Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Zeit vorher/ eine so grosse See-Wissenschaft gehabt haben? und in welchem Lande Asiens haben sie gewohnt/ alsdann sie solche erlernen können? Das ist zwar wahr/ daß sie mit ihrer See-Räuberey/ denen Sallischen/ Englischen/ und auch denen Römischen Seeküsten gar überlästig fielen/ weswegen auch die Römer gewisse Strand-Grafen/ oder Stadthalter über die Seeküsten ordnen müssen; Allein dieses beweiset noch lange nicht dero Ankunft zur See / weil ein Volck zwar der See-Sachen kündig werden kan/ daraus folget aber noch nicht/ daß es zu Wasser in das von ihm bewohnte Land müsse gekommen seyn; wie denn hoffentlich kein Mensch wird behaupten wollen/ als ob die Holländer/ oder die alten Bataver, auch zur See in ihr Land solten angelanget seyn/ gleichwol geben sie vortrefliche Seefahrer ab. Also waren die Sachsen aus Teutschland selbsten entsprossen/ mithin/ gleich wie alle Teutsche Völcker/ der Freyheit überaus ergeben/ daher gantz irrig ist/ wann einige von denen Sächsischen Königen viel daher schwatzen und die Ankunft des heutigen Hauses Sachsen von dem Wittikindo ableiten wollen/ sintemahl zwar/ so viel bekannt/ daß sie von gewissen vornehmen Herren regieret worden/ doch diese Würde war nicht erblich/ und ein solcher vornehmer Herr war auch besagter Wittik. der dem Carolo M. so viel zu schaffen machte. Darneben ist auch dieses irrig/ wenn vorgegeben wird/ ob habe nur ermeldter Carolus M. den Wittikin. dum, nach beschehener Unterwerffung/ zu einem Hertzog von Sachsen erhoben/ in dem man eines Theils von dergleichen Würde damahls nichts wuste/ andern theils/ dieses wider die Staats-Maximen des Caroli gewesen wäre/ solche hohe Reichs-Bedienungen erblich zu machen / sintemahl beydes unter den nachherigen Kaysern erstlich geschehen. Also bleibet es eine Fabel/ daß bey denen Sachsen damahls ein erblicher Hertzog gewesen / sondern sie wurden vielmehr von dem Carolo Magno mit einem Stadthalter/ und andern Kayserlichen Bedienten versehen/ einfolglich war damahls ein Hertzog in Sachsen eine gantz unbekannte Sache. Gleiches Fabel Werck ist es auch/ wann vorgegeben wird/ als ob zu des Caroli Magni, und seiner Nachfolger Zeiten/ gar Groß-Hertzoge in Sachsen gewesen/ wie etliche Autores träumen / angesehen/ in selbigen Zeiten/ von diesem praedicat kein Mensch etwas wuste / kunte auch solches/ üm ungefährter Ursachen Willen/ unmöglich Statt finden. Zu dem ist oben bereits erwiesen worden/ daß diejenige Abstammung des hohen Hauses Sachsen/ die insgemein von dem Wittekindo geschicht/ gantz irrig und sonder allen Grund sey: Und die Entdeckung sothaner Wahrheit/ benimmt

V. Pancirol. Not. Vet, Imp. Meibom. Introduct. in hist. Saxon. Inf.
V. Hubner. i[unleserliches Material]. Tab. Geneal. 149.
V. Beda Hist. Eccles Angl. l. 5. wittik. l. cit
V. Aut Anonym super Schilt. in Collect. script. rer. Germ. Eginh. in vita Car. Magni
V. Hubner. tab cit. & Deph Gen. l. cit. priorem enim fabulis genealogicis delectari pervulgare est, wie dan das gantze Werck aus dem Henninges zusammen geschmieret ist.

Zeit vorher/ eine so grosse See-Wissenschaft gehabt haben? und in welchem Lande Asiens haben sie gewohnt/ alsdann sie solche erlernen können? Das ist zwar wahr/ daß sie mit ihrer See-Räuberey/ denen Sallischen/ Englischen/ und auch denen Römischen Seeküsten gar überlästig fielen/ weswegen auch die Römer gewisse Strand-Grafen/ oder Stadthalter über die Seeküsten ordnen müssen; Allein dieses beweiset noch lange nicht dero Ankunft zur See / weil ein Volck zwar der See-Sachen kündig werden kan/ daraus folget aber noch nicht/ daß es zu Wasser in das von ihm bewohnte Land müsse gekommen seyn; wie denn hoffentlich kein Mensch wird behaupten wollen/ als ob die Holländer/ oder die alten Bataver, auch zur See in ihr Land solten angelanget seyn/ gleichwol geben sie vortrefliche Seefahrer ab. Also waren die Sachsen aus Teutschland selbsten entsprossen/ mithin/ gleich wie alle Teutsche Völcker/ der Freyheit überaus ergeben/ daher gantz irrig ist/ wann einige von denen Sächsischen Königen viel daher schwatzen und die Ankunft des heutigen Hauses Sachsen von dem Wittikindo ableiten wollen/ sintemahl zwar/ so viel bekannt/ daß sie von gewissen vornehmen Herren regieret worden/ doch diese Würde war nicht erblich/ und ein solcher vornehmer Herr war auch besagter Wittik. der dem Carolo M. so viel zu schaffen machte. Darneben ist auch dieses irrig/ wenn vorgegeben wird/ ob habe nur ermeldter Carolus M. den Wittikin. dum, nach beschehener Unterwerffung/ zu einem Hertzog von Sachsen erhoben/ in dem man eines Theils von dergleichen Würde damahls nichts wuste/ andern theils/ dieses wider die Staats-Maximen des Caroli gewesen wäre/ solche hohe Reichs-Bedienungen erblich zu machen / sintemahl beydes unter den nachherigen Kaysern erstlich geschehen. Also bleibet es eine Fabel/ daß bey denen Sachsen damahls ein erblicher Hertzog gewesen / sondern sie wurden vielmehr von dem Carolo Magno mit einem Stadthalter/ und andern Kayserlichen Bedienten versehen/ einfolglich war damahls ein Hertzog in Sachsen eine gantz unbekannte Sache. Gleiches Fabel Werck ist es auch/ wann vorgegeben wird/ als ob zu des Caroli Magni, und seiner Nachfolger Zeiten/ gar Groß-Hertzoge in Sachsen gewesen/ wie etliche Autores träumen / angesehen/ in selbigen Zeiten/ von diesem praedicat kein Mensch etwas wuste / kunte auch solches/ üm ungefährter Ursachen Willen/ unmöglich Statt finden. Zu dem ist oben bereits erwiesen worden/ daß diejenige Abstammung des hohen Hauses Sachsen/ die insgemein von dem Wittekindo geschicht/ gantz irrig und sonder allen Grund sey: Und die Entdeckung sothaner Wahrheit/ benimmt

V. Pancirol. Not. Vet, Imp. Meibom. Introduct. in hist. Saxon. Inf.
V. Hubner. i[unleserliches Material]. Tab. Geneal. 149.
V. Beda Hist. Eccles Angl. l. 5. wittik. l. cit
V. Aut Anonym super Schilt. in Collect. script. rer. Germ. Eginh. in vita Car. Magni
V. Hubner. tab cit. & Deph Gen. l. cit. priorem enim fabulis genealogicis delectari pervulgare est, wie dan das gantze Werck aus dem Henninges zusammen geschmieret ist.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0385" n="337"/>
Zeit vorher/ eine so grosse See-Wissenschaft gehabt haben? und in welchem                      Lande Asiens haben sie gewohnt/ alsdann sie solche erlernen können? Das ist                      zwar wahr/ daß sie mit ihrer See-Räuberey/ denen Sallischen/ Englischen/ und                      auch denen Römischen Seeküsten gar überlästig fielen/ weswegen auch die Römer                      gewisse Strand-Grafen/ oder Stadthalter über die Seeküsten ordnen müssen; <note place="foot">V. Pancirol. Not. Vet, Imp. Meibom. Introduct. in hist. Saxon.                          Inf.</note> Allein dieses beweiset noch lange nicht dero Ankunft zur See /                      weil ein Volck zwar der See-Sachen kündig werden kan/ daraus folget aber noch                      nicht/ daß es zu Wasser in das von ihm bewohnte Land müsse gekommen seyn; wie                      denn hoffentlich kein Mensch wird behaupten wollen/ als ob die Holländer/ oder                      die alten Bataver, auch zur See in ihr Land solten angelanget seyn/ gleichwol                      geben sie vortrefliche Seefahrer ab. Also waren die Sachsen aus Teutschland                      selbsten entsprossen/ mithin/ gleich wie alle Teutsche Völcker/ der Freyheit                      überaus ergeben/ daher gantz irrig ist/ wann einige von denen Sächsischen                      Königen viel daher schwatzen <note place="foot">V. Hubner. i<gap reason="illegible"/>. Tab. Geneal.                          149.</note> und die Ankunft des heutigen Hauses Sachsen von dem Wittikindo                      ableiten wollen/ sintemahl zwar/ so viel bekannt/ daß sie von gewissen                      vornehmen Herren regieret worden/ <note place="foot">V. Beda Hist. Eccles Angl.                          l. 5. wittik. l. cit</note> doch diese Würde war nicht erblich/ und ein                      solcher vornehmer Herr war auch besagter Wittik. der dem Carolo M. so viel zu                      schaffen machte. Darneben ist auch dieses irrig/ wenn vorgegeben wird/ ob habe                      nur ermeldter Carolus M. den Wittikin. dum, nach beschehener Unterwerffung/ zu                      einem Hertzog von Sachsen erhoben/ in dem man eines Theils von dergleichen                      Würde damahls nichts wuste/ andern theils/ dieses wider die Staats-Maximen des                      Caroli gewesen wäre/ solche hohe Reichs-Bedienungen erblich zu machen /                      sintemahl beydes unter den nachherigen Kaysern erstlich geschehen. Also bleibet                      es eine Fabel/ daß bey denen Sachsen damahls ein erblicher Hertzog gewesen /                      sondern sie wurden vielmehr von dem Carolo Magno mit einem Stadthalter/ und                      andern Kayserlichen Bedienten versehen/ einfolglich war damahls ein Hertzog in                      Sachsen eine gantz unbekannte Sache. <note place="foot">V. Aut Anonym super                          Schilt. in Collect. script. rer. Germ. Eginh. in vita Car. Magni</note>                      Gleiches Fabel Werck ist es auch/ wann vorgegeben wird/ als ob zu des Caroli                      Magni, und seiner Nachfolger Zeiten/ gar Groß-Hertzoge in Sachsen gewesen/ wie                      etliche Autores <note place="foot">V. Hubner. tab cit. &amp; Deph Gen. l. cit.                          priorem enim fabulis genealogicis delectari pervulgare est, wie dan das                          gantze Werck aus dem Henninges zusammen geschmieret ist.</note> träumen /                      angesehen/ in selbigen Zeiten/ von diesem praedicat kein Mensch etwas wuste /                      kunte auch solches/ üm ungefährter Ursachen Willen/ unmöglich Statt finden. Zu                      dem ist oben bereits erwiesen worden/ daß diejenige Abstammung des hohen Hauses                      Sachsen/ die insgemein von dem Wittekindo geschicht/ gantz irrig und sonder                      allen Grund sey: Und die Entdeckung sothaner Wahrheit/ benimmt
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[337/0385] Zeit vorher/ eine so grosse See-Wissenschaft gehabt haben? und in welchem Lande Asiens haben sie gewohnt/ alsdann sie solche erlernen können? Das ist zwar wahr/ daß sie mit ihrer See-Räuberey/ denen Sallischen/ Englischen/ und auch denen Römischen Seeküsten gar überlästig fielen/ weswegen auch die Römer gewisse Strand-Grafen/ oder Stadthalter über die Seeküsten ordnen müssen; Allein dieses beweiset noch lange nicht dero Ankunft zur See / weil ein Volck zwar der See-Sachen kündig werden kan/ daraus folget aber noch nicht/ daß es zu Wasser in das von ihm bewohnte Land müsse gekommen seyn; wie denn hoffentlich kein Mensch wird behaupten wollen/ als ob die Holländer/ oder die alten Bataver, auch zur See in ihr Land solten angelanget seyn/ gleichwol geben sie vortrefliche Seefahrer ab. Also waren die Sachsen aus Teutschland selbsten entsprossen/ mithin/ gleich wie alle Teutsche Völcker/ der Freyheit überaus ergeben/ daher gantz irrig ist/ wann einige von denen Sächsischen Königen viel daher schwatzen und die Ankunft des heutigen Hauses Sachsen von dem Wittikindo ableiten wollen/ sintemahl zwar/ so viel bekannt/ daß sie von gewissen vornehmen Herren regieret worden/ doch diese Würde war nicht erblich/ und ein solcher vornehmer Herr war auch besagter Wittik. der dem Carolo M. so viel zu schaffen machte. Darneben ist auch dieses irrig/ wenn vorgegeben wird/ ob habe nur ermeldter Carolus M. den Wittikin. dum, nach beschehener Unterwerffung/ zu einem Hertzog von Sachsen erhoben/ in dem man eines Theils von dergleichen Würde damahls nichts wuste/ andern theils/ dieses wider die Staats-Maximen des Caroli gewesen wäre/ solche hohe Reichs-Bedienungen erblich zu machen / sintemahl beydes unter den nachherigen Kaysern erstlich geschehen. Also bleibet es eine Fabel/ daß bey denen Sachsen damahls ein erblicher Hertzog gewesen / sondern sie wurden vielmehr von dem Carolo Magno mit einem Stadthalter/ und andern Kayserlichen Bedienten versehen/ einfolglich war damahls ein Hertzog in Sachsen eine gantz unbekannte Sache. Gleiches Fabel Werck ist es auch/ wann vorgegeben wird/ als ob zu des Caroli Magni, und seiner Nachfolger Zeiten/ gar Groß-Hertzoge in Sachsen gewesen/ wie etliche Autores träumen / angesehen/ in selbigen Zeiten/ von diesem praedicat kein Mensch etwas wuste / kunte auch solches/ üm ungefährter Ursachen Willen/ unmöglich Statt finden. Zu dem ist oben bereits erwiesen worden/ daß diejenige Abstammung des hohen Hauses Sachsen/ die insgemein von dem Wittekindo geschicht/ gantz irrig und sonder allen Grund sey: Und die Entdeckung sothaner Wahrheit/ benimmt V. Pancirol. Not. Vet, Imp. Meibom. Introduct. in hist. Saxon. Inf. V. Hubner. i_ . Tab. Geneal. 149. V. Beda Hist. Eccles Angl. l. 5. wittik. l. cit V. Aut Anonym super Schilt. in Collect. script. rer. Germ. Eginh. in vita Car. Magni V. Hubner. tab cit. & Deph Gen. l. cit. priorem enim fabulis genealogicis delectari pervulgare est, wie dan das gantze Werck aus dem Henninges zusammen geschmieret ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/385
Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/385>, abgerufen am 19.05.2024.