Zschackwitz, Johann Ehrenfried: Historisch-Genealogischer Schau-Platz. Lemgo, 1724.wohl die eigentliche Einkünfte eines Churfürsten in Bayern nicht vollkommen bekannt/ dann grosse Herren lassen die Geheimnisse ihrer Rent-Cammer nicht gerne offenbahr werden / so ist doch gewiß/ daß solche auf viele Millionen ansteigen/ die ein Churfürst aufn Nohtfall allemahl erhöhen kan und darf/ wie dann der Kayserliche Hof / wehrender Administration dieses Land sehr wohl genutzet/ als welches seiner Cammer ziemlich unter die Arme greiffen müssen. Uberhaupt wird es in vier grosse Rent-Aemter eingetheilet/ die wiederum viele Kelnereyen unter sich haben / machen auch die Bayerischen Lande einen eigenen Crayß aus/ zu welchem aber die Bischöffe von Passau/ der von Freysingen/ der von Regensburg/ samt der Reichs-Stadt Regensburg mit gehören. Und eben dieses ist derjenige Fehler // der die Macht des Hauses Bayern in so weit unterbricht/ zugleich bey entstehenden Unruhen ihm allerley Hindernisse im Weeg legen kan. Doch/ dieses haben die Catholischen Herren ihren Vorfahren zu dancken/ welche die Geistlichen mit Land und Leute und weltliche Hoheit versehen/ denen schon genung gewesen wäre / einige hinlängliche Einkünfte zu geniessen/ daher müssen sie auch die Straffe von sothane Staats-Soloecismos tragen. Thes. VII. Das Bayerische Haus/ ist hauptsächlich auf die Vermehrung seiner Macht und Länder bedacht. Es hat das Glück diesem Hause jederzeit gar sonderlich wohl gewolt/ indem alle dessen Neben-Linien aussterben müssen/ dergestalt/ daß Bayern nunmehr unter einem Herren alleine stehet. Eben dieses/ hat selbiges veranlasset/ auf die Vermehrung seiner Macht so eifrig bedacht zu seyn. Hierzu legte Maximilian, als erster Churfürst einen guten Grund/ wie von alle dem vorher schon Erwehnung geschehen. Sein [unleserliches Material]Enckel/ als jetziger Churfürst/ suchte es noch höher zu bringen/ indem er 1702. mit Franckreich in ein sonderlich Bündniß trate/ und darauf in selben Jahre Ulm/ nebst andern Ohrten mehr hinweg nahm/ auch den Titul/ als König in Francken und Schwaben/ zu suchen schiene. Ob nun wohl nachher einige Fatalitäten einfielen/ indem der Churfürst nicht nur in die Acht erklähret ward/ sondern auch seine Lande von 1704. bis 1714. mit dem Rücken ansehen muste; So ward doch durch den Baadenschen Frieden alles wieder gut gemachet/ und er plenarie restituiret. Weil fast in Vergessen gerahten/ warum Seiner Churfürstl. Durchl. damahls die Frantzösische Seite erwehlet/ ingleichen / warum sie die Reichs-Acht verdient gehabt; Als wird/ um der Historie willen nicht undienlich seyn/ dessen anno 1704. zu Brüssel dieserhalben emanirtes Mani- vid. Leben Caroli III. P. 2. 3. 4. Sihe auch Journal des Seavans de 1705. T. 33. P2.
wohl die eigentliche Einkünfte eines Churfürsten in Bayern nicht vollkommen bekannt/ dann grosse Herren lassen die Geheimnisse ihrer Rent-Cammer nicht gerne offenbahr werden / so ist doch gewiß/ daß solche auf viele Millionen ansteigen/ die ein Churfürst aufn Nohtfall allemahl erhöhen kan und darf/ wie dann der Kayserliche Hof / wehrender Administration dieses Land sehr wohl genutzet/ als welches seiner Cammer ziemlich unter die Arme greiffen müssen. Uberhaupt wird es in vier grosse Rent-Aemter eingetheilet/ die wiederum viele Kelnereyen unter sich haben / machen auch die Bayerischen Lande einen eigenen Crayß aus/ zu welchem aber die Bischöffe von Passau/ der von Freysingen/ der von Regensburg/ samt der Reichs-Stadt Regensburg mit gehören. Und eben dieses ist derjenige Fehler // der die Macht des Hauses Bayern in so weit unterbricht/ zugleich bey entstehenden Unruhen ihm allerley Hindernisse im Weeg legen kan. Doch/ dieses haben die Catholischen Herren ihren Vorfahren zu dancken/ welche die Geistlichen mit Land und Leute und weltliche Hoheit versehen/ denen schon genung gewesen wäre / einige hinlängliche Einkünfte zu geniessen/ daher müssen sie auch die Straffe von sothane Staats-Soloecismos tragen. Thes. VII. Das Bayerische Haus/ ist hauptsächlich auf die Vermehrung seiner Macht und Länder bedacht. Es hat das Glück diesem Hause jederzeit gar sonderlich wohl gewolt/ indem alle dessen Neben-Linien aussterben müssen/ dergestalt/ daß Bayern nunmehr unter einem Herren alleine stehet. Eben dieses/ hat selbiges veranlasset/ auf die Vermehrung seiner Macht so eifrig bedacht zu seyn. Hierzu legte Maximilian, als erster Churfürst einen guten Grund/ wie von alle dem vorher schon Erwehnung geschehen. Sein [unleserliches Material]Enckel/ als jetziger Churfürst/ suchte es noch höher zu bringen/ indem er 1702. mit Franckreich in ein sonderlich Bündniß trate/ und darauf in selben Jahre Ulm/ nebst andern Ohrten mehr hinweg nahm/ auch den Titul/ als König in Francken und Schwaben/ zu suchen schiene. Ob nun wohl nachher einige Fatalitäten einfielen/ indem der Churfürst nicht nur in die Acht erklähret ward/ sondern auch seine Lande von 1704. bis 1714. mit dem Rücken ansehen muste; So ward doch durch den Baadenschen Frieden alles wieder gut gemachet/ und er plenarie restituiret. Weil fast in Vergessen gerahten/ warum Seiner Churfürstl. Durchl. damahls die Frantzösische Seite erwehlet/ ingleichen / warum sie die Reichs-Acht verdient gehabt; Als wird/ um der Historie willen nicht undienlich seyn/ dessen anno 1704. zu Brüssel dieserhalben emanirtes Mani- vid. Leben Caroli III. P. 2. 3. 4. Sihe auch Journal des Seavans de 1705. T. 33. P2.
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wohl die eigentliche Einkünfte eines Churfürsten in Bayern nicht vollkommen bekannt/ dann grosse Herren lassen die Geheimnisse ihrer Rent-Cammer nicht gerne offenbahr werden / so ist doch gewiß/ daß solche auf viele Millionen ansteigen/ die ein Churfürst aufn Nohtfall allemahl erhöhen kan und darf/ wie dann der Kayserliche Hof / wehrender Administration dieses Land sehr wohl genutzet/ als welches seiner Cammer ziemlich unter die Arme greiffen müssen. Uberhaupt wird es in vier grosse Rent-Aemter eingetheilet/ die wiederum viele Kelnereyen unter sich haben / machen auch die Bayerischen Lande einen eigenen Crayß aus/ zu welchem aber die Bischöffe von Passau/ der von Freysingen/ der von Regensburg/ samt der Reichs-Stadt Regensburg mit gehören. Und eben dieses ist derjenige Fehler // der die Macht des Hauses Bayern in so weit unterbricht/ zugleich bey entstehenden Unruhen ihm allerley Hindernisse im Weeg legen kan. Doch/ dieses haben die Catholischen Herren ihren Vorfahren zu dancken/ welche die Geistlichen mit Land und Leute und weltliche Hoheit versehen/ denen schon genung gewesen wäre / einige hinlängliche Einkünfte zu geniessen/ daher müssen sie auch die Straffe von sothane Staats-Soloecismos tragen.
Thes. VII.
Das Bayerische Haus/ ist hauptsächlich auf die Vermehrung seiner Macht und Länder bedacht.
Es hat das Glück diesem Hause jederzeit gar sonderlich wohl gewolt/ indem alle dessen Neben-Linien aussterben müssen/ dergestalt/ daß Bayern nunmehr unter einem Herren alleine stehet. Eben dieses/ hat selbiges veranlasset/ auf die Vermehrung seiner Macht so eifrig bedacht zu seyn. Hierzu legte Maximilian, als erster Churfürst einen guten Grund/ wie von alle dem vorher schon Erwehnung geschehen. Sein _ Enckel/ als jetziger Churfürst/ suchte es noch höher zu bringen/ indem er 1702. mit Franckreich in ein sonderlich Bündniß trate/ und darauf in selben Jahre Ulm/ nebst andern Ohrten mehr hinweg nahm/ auch den Titul/ als König in Francken und Schwaben/ zu suchen schiene. Ob nun wohl nachher einige Fatalitäten einfielen/ indem der Churfürst nicht nur in die Acht erklähret ward/ sondern auch seine Lande von 1704. bis 1714. mit dem Rücken ansehen muste; So ward doch durch den Baadenschen Frieden alles wieder gut gemachet/ und er plenarie restituiret. Weil fast in Vergessen gerahten/ warum Seiner Churfürstl. Durchl. damahls die Frantzösische Seite erwehlet/ ingleichen / warum sie die Reichs-Acht verdient gehabt; Als wird/ um der Historie willen nicht undienlich seyn/ dessen anno 1704. zu Brüssel dieserhalben emanirtes Mani-
vid. Leben Caroli III. P. 2. 3. 4.
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