Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.wie denn sonderlich diejenigen/ die nach Teutschland/ und in die Gegend Mecklenburg und weiter herauf kamen/ überhaupt die Wenden, Venedi genennet worden/ die bey denen Teutschen Geschichtschreibern/ auch öffters unter den allgemeinen Namen der Slaven vorkommen. Wann sie am Ersten in gedachten Gegenden Teutschlandes eingedrungen/ kan man so genau nicht sagen / doch ist glaublich/ nachdem die Vandaler und Gothen ihre Kriegs-Züge vorgenommen/ einfolglich ihre alte Landes Gegenden an Einwohnern ziemlich leer geworden/ daß die Slaven wegen Volck-Menge allmählig angefangen/ in die verlassene Landschafften sich zu wenden und selbige anzubauen/ welches ohngefähr unter dem Kayser Valentiniano geschehen seyn mag. So bald sie nach Teutschland gelanget/ fiengen sie an Städte und haltbare Oerter anzurichten / daher die allermeisten Pommerischen/ Mecklenburgischen und viele Nieder-Sächsische Städte/ von denen Wenden herrühren/ woraus zugleich erhellet / daß sie kein so grausam und Wildes Volck gewesen/ als zwar vorgestellet werden wil/ sondern sie waren vielmehr Leute/ die eine wohl eingerichtete Republic hatten/ Handel und Wandel trieben/ und in Städten beysammen wohneten. Ihro Hauptstadt wird Mecklenburg oder Micklenburg genannt/ von der nachher das gantze Mecklenburgische den Nahmen empfangen/ die aber nun mehr unter ihren Bruchstücken begraben lieget. Weil aber dieses kein Slavischer oder Wendischer Nahme/ sondern vielmehr gut Teusch ist/ so erhellet daraus so viel/ daß dieser Ort lange vor Ankunfft der Wenden gestanden haben müsse/ dieselbigen nachmahls vielleicht besser angebauet und vollends zu einer rechten Stadt gemachet haben. Diese Wenden/ breiteten sich allmählig dermassen aus/ daß sie beynahe die helffte von Teutschland einnahmen/ die alten Teutschen Inwohner entweder verjageten / oder doch unterdrückten/ und hin- und wieder welche neue Reiche anlegeten. Zwar von denen in Mecklenburgischen und dasigen Gegenden sich niedergelassenen Wenden / wird von vielen vorgegeben als ob sie rechte Könige gehabt; allein/ dieses ist irrig/ indem zwar der Wenden Fürsten den Königlichen Titul und Nahmen führeten/ in der That aber/ waren sie nur blosse Fürsten/ indem das Volck bey ihnen allemahl viel zu sprechen hatte. Von diesen angegebenen Wendischen Königen demnach/ stammet das Hochfürstl. Hertzogliche Haus Mecklenburg ab/ die/ nach der Länge alle anzuführen unnöthige ist/ weil von verschiedenen ungewiß/ um welche Zeit sie regieret gehabt/ wie denn sonderlich/ die/ von dem Anthyrio gemachte Ableitung unter die abgeschmackten Fabeln gehöret/ ungeachtet einige Genealogisten selbige annoch beybehalten. Denn da zur Gnüge bekannt/ daß unsere Vorfahren we- Vid. Helmold. loc. cit. v. Adam. Bremens. v. Henning Gen. Imp. in Sax. Super & Infer. Lazius. de Mig, Gent. und Hübner Tab. Geneal. 192. der es aber / promere, aus vorigen beyden/ ausgeschrieben.
wie denn sonderlich diejenigen/ die nach Teutschland/ und in die Gegend Mecklenburg und weiter herauf kamen/ überhaupt die Wenden, Venedi genennet worden/ die bey denen Teutschen Geschichtschreibern/ auch öffters unter den allgemeinen Namen der Slaven vorkommen. Wann sie am Ersten in gedachten Gegenden Teutschlandes eingedrungen/ kan man so genau nicht sagen / doch ist glaublich/ nachdem die Vandaler und Gothen ihre Kriegs-Züge vorgenommen/ einfolglich ihre alte Landes Gegenden an Einwohnern ziemlich leer geworden/ daß die Slaven wegen Volck-Menge allmählig angefangen/ in die verlassene Landschafften sich zu wenden und selbige anzubauen/ welches ohngefähr unter dem Kayser Valentiniano geschehen seyn mag. So bald sie nach Teutschland gelanget/ fiengen sie an Städte und haltbare Oerter anzurichten / daher die allermeisten Pommerischen/ Mecklenburgischen und viele Nieder-Sächsische Städte/ von denen Wenden herrühren/ woraus zugleich erhellet / daß sie kein so grausam und Wildes Volck gewesen/ als zwar vorgestellet werden wil/ sondern sie waren vielmehr Leute/ die eine wohl eingerichtete Republic hatten/ Handel und Wandel trieben/ und in Städten beysammen wohneten. Ihro Hauptstadt wird Mecklenburg oder Micklenburg genannt/ von der nachher das gantze Mecklenburgische den Nahmen empfangen/ die aber nun mehr unter ihren Bruchstücken begraben lieget. Weil aber dieses kein Slavischer oder Wendischer Nahme/ sondern vielmehr gut Teusch ist/ so erhellet daraus so viel/ daß dieser Ort lange vor Ankunfft der Wenden gestanden haben müsse/ dieselbigen nachmahls vielleicht besser angebauet und vollends zu einer rechten Stadt gemachet haben. Diese Wenden/ breiteten sich allmählig dermassen aus/ daß sie beynahe die helffte von Teutschland einnahmen/ die alten Teutschen Inwohner entweder verjageten / oder doch unterdrückten/ und hin- und wieder welche neue Reiche anlegeten. Zwar von denen in Mecklenburgischen und dasigen Gegenden sich niedergelassenen Wenden / wird von vielen vorgegeben als ob sie rechte Könige gehabt; allein/ dieses ist irrig/ indem zwar der Wenden Fürsten den Königlichen Titul und Nahmen führeten/ in der That aber/ waren sie nur blosse Fürsten/ indem das Volck bey ihnen allemahl viel zu sprechen hatte. Von diesen angegebenen Wendischen Königen demnach/ stammet das Hochfürstl. Hertzogliche Haus Mecklenburg ab/ die/ nach der Länge alle anzuführen unnöthige ist/ weil von verschiedenen ungewiß/ um welche Zeit sie regieret gehabt/ wie denn sonderlich/ die/ von dem Anthyrio gemachte Ableitung unter die abgeschmackten Fabeln gehöret/ ungeachtet einige Genealogisten selbige annoch beybehalten. Denn da zur Gnüge bekannt/ daß unsere Vorfahren we- Vid. Helmold. loc. cit. v. Adam. Bremens. v. Henning Gen. Imp. in Sax. Super & Infer. Lazius. de Mig, Gent. und Hübner Tab. Geneal. 192. der es aber / promere, aus vorigen beyden/ ausgeschrieben.
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wie denn sonderlich diejenigen/ die nach Teutschland/ und in die Gegend Mecklenburg und weiter herauf kamen/ überhaupt die Wenden, Venedi genennet worden/ die bey denen Teutschen Geschichtschreibern/ auch öffters unter den allgemeinen Namen der Slaven vorkommen. Wann sie am Ersten in gedachten Gegenden Teutschlandes eingedrungen/ kan man so genau nicht sagen / doch ist glaublich/ nachdem die Vandaler und Gothen ihre Kriegs-Züge vorgenommen/ einfolglich ihre alte Landes Gegenden an Einwohnern ziemlich leer geworden/ daß die Slaven wegen Volck-Menge allmählig angefangen/ in die verlassene Landschafften sich zu wenden und selbige anzubauen/ welches ohngefähr unter dem Kayser Valentiniano geschehen seyn mag. So bald sie nach Teutschland gelanget/ fiengen sie an Städte und haltbare Oerter anzurichten / daher die allermeisten Pommerischen/ Mecklenburgischen und viele Nieder-Sächsische Städte/ von denen Wenden herrühren/ woraus zugleich erhellet / daß sie kein so grausam und Wildes Volck gewesen/ als zwar vorgestellet werden wil/ sondern sie waren vielmehr Leute/ die eine wohl eingerichtete Republic hatten/ Handel und Wandel trieben/ und in Städten beysammen wohneten. Ihro Hauptstadt wird Mecklenburg oder Micklenburg genannt/ von der nachher das gantze Mecklenburgische den Nahmen empfangen/ die aber nun mehr unter ihren Bruchstücken begraben lieget. Weil aber dieses kein Slavischer oder Wendischer Nahme/ sondern vielmehr gut Teusch ist/ so erhellet daraus so viel/ daß dieser Ort lange vor Ankunfft der Wenden gestanden haben müsse/ dieselbigen nachmahls vielleicht besser angebauet und vollends zu einer rechten Stadt gemachet haben. Diese Wenden/ breiteten sich allmählig dermassen aus/ daß sie beynahe die helffte von Teutschland einnahmen/ die alten Teutschen Inwohner entweder verjageten / oder doch unterdrückten/ und hin- und wieder welche neue Reiche anlegeten. Zwar von denen in Mecklenburgischen und dasigen Gegenden sich niedergelassenen Wenden / wird von vielen vorgegeben als ob sie rechte Könige gehabt; allein/ dieses ist irrig/ indem zwar der Wenden Fürsten den Königlichen Titul und Nahmen führeten/ in der That aber/ waren sie nur blosse Fürsten/ indem das Volck bey ihnen allemahl viel zu sprechen hatte. Von diesen angegebenen Wendischen Königen demnach/ stammet das Hochfürstl. Hertzogliche Haus Mecklenburg ab/ die/ nach der Länge alle anzuführen unnöthige ist/ weil von verschiedenen ungewiß/ um welche Zeit sie regieret gehabt/ wie denn sonderlich/ die/ von dem Anthyrio gemachte Ableitung unter die abgeschmackten Fabeln gehöret/ ungeachtet einige Genealogisten selbige annoch beybehalten. Denn da zur Gnüge bekannt/ daß unsere Vorfahren we-
Vid. Helmold. loc. cit.
v. Adam. Bremens.
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Zitationshilfe: | Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/434>, abgerufen am 19.07.2024. |