und unverständig ist insgemein die welt in ihren Urtheilen/ und pfleget                      eine Sache nur auf der lincken Seiten anzusehen.</p>
        <p>Friedrich II. König in Dännemarck/ war ein Herr von ungemeiner Frömmigkeit/ und                      dabey ein grosser Liebhaber der edlen freyen Künste/ wie er dann das                      vortrefliche Schlos Uranienburg/ auf der Insul Vehnen vor den berühmten                      Astronomum, Tycho de Brahe, bauen ließ. Es wäre zuwünschen/ es mögten alle                      Fürsten nicht nur Liebhaber der Gelehrsamkeit seyn/ sondern sich auch selbsten                      dieser befleissigen/ an dessen Unterlassung doch nicht sowohl die Fürsten                      selber/ als vielmehr diejenigen Schuld haben/ die grosse Herren erziehen                      sollen/ dieselbigen/ insgemein/ einen besondern Abscheu vor der Gelehrsamkeit                      und denen Gelehrten beybringen; eine eitle Lust hingegen zum Jagen/ und andern                      nicht gar zu Fürstl. Verrichtungen einpflantzen.</p>
        <p>Friedrich III. König in Dännemarck/ ist der jenige Printz/ dem die Dänische                      Monarchin ihren jetzigen Zustand und Ansehen zudancken hat/ indem er 1660. die                      völlige Souverainite erlangete/ dergestalt/ daß ein König in Dännemarck                      nunmehr dermassen souverain herrschet/ als je ein Printz in einem Reiche seyn                      mag. Der Schwedische Krieg gab nebenst der Belagerung Coppenhagen/ hierzu guten                      Anlaß/ in welchem der Adel seine Schuldigkeit schlecht erwiesen haben solte /                      weswegen der Bürgerliche Stand/ dem König von aller bisherigen Verbindlichkeit                      loszahlete/ und sich und das Reich ihm völlig unterwarffe. Aus dieser                      ertheilten souverainite, ist dem Reiche gar viel Gutes zugewachsen/ wie es denn                      auch eine ausgemachte Sache ist/ daß ein Staat/ der ensouverain beherrschet                      wird/ nicht nur von weit mehr dauer/ sondern auch von einer grössern                      Glückseligkeit sey/ als wo dem Fürsten die Hände gebunden.</p>
        <p>Das Hertzoglich-Holsteinische Haus/ zehlet ebenfals eine grosse Menge /                      berühmter und tapfferer Printzen/ man wil aber alhier deren nur zwey erwehnen.                      Und zwar so hat Friedrich II. durch seine im vorigen Seculo nach
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[455/0503] die Vornehmsten desselben immer einen Aufstand nach den andern anrichteten/ so konnte ja König Christiern nicht anderst/ als gegen sie mit der Schärffe zuverfahren. Wann aber ein Printz deswegen vor einen Tyrannen gehalten/ und seines Staats entsetzet seyn solte/ wann er die mit Aufruhr umgehende Geistlichen bestraffet/ sich von der Liebe etwas übermeistern läst/ Hochmühtigen den Stoltz leget/ und seinen Unterthanen aufhelffen wil/ Rebellische aber/ wegen verachteter Güte/ durch die Schärffe des Schwerdts beym Gehorsam zuerhalten suchet/ so mögte man doch wohl wissen/ wie viel Könige und Fürsten auf ihren Thron würden sitzen bleiben / und die Nachrede eines Tyrannischen Verfahrens vermeiden können? Allein/ so blind und unverständig ist insgemein die welt in ihren Urtheilen/ und pfleget eine Sache nur auf der lincken Seiten anzusehen. Friedrich II. König in Dännemarck/ war ein Herr von ungemeiner Frömmigkeit/ und dabey ein grosser Liebhaber der edlen freyen Künste/ wie er dann das vortrefliche Schlos Uranienburg/ auf der Insul Vehnen vor den berühmten Astronomum, Tycho de Brahe, bauen ließ. Es wäre zuwünschen/ es mögten alle Fürsten nicht nur Liebhaber der Gelehrsamkeit seyn/ sondern sich auch selbsten dieser befleissigen/ an dessen Unterlassung doch nicht sowohl die Fürsten selber/ als vielmehr diejenigen Schuld haben/ die grosse Herren erziehen sollen/ dieselbigen/ insgemein/ einen besondern Abscheu vor der Gelehrsamkeit und denen Gelehrten beybringen; eine eitle Lust hingegen zum Jagen/ und andern nicht gar zu Fürstl. Verrichtungen einpflantzen. Friedrich III. König in Dännemarck/ ist der jenige Printz/ dem die Dänische Monarchin ihren jetzigen Zustand und Ansehen zudancken hat/ indem er 1660. die völlige Souverainite erlangete/ dergestalt/ daß ein König in Dännemarck nunmehr dermassen souverain herrschet/ als je ein Printz in einem Reiche seyn mag. Der Schwedische Krieg gab nebenst der Belagerung Coppenhagen/ hierzu guten Anlaß/ in welchem der Adel seine Schuldigkeit schlecht erwiesen haben solte / weswegen der Bürgerliche Stand/ dem König von aller bisherigen Verbindlichkeit loszahlete/ und sich und das Reich ihm völlig unterwarffe. Aus dieser ertheilten souverainite, ist dem Reiche gar viel Gutes zugewachsen/ wie es denn auch eine ausgemachte Sache ist/ daß ein Staat/ der ensouverain beherrschet wird/ nicht nur von weit mehr dauer/ sondern auch von einer grössern Glückseligkeit sey/ als wo dem Fürsten die Hände gebunden. Das Hertzoglich-Holsteinische Haus/ zehlet ebenfals eine grosse Menge / berühmter und tapfferer Printzen/ man wil aber alhier deren nur zwey erwehnen. Und zwar so hat Friedrich II. durch seine im vorigen Seculo nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/503
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/503>, abgerufen am 21.11.2024.