Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.wollen/ oder nicht? Es ist wahr/ in der Historie seind nachher viele Dinge besser erläutert worden: allein wann die/ im XVI Seculo gelebten Gelehrte und Historici nicht gewesen/ und uns so fleißig vorgearbeitet hätten/ es würden jetzo manches sogenannten Gelehrten seine Ochsen am Berge stehen/ der doch mit seinen Sachen ein so schrecklich Geräusche in der Welt zu machen suchet / ungeacht wann man solche beym Lichten besiehet/ es lauter aus andern zusammen geschriebene Dinge/ mithin nichts weniger/ als eigene Gedancken und Erfindungen seyn. Doch hiervon jetzo weiter nichts zugedencken/ so ist glaublich/ daß unter den Marseren die Saxen anfänglich auch mit gestecket/ die nachher durch ihre tapffere Thaten/ von jenen algemeinen Nahmen sich loßgemachet/ mithin/ durch einen eigenen in der Welt bekannt worden. Ihre Gräntzen giengen in diesen Strich Landes bis an die Eyder/ und Begriff das heutige Ditmarsen, Stermarn/ und Holstein unter sich/ welche Landes-Gegenden bey denen alten Scribenten insgemein auch Nordalbringien, und die Innwohner Nortliuti, Nortleuti genennet werden/ die aber mit den Normannen nichts gemein hatten. Nicht weniger wird selbiger auch Holdastein, und Holdunstetin, die Innwohner aber die Holsaten geheissen/ aus denen nachher Holstein erwachsen. Diese Nordalbinger, oder Nordleute, machten dem Carolo Magno viel zuthun/ bis er sie endlich völlig bezwunge/ von welchen Kriegen am angeführten Orte nach der länge nachgesehen werden kan. Ihre Haupt-Stadt war Hammaburg die anfänglich Hochbuchi hiesse/ und dermahlen Hamburg genennet wird/ welche Nahmen sie nicht von dem Jove Ammone, wie einige irrig vorgegeben/ sondern von dem alt Teutschen Wort Ham empfangen/ welches einen Wald bedeutet/ und woraus nochmahls das Wort Hayn entstanden. Nachdem aber Carolus die Sachsen überwunden/ legte er wieder die Dänen zu Schleßwig eine neue Gräntz-Festung an/ mit deren Könige/ Gottfried/ er etliche Jahre nach einander einen hefftigen Krieg führen muste. Dieses Schleßwig/ wird auch Haswick, Sliaswick, Shlieswick genannt/ und hat / nebenst Hamburg, von den Wenden viel ausstehn müssen/ die solches etliche mahl zerstöhrten. Daß indessen der Carolus dieses Land/ oder jenseit Elbische Saxen, Saxoniam trans Albiam, seiner Arth nach/ durch gewisse Grafen regieren lassen/ daran ist kein Zweiffel/ wer aber solche gewesen/ und aus was vor Geschlechten sie abgestammet/ ist ungewiß. Nach diesem hat es Hertzog Hermann von Billingen bekommen / V. Cranz l. cit. Adam. Brem. Hist. Eccl. l. 2. Albert. Stadens. v. Regin. ad cal. 804. Helm. Chron. Slav. l. 1. & Arnold. Lubec. v. Spangenb. Sachs. Chron. c. 83. seqq. v. Cranz. Adam Brem. & Stadens. locis cit. Chron Alber. pasim. v. Spangenb. l. cit. Adam Brem. l. cit. v. Ponten rer. Dan. 1. 2.
wollen/ oder nicht? Es ist wahr/ in der Historie seind nachher viele Dinge besser erläutert worden: allein wann die/ im XVI Seculo gelebten Gelehrte und Historici nicht gewesen/ und uns so fleißig vorgearbeitet hätten/ es würden jetzo manches sogenannten Gelehrten seine Ochsen am Berge stehen/ der doch mit seinen Sachen ein so schrecklich Geräusche in der Welt zu machen suchet / ungeacht wann man solche beym Lichten besiehet/ es lauter aus andern zusammen geschriebene Dinge/ mithin nichts weniger/ als eigene Gedancken und Erfindungen seyn. Doch hiervon jetzo weiter nichts zugedencken/ so ist glaublich/ daß unter den Marseren die Saxen anfänglich auch mit gestecket/ die nachher durch ihre tapffere Thaten/ von jenen algemeinen Nahmen sich loßgemachet/ mithin/ durch einen eigenen in der Welt bekannt worden. Ihre Gräntzen giengen in diesen Strich Landes bis an die Eyder/ und Begriff das heutige Ditmarsen, Stermarn/ und Holstein unter sich/ welche Landes-Gegenden bey denen alten Scribenten insgemein auch Nordalbringien, und die Innwohner Nortliuti, Nortleuti genennet werden/ die aber mit den Normannen nichts gemein hatten. Nicht weniger wird selbiger auch Holdastein, und Holdunstetin, die Innwohner aber die Holsaten geheissen/ aus denen nachher Holstein erwachsen. Diese Nordalbinger, oder Nordleute, machten dem Carolo Magno viel zuthun/ bis er sie endlich völlig bezwunge/ von welchen Kriegen am angeführten Orte nach der länge nachgesehen werden kan. Ihre Haupt-Stadt war Hammaburg die anfänglich Hochbuchi hiesse/ und dermahlen Hamburg genennet wird/ welche Nahmen sie nicht von dem Jove Ammone, wie einige irrig vorgegeben/ sondern von dem alt Teutschen Wort Ham empfangen/ welches einen Wald bedeutet/ und woraus nochmahls das Wort Hayn entstanden. Nachdem aber Carolus die Sachsen überwunden/ legte er wieder die Dänen zu Schleßwig eine neue Gräntz-Festung an/ mit deren Könige/ Gottfried/ er etliche Jahre nach einander einen hefftigen Krieg führen muste. Dieses Schleßwig/ wird auch Haswick, Sliaswick, Shlieswick genannt/ und hat / nebenst Hamburg, von den Wenden viel ausstehn müssen/ die solches etliche mahl zerstöhrten. Daß indessen der Carolus dieses Land/ oder jenseit Elbische Saxen, Saxoniam trans Albiam, seiner Arth nach/ durch gewisse Grafen regieren lassen/ daran ist kein Zweiffel/ wer aber solche gewesen/ und aus was vor Geschlechten sie abgestammet/ ist ungewiß. Nach diesem hat es Hertzog Hermann von Billingen bekommen / V. Cranz l. cit. Adam. Brem. Hist. Eccl. l. 2. Albert. Stadens. v. Regin. ad cal. 804. Helm. Chron. Slav. l. 1. & Arnold. Lubec. v. Spangenb. Sachs. Chron. c. 83. seqq. v. Cranz. Adam Brem. & Stadens. locis cit. Chron Alber. pasim. v. Spangenb. l. cit. Adam Brem. l. cit. v. Ponten rer. Dan. 1. 2.
<TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0480" n="432"/> wollen/ oder nicht? Es ist wahr/ in der Historie seind nachher viele Dinge besser erläutert worden: allein wann die/ im XVI Seculo gelebten Gelehrte und Historici nicht gewesen/ und uns so fleißig vorgearbeitet hätten/ es würden jetzo manches sogenannten Gelehrten seine Ochsen am Berge stehen/ der doch mit seinen Sachen ein so schrecklich Geräusche in der Welt zu machen suchet / ungeacht wann man solche beym Lichten besiehet/ es lauter aus andern zusammen geschriebene Dinge/ mithin nichts weniger/ als eigene Gedancken und Erfindungen seyn. Doch hiervon jetzo weiter nichts zugedencken/ so ist glaublich/ daß unter den Marseren die Saxen anfänglich auch mit gestecket/ die nachher durch ihre tapffere Thaten/ von jenen algemeinen Nahmen sich loßgemachet/ mithin/ durch einen eigenen in der Welt bekannt worden. Ihre Gräntzen giengen in diesen Strich Landes bis an die Eyder/ und Begriff das heutige Ditmarsen, Stermarn/ und Holstein unter sich/ welche Landes-Gegenden bey denen alten Scribenten insgemein auch Nordalbringien, und die Innwohner Nortliuti, Nortleuti <note place="foot">V. Cranz l. cit. Adam. Brem. Hist. Eccl. l. 2. Albert. Stadens.</note> genennet werden/ die aber mit den Normannen nichts gemein hatten. Nicht weniger wird selbiger auch Holdastein, und Holdunstetin, <note place="foot">v. Regin. ad cal. 804. Helm. Chron. Slav. l. 1. & Arnold. Lubec.</note> die Innwohner aber die Holsaten geheissen/ aus denen nachher Holstein erwachsen. Diese Nordalbinger, oder Nordleute, machten dem Carolo Magno viel zuthun/ bis er sie endlich völlig bezwunge/ von welchen Kriegen am angeführten Orte <note place="foot">v. Spangenb. Sachs. Chron. c. 83. seqq.</note> nach der länge nachgesehen werden kan. Ihre Haupt-Stadt war Hammaburg <note place="foot">v. Cranz. Adam Brem. & Stadens. locis cit. Chron Alber. pasim.</note> die anfänglich Hochbuchi hiesse/ und dermahlen Hamburg genennet wird/ welche Nahmen sie nicht von dem Jove Ammone, wie einige irrig vorgegeben/ sondern von dem alt Teutschen Wort Ham empfangen/ welches einen Wald bedeutet/ und woraus nochmahls das Wort Hayn entstanden. Nachdem aber Carolus die Sachsen überwunden/ legte er wieder die Dänen zu Schleßwig eine neue Gräntz-Festung an/ mit deren Könige/ Gottfried/ er etliche Jahre nach einander einen hefftigen Krieg führen muste. <note place="foot">v. Spangenb. l. cit.</note> Dieses Schleßwig/ wird auch Haswick, Sliaswick, Shlieswick genannt/ <note place="foot">Adam Brem. l. cit.</note> und hat / nebenst Hamburg, von den Wenden viel ausstehn müssen/ die solches etliche mahl zerstöhrten. Daß indessen der Carolus dieses Land/ oder jenseit Elbische Saxen, Saxoniam trans Albiam, <note place="foot">v. Ponten rer. Dan. 1. 2.</note> seiner Arth nach/ durch gewisse Grafen regieren lassen/ daran ist kein Zweiffel/ wer aber solche gewesen/ und aus was vor Geschlechten sie abgestammet/ ist ungewiß. Nach diesem hat es Hertzog Hermann von Billingen bekommen / </p> </div> </body> </text> </TEI> [432/0480]
wollen/ oder nicht? Es ist wahr/ in der Historie seind nachher viele Dinge besser erläutert worden: allein wann die/ im XVI Seculo gelebten Gelehrte und Historici nicht gewesen/ und uns so fleißig vorgearbeitet hätten/ es würden jetzo manches sogenannten Gelehrten seine Ochsen am Berge stehen/ der doch mit seinen Sachen ein so schrecklich Geräusche in der Welt zu machen suchet / ungeacht wann man solche beym Lichten besiehet/ es lauter aus andern zusammen geschriebene Dinge/ mithin nichts weniger/ als eigene Gedancken und Erfindungen seyn. Doch hiervon jetzo weiter nichts zugedencken/ so ist glaublich/ daß unter den Marseren die Saxen anfänglich auch mit gestecket/ die nachher durch ihre tapffere Thaten/ von jenen algemeinen Nahmen sich loßgemachet/ mithin/ durch einen eigenen in der Welt bekannt worden. Ihre Gräntzen giengen in diesen Strich Landes bis an die Eyder/ und Begriff das heutige Ditmarsen, Stermarn/ und Holstein unter sich/ welche Landes-Gegenden bey denen alten Scribenten insgemein auch Nordalbringien, und die Innwohner Nortliuti, Nortleuti genennet werden/ die aber mit den Normannen nichts gemein hatten. Nicht weniger wird selbiger auch Holdastein, und Holdunstetin, die Innwohner aber die Holsaten geheissen/ aus denen nachher Holstein erwachsen. Diese Nordalbinger, oder Nordleute, machten dem Carolo Magno viel zuthun/ bis er sie endlich völlig bezwunge/ von welchen Kriegen am angeführten Orte nach der länge nachgesehen werden kan. Ihre Haupt-Stadt war Hammaburg die anfänglich Hochbuchi hiesse/ und dermahlen Hamburg genennet wird/ welche Nahmen sie nicht von dem Jove Ammone, wie einige irrig vorgegeben/ sondern von dem alt Teutschen Wort Ham empfangen/ welches einen Wald bedeutet/ und woraus nochmahls das Wort Hayn entstanden. Nachdem aber Carolus die Sachsen überwunden/ legte er wieder die Dänen zu Schleßwig eine neue Gräntz-Festung an/ mit deren Könige/ Gottfried/ er etliche Jahre nach einander einen hefftigen Krieg führen muste. Dieses Schleßwig/ wird auch Haswick, Sliaswick, Shlieswick genannt/ und hat / nebenst Hamburg, von den Wenden viel ausstehn müssen/ die solches etliche mahl zerstöhrten. Daß indessen der Carolus dieses Land/ oder jenseit Elbische Saxen, Saxoniam trans Albiam, seiner Arth nach/ durch gewisse Grafen regieren lassen/ daran ist kein Zweiffel/ wer aber solche gewesen/ und aus was vor Geschlechten sie abgestammet/ ist ungewiß. Nach diesem hat es Hertzog Hermann von Billingen bekommen /
V. Cranz l. cit. Adam. Brem. Hist. Eccl. l. 2. Albert. Stadens.
v. Regin. ad cal. 804. Helm. Chron. Slav. l. 1. & Arnold. Lubec.
v. Spangenb. Sachs. Chron. c. 83. seqq.
v. Cranz. Adam Brem. & Stadens. locis cit. Chron Alber. pasim.
v. Spangenb. l. cit.
Adam Brem. l. cit.
v. Ponten rer. Dan. 1. 2.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/480 |
Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/480>, abgerufen am 16.07.2024. |