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Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.

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dem aber Anno 1464. Hertzog Otto der dritte zu Stettin ohne Gemahl und Leibes - Erben gestorben/ und mit ihm Ottonis des ersten Stamm/ und also die Stettinische Linie verloschen/ gab Friederich der vierdte/ Chur-Fürst zu Brandenburg für/ das Hertzogthum Stettin wäre lau[unleserliches Material] dessen/ was zwischen Ludovico und Barmino abgehandelt/ nunmehr an Jhm/ und nicht an die Wolgastischen Fürsten verfallen/ theils/ weil dieselben aus einem andern Geschlecht waren/ und sich nicht Hertzogen von Stettin/ sondern von Barth und Grimmen nenneten/ theils/ weil sie mit den Stettinischen Fürsten nicht einerley Wappen führeten/ und einen schwartzen Greiff hätten/ da doch der Stettinische Greiff roth wäre. Es hatte auch der Churfürst schon etliche von der Landschaft und Städten auf seine Seiten gebracht/ gestalt Albrecht von Glinde Burgermeister zu Stettin/ so aus der Marck von Ruppin bürtig/ als die Fürstliche Leiche in Stettin zu Sanct Otten in Beyseyn der Landschaft beygesetzet wurde/ Schild und Helm mit ins Grab geworffen/ gleich als ob der Stettinische Stamm damit erloschen wäre; Aber Frantz von Eichstädt/ sprange also fort ins Grab/ hohlete Helm und Schild wieder heraus/ und ward der Schluß gemacht/ Helm und Schild denen Herren Gebrüdern zu Wohlgast mit einer ansehnlichen Legation zu überschicken/ wie denn auch Matthias von Vendel vor Kayser Friderico dem dritten/ die Succession der anderen Pommerischen Fürsten stattlich erwiesen; Inzwischen fiel der Churfürst wiederum in Pommern/ eroberte Vieraden/ Gartz/ und Lokenitz/ wäre ihm auch bey nächtlicher Weile durch den Burgermeister Glinde/ bey nahe Stettin/ Verrahten worden/ wenn es nicht bey Zeiten ein Fleischer gemercket hätte/ und ward der Churfürst nachgehends von Pafewalck/ Uckermünd/ und andern Orten abgetrieben/ und die Sache durch den König in Pohlen in Stillstand gebracht. Kurtz darnach starb Churfürst Friederich / und kam sein Bruder Albertus an seine Stelle/ welcher wegen seiner Dienste beym Kayser Friderico in grossen Gnaden war; Dieser erneuerte bey dem Kayser die Klage wieder Pommern/ und werden darauf die Hertzoge Persöhnlich vor den Kayser citiret; Sie wenden aber Ursachen ein/ warum sie nicht persöhnlich erscheinen könten/ und schickten ihren Legaten D. Matthaeum, von Wedel/ der denn ihre Sache wohl ausführete/ auch in ihrem Namen die Lehn empfing. Der Kayser aber bestund nichts weniger darauf/ es solten/ wo nicht beyde/ jedoch einer von den Pommerischen Fürsten sich gestellen/ und setzte deßhalb aufs neue einen Termin an/ welchen ihnen Matthaeus von Wedel zu wissen that/ und plötzlich darauf selig verschiede. Aber weil die Wege unsicher waren/ verfliesset solcher Termin, ehe es die Hertzoge zu wissen bekamen. Und weil nun also die Noht der Pommerischen Fürsten wenig war beobachtet worden/ übergab der Kayser Marckgraf Albrechten das Hertzogthum Stettin aufs neue/ und fing darauf der Chur-

dem aber Anno 1464. Hertzog Otto der dritte zu Stettin ohne Gemahl und Leibes - Erben gestorben/ und mit ihm Ottonis des ersten Stamm/ und also die Stettinische Linie verloschen/ gab Friederich der vierdte/ Chur-Fürst zu Brandenburg für/ das Hertzogthum Stettin wäre lau[unleserliches Material] dessen/ was zwischen Ludovico und Barmino abgehandelt/ nunmehr an Jhm/ und nicht an die Wolgastischen Fürsten verfallen/ theils/ weil dieselben aus einem andern Geschlecht waren/ und sich nicht Hertzogen von Stettin/ sondern von Barth und Grimmen nenneten/ theils/ weil sie mit den Stettinischen Fürsten nicht einerley Wappen führeten/ und einen schwartzen Greiff hätten/ da doch der Stettinische Greiff roth wäre. Es hatte auch der Churfürst schon etliche von der Landschaft und Städten auf seine Seiten gebracht/ gestalt Albrecht von Glinde Burgermeister zu Stettin/ so aus der Marck von Ruppin bürtig/ als die Fürstliche Leiche in Stettin zu Sanct Otten in Beyseyn der Landschaft beygesetzet wurde/ Schild und Helm mit ins Grab geworffen/ gleich als ob der Stettinische Stamm damit erloschen wäre; Aber Frantz von Eichstädt/ sprange also fort ins Grab/ hohlete Helm und Schild wieder heraus/ und ward der Schluß gemacht/ Helm und Schild denen Herren Gebrüdern zu Wohlgast mit einer ansehnlichen Legation zu überschicken/ wie denn auch Matthias von Vendel vor Kayser Friderico dem dritten/ die Succession der anderen Pommerischen Fürsten stattlich erwiesen; Inzwischen fiel der Churfürst wiederum in Pommern/ eroberte Vieraden/ Gartz/ und Lokenitz/ wäre ihm auch bey nächtlicher Weile durch den Burgermeister Glinde/ bey nahe Stettin/ Verrahten worden/ wenn es nicht bey Zeiten ein Fleischer gemercket hätte/ und ward der Churfürst nachgehends von Pafewalck/ Uckermünd/ und andern Orten abgetrieben/ und die Sache durch den König in Pohlen in Stillstand gebracht. Kurtz darnach starb Churfürst Friederich / und kam sein Bruder Albertus an seine Stelle/ welcher wegen seiner Dienste beym Kayser Friderico in grossen Gnaden war; Dieser erneuerte bey dem Kayser die Klage wieder Pommern/ und werden darauf die Hertzoge Persöhnlich vor den Kayser citiret; Sie wenden aber Ursachen ein/ warum sie nicht persöhnlich erscheinen könten/ und schickten ihren Legaten D. Matthaeum, von Wedel/ der denn ihre Sache wohl ausführete/ auch in ihrem Namen die Lehn empfing. Der Kayser aber bestund nichts weniger darauf/ es solten/ wo nicht beyde/ jedoch einer von den Pommerischen Fürsten sich gestellen/ und setzte deßhalb aufs neue einen Termin an/ welchen ihnen Matthaeus von Wedel zu wissen that/ und plötzlich darauf selig verschiede. Aber weil die Wege unsicher waren/ verfliesset solcher Termin, ehe es die Hertzoge zu wissen bekamen. Und weil nun also die Noht der Pommerischen Fürsten wenig war beobachtet worden/ übergab der Kayser Marckgraf Albrechten das Hertzogthum Stettin aufs neue/ und fing darauf der Chur-

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[292/0339] dem aber Anno 1464. Hertzog Otto der dritte zu Stettin ohne Gemahl und Leibes - Erben gestorben/ und mit ihm Ottonis des ersten Stamm/ und also die Stettinische Linie verloschen/ gab Friederich der vierdte/ Chur-Fürst zu Brandenburg für/ das Hertzogthum Stettin wäre lau_ dessen/ was zwischen Ludovico und Barmino abgehandelt/ nunmehr an Jhm/ und nicht an die Wolgastischen Fürsten verfallen/ theils/ weil dieselben aus einem andern Geschlecht waren/ und sich nicht Hertzogen von Stettin/ sondern von Barth und Grimmen nenneten/ theils/ weil sie mit den Stettinischen Fürsten nicht einerley Wappen führeten/ und einen schwartzen Greiff hätten/ da doch der Stettinische Greiff roth wäre. Es hatte auch der Churfürst schon etliche von der Landschaft und Städten auf seine Seiten gebracht/ gestalt Albrecht von Glinde Burgermeister zu Stettin/ so aus der Marck von Ruppin bürtig/ als die Fürstliche Leiche in Stettin zu Sanct Otten in Beyseyn der Landschaft beygesetzet wurde/ Schild und Helm mit ins Grab geworffen/ gleich als ob der Stettinische Stamm damit erloschen wäre; Aber Frantz von Eichstädt/ sprange also fort ins Grab/ hohlete Helm und Schild wieder heraus/ und ward der Schluß gemacht/ Helm und Schild denen Herren Gebrüdern zu Wohlgast mit einer ansehnlichen Legation zu überschicken/ wie denn auch Matthias von Vendel vor Kayser Friderico dem dritten/ die Succession der anderen Pommerischen Fürsten stattlich erwiesen; Inzwischen fiel der Churfürst wiederum in Pommern/ eroberte Vieraden/ Gartz/ und Lokenitz/ wäre ihm auch bey nächtlicher Weile durch den Burgermeister Glinde/ bey nahe Stettin/ Verrahten worden/ wenn es nicht bey Zeiten ein Fleischer gemercket hätte/ und ward der Churfürst nachgehends von Pafewalck/ Uckermünd/ und andern Orten abgetrieben/ und die Sache durch den König in Pohlen in Stillstand gebracht. Kurtz darnach starb Churfürst Friederich / und kam sein Bruder Albertus an seine Stelle/ welcher wegen seiner Dienste beym Kayser Friderico in grossen Gnaden war; Dieser erneuerte bey dem Kayser die Klage wieder Pommern/ und werden darauf die Hertzoge Persöhnlich vor den Kayser citiret; Sie wenden aber Ursachen ein/ warum sie nicht persöhnlich erscheinen könten/ und schickten ihren Legaten D. Matthaeum, von Wedel/ der denn ihre Sache wohl ausführete/ auch in ihrem Namen die Lehn empfing. Der Kayser aber bestund nichts weniger darauf/ es solten/ wo nicht beyde/ jedoch einer von den Pommerischen Fürsten sich gestellen/ und setzte deßhalb aufs neue einen Termin an/ welchen ihnen Matthaeus von Wedel zu wissen that/ und plötzlich darauf selig verschiede. Aber weil die Wege unsicher waren/ verfliesset solcher Termin, ehe es die Hertzoge zu wissen bekamen. Und weil nun also die Noht der Pommerischen Fürsten wenig war beobachtet worden/ übergab der Kayser Marckgraf Albrechten das Hertzogthum Stettin aufs neue/ und fing darauf der Chur-

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Zitationshilfe: Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zschackwitz_schauplatz_1724/339>, abgerufen am 19.05.2024.