Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

sprung der Teutschen/ und deren erste Wanderungen ansihet/ da sie freylich aus Asien/ und dem innern Scythen herfür gekommen/ sintemahl die Scytehn und Teutschen einerley Uhrsprüngs und Ankunft waren/ ja es sind von diesen beyden Völckern/ die allermeisten Theile der Welt mit Menschen besetzet worden/ so unglaublich/ als auch dieses scheinen mögte/ welches aber weiter auszuführen dermahlen des Orts nicht ist. Unwahr ist hingegen/ wann es in Gedachtem Vorgeben heist/ des Warini Vorfahren/ wären erst unter dem Kayser Valentiniano aus Scythen in Teutschland gelanget. Man verstehe hier entweder das Asiatische / oder das Europäische Schythen, so ists irrig/ sintemahl um selbige Zeiten keine Wanderungen der Völcker aus Asien mehr geschahen/ wohl aber erfolgeten die gewaltigen Einbrüche der Hunnen. Nebst dem/ stimmen die Autores über den Uhrsprung des Worts Welph auch nicht überein. Denn einige behalten die alte Fabel von den 12. jungen Herren/ welche doch von niemanden/ als von denen faulen München erdacht worden/ die des Isenbard seine Frau/ die Irmentrud, ein abergläubisches/ eirfältiges Weibes-Bild dahin beredeten/ daß sie ihnen das Kloster Weingarten stiftete/ dafür sie ihr zuehren/ und ihre vermeinte Keuschheit zuerheben/ die schöne Fabel von den 12. Söhnen aussonnen. Andere wollen/ daß/ als des Isenbards Gemahlin/ eines jungen Sohns genesen/ habe er vom Kayser nach Hause erlassen zu werden begehret/ der denn versetzet haben soll: es sey ihm ja nur ein einiger Welph/ oder Wolff gebohren worden/ warum er denn so eyle? worauf er den Kayser zu Gevatter gebehten und haben der Knabe den Nahmen Welf behalten/ allein auch diese Erzehlung hält den Stich nicht/ weil so schlechter dings nicht glaublich/ daß ein vernünftiger Printz sich soweit vergehen/ und eines Christen sein Kind/ einen jungen Wolf nennen würde. Zu dem/ waren ja zu des Caroli M. Zeiten die Grafen gantz unbekannt/ wenigstens funden sie sich in der Bedeutung nicht/ darein sie nachher gerathen. Weil aber doch etwas wahres unter dieser Erzehlung stecken muß; Also dürfte dieses der Wahr- und Wahr- und Wahrsheinlichkeit am allernechsten kommen/ daß entweder der Isenbard selber / oder dessen Vorfahren/ wegen ihrer Tapfferkeit den Nahmen Guelph/ Welff oder Wolff bekommen. Denn die alten Teutschen hatten gar sehr in Gebrauch/ entweder sich selbst/ oder aber andern von ihren Verrichtungen und Thaten/ solche Beynahmen zu geben/ die mit selbigen übereinkamen; sie pflegten auch wohl die annoch zarten Kinder mit dergleichen Nahmen zubelegen/ um sie dadurch zur Verrichtung löblicher Thaten auf zumuntern. Sothanen wahren Uhrsprung haben die Münche nicht gewust/ auch um selben zu bekümmern sich die Mühe nicht gegeben / deswegen sie auf ein Mährgen versallen /

V. Crus. l. cit.

sprung der Teutschen/ und deren erste Wanderungen ansihet/ da sie freylich aus Asien/ und dem innern Scythen herfür gekommen/ sintemahl die Scytehn und Teutschen einerley Uhrsprüngs und Ankunft waren/ ja es sind von diesen beyden Völckern/ die allermeisten Theile der Welt mit Menschen besetzet worden/ so unglaublich/ als auch dieses scheinen mögte/ welches aber weiter auszuführen dermahlen des Orts nicht ist. Unwahr ist hingegen/ wann es in Gedachtem Vorgeben heist/ des Warini Vorfahren/ wären erst unter dem Kayser Valentiniano aus Scythen in Teutschland gelanget. Man verstehe hier entweder das Asiatische / oder das Europäische Schythen, so ists irrig/ sintemahl um selbige Zeiten keine Wanderungen der Völcker aus Asien mehr geschahen/ wohl aber erfolgeten die gewaltigen Einbrüche der Hunnen. Nebst dem/ stimmen die Autores über den Uhrsprung des Worts Welph auch nicht überein. Denn einige behalten die alte Fabel von den 12. jungen Herren/ welche doch von niemanden/ als von denen faulen München erdacht worden/ die des Isenbard seine Frau/ die Irmentrud, ein abergläubisches/ eirfältiges Weibes-Bild dahin beredeten/ daß sie ihnen das Kloster Weingarten stiftete/ dafür sie ihr zuehren/ und ihre vermeinte Keuschheit zuerheben/ die schöne Fabel von den 12. Söhnen aussonnen. Andere wollen/ daß/ als des Isenbards Gemahlin/ eines jungen Sohns genesen/ habe er vom Kayser nach Hause erlassen zu werden begehret/ der denn versetzet haben soll: es sey ihm ja nur ein einiger Welph/ oder Wolff gebohren worden/ warum er denn so eyle? worauf er den Kayser zu Gevatter gebehten und haben der Knabe den Nahmen Welf behalten/ allein auch diese Erzehlung hält den Stich nicht/ weil so schlechter dings nicht glaublich/ daß ein vernünftiger Printz sich soweit vergehen/ und eines Christen sein Kind/ einen jungen Wolf nennen würde. Zu dem/ waren ja zu des Caroli M. Zeiten die Grafen gantz unbekannt/ wenigstens funden sie sich in der Bedeutung nicht/ darein sie nachher gerathen. Weil aber doch etwas wahres unter dieser Erzehlung stecken muß; Also dürfte dieses der Wahr- und Wahr- und Wahrsheinlichkeit am allernechsten kommen/ daß entweder der Isenbard selber / oder dessen Vorfahren/ wegen ihrer Tapfferkeit den Nahmen Guelph/ Welff oder Wolff bekommen. Denn die alten Teutschen hatten gar sehr in Gebrauch/ entweder sich selbst/ oder aber andern von ihren Verrichtungen und Thaten/ solche Beynahmen zu geben/ die mit selbigen übereinkamen; sie pflegten auch wohl die annoch zarten Kinder mit dergleichen Nahmen zubelegen/ um sie dadurch zur Verrichtung löblicher Thaten auf zumuntern. Sothanen wahren Uhrsprung haben die Münche nicht gewust/ auch um selben zu bekümmern sich die Mühe nicht gegeben / deswegen sie auf ein Mährgen versallen /

V. Crus. l. cit.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0421" n="373"/>
sprung der Teutschen/ und deren erste Wanderungen ansihet/ da sie freylich                      aus Asien/ und dem innern Scythen herfür gekommen/ sintemahl die Scytehn und                      Teutschen einerley Uhrsprüngs und Ankunft waren/ ja es sind von diesen beyden                      Völckern/ die allermeisten Theile der Welt mit Menschen besetzet worden/ so                      unglaublich/ als auch dieses scheinen mögte/ welches aber weiter auszuführen                      dermahlen des Orts nicht ist. Unwahr ist hingegen/ wann es in Gedachtem                      Vorgeben heist/ des Warini Vorfahren/ wären erst unter dem Kayser Valentiniano                      aus Scythen in Teutschland gelanget. Man verstehe hier entweder das Asiatische /                      oder das Europäische Schythen, so ists irrig/ sintemahl um selbige Zeiten keine                      Wanderungen der Völcker aus Asien mehr geschahen/ wohl aber erfolgeten die                      gewaltigen Einbrüche der Hunnen. Nebst dem/ stimmen die Autores über den                      Uhrsprung des Worts Welph auch nicht überein. Denn einige behalten die alte                      Fabel von den 12. jungen Herren/ welche doch von niemanden/ als von denen                      faulen München erdacht worden/ die des Isenbard seine Frau/ die Irmentrud, ein                      abergläubisches/ eirfältiges Weibes-Bild dahin beredeten/ daß sie ihnen das                      Kloster Weingarten stiftete/ dafür sie ihr zuehren/ und ihre vermeinte                      Keuschheit zuerheben/ die schöne Fabel von den 12. Söhnen aussonnen. Andere                      wollen/ daß/ als des Isenbards Gemahlin/ eines jungen Sohns genesen/ habe er                      vom Kayser nach Hause erlassen zu werden begehret/ der denn versetzet haben                      soll: es sey ihm ja nur ein einiger Welph/ oder Wolff gebohren worden/ warum                      er denn so eyle? worauf er den Kayser zu Gevatter gebehten und haben der Knabe                      den Nahmen Welf behalten/ <note place="foot">V. Crus. l. cit.</note> allein                      auch diese Erzehlung hält den Stich nicht/ weil so schlechter dings nicht                      glaublich/ daß ein vernünftiger Printz sich soweit vergehen/ und eines                      Christen sein Kind/ einen jungen Wolf nennen würde. Zu dem/ waren ja zu des                      Caroli M. Zeiten die Grafen gantz unbekannt/ wenigstens funden sie sich in der                      Bedeutung nicht/ darein sie nachher gerathen. Weil aber doch etwas wahres unter                      dieser Erzehlung stecken muß; Also dürfte dieses der Wahr- und Wahr- und                      Wahrsheinlichkeit am allernechsten kommen/ daß entweder der Isenbard selber /                      oder dessen Vorfahren/ wegen ihrer Tapfferkeit den Nahmen Guelph/ Welff oder                      Wolff bekommen. Denn die alten Teutschen hatten gar sehr in Gebrauch/ entweder                      sich selbst/ oder aber andern von ihren Verrichtungen und Thaten/ solche                      Beynahmen zu geben/ die mit selbigen übereinkamen; sie pflegten auch wohl die                      annoch zarten Kinder mit dergleichen Nahmen zubelegen/ um sie dadurch zur                      Verrichtung löblicher Thaten auf zumuntern. Sothanen wahren Uhrsprung haben die                      Münche nicht gewust/ auch um selben zu bekümmern sich die Mühe nicht gegeben /                      deswegen sie auf ein Mährgen versallen /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0421] sprung der Teutschen/ und deren erste Wanderungen ansihet/ da sie freylich aus Asien/ und dem innern Scythen herfür gekommen/ sintemahl die Scytehn und Teutschen einerley Uhrsprüngs und Ankunft waren/ ja es sind von diesen beyden Völckern/ die allermeisten Theile der Welt mit Menschen besetzet worden/ so unglaublich/ als auch dieses scheinen mögte/ welches aber weiter auszuführen dermahlen des Orts nicht ist. Unwahr ist hingegen/ wann es in Gedachtem Vorgeben heist/ des Warini Vorfahren/ wären erst unter dem Kayser Valentiniano aus Scythen in Teutschland gelanget. Man verstehe hier entweder das Asiatische / oder das Europäische Schythen, so ists irrig/ sintemahl um selbige Zeiten keine Wanderungen der Völcker aus Asien mehr geschahen/ wohl aber erfolgeten die gewaltigen Einbrüche der Hunnen. Nebst dem/ stimmen die Autores über den Uhrsprung des Worts Welph auch nicht überein. Denn einige behalten die alte Fabel von den 12. jungen Herren/ welche doch von niemanden/ als von denen faulen München erdacht worden/ die des Isenbard seine Frau/ die Irmentrud, ein abergläubisches/ eirfältiges Weibes-Bild dahin beredeten/ daß sie ihnen das Kloster Weingarten stiftete/ dafür sie ihr zuehren/ und ihre vermeinte Keuschheit zuerheben/ die schöne Fabel von den 12. Söhnen aussonnen. Andere wollen/ daß/ als des Isenbards Gemahlin/ eines jungen Sohns genesen/ habe er vom Kayser nach Hause erlassen zu werden begehret/ der denn versetzet haben soll: es sey ihm ja nur ein einiger Welph/ oder Wolff gebohren worden/ warum er denn so eyle? worauf er den Kayser zu Gevatter gebehten und haben der Knabe den Nahmen Welf behalten/ allein auch diese Erzehlung hält den Stich nicht/ weil so schlechter dings nicht glaublich/ daß ein vernünftiger Printz sich soweit vergehen/ und eines Christen sein Kind/ einen jungen Wolf nennen würde. Zu dem/ waren ja zu des Caroli M. Zeiten die Grafen gantz unbekannt/ wenigstens funden sie sich in der Bedeutung nicht/ darein sie nachher gerathen. Weil aber doch etwas wahres unter dieser Erzehlung stecken muß; Also dürfte dieses der Wahr- und Wahr- und Wahrsheinlichkeit am allernechsten kommen/ daß entweder der Isenbard selber / oder dessen Vorfahren/ wegen ihrer Tapfferkeit den Nahmen Guelph/ Welff oder Wolff bekommen. Denn die alten Teutschen hatten gar sehr in Gebrauch/ entweder sich selbst/ oder aber andern von ihren Verrichtungen und Thaten/ solche Beynahmen zu geben/ die mit selbigen übereinkamen; sie pflegten auch wohl die annoch zarten Kinder mit dergleichen Nahmen zubelegen/ um sie dadurch zur Verrichtung löblicher Thaten auf zumuntern. Sothanen wahren Uhrsprung haben die Münche nicht gewust/ auch um selben zu bekümmern sich die Mühe nicht gegeben / deswegen sie auf ein Mährgen versallen / V. Crus. l. cit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/421
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/421>, abgerufen am 19.05.2024.