und der Vorsatz, den ich vor dir, dem Allwis- senden und Allgegenwärtigen faßte.
Und was habe ich nun an dem verflossenen Tage zur Erfüllung dieses edlen Wunsches ge- than, oder nicht gethan? In wie weit habe ich diesen frommen Vorsatz ausgeführt? Habe ich heute nichts gedacht, nichts gewollt, nichts geredet, nichts gethan, das mit der Würde meiner Natur stritte; nichts, dessen ich mich vor dir und vor mir selbst schämen dürfte? Habe ich meine Sinnlichkeit bezwungen, und die Herrschaft über mich selbst behauptet? Habe ich nicht nach blinden Trieben und unordentli- chen Leidenschaften, sondern nach richtigen, fe- sten Grundsätzen gehandelt? Habe ich den Aus- sprüchen meiner Vernunft, und den Forderun- gen meines Gewissens willig und unverzüglich Folge geleistet? Habe ich auch zuweilen daran gedacht, daß ich zur Unsterblichkeit geschaffen, daß ich zu größeren Dingen bestimmt bin, als die Geschäffte und Vergnügungen dieses Le- bens sind; und haben diese Gedanken Einfluß in meine Gesinnungen und in mein Verhalten gehabt? Habe ich meiner hohen Natur gemäß gedacht und gehandelt, und der Menschheit Ehre gemacht? Habe ich dem zufolge jede Men-
schen-
Anwendung
und der Vorſatz, den ich vor dir, dem Allwiſ- ſenden und Allgegenwärtigen faßte.
Und was habe ich nun an dem verfloſſenen Tage zur Erfüllung dieſes edlen Wunſches ge- than, oder nicht gethan? In wie weit habe ich dieſen frommen Vorſatz ausgeführt? Habe ich heute nichts gedacht, nichts gewollt, nichts geredet, nichts gethan, das mit der Würde meiner Natur ſtritte; nichts, deſſen ich mich vor dir und vor mir ſelbſt ſchämen dürfte? Habe ich meine Sinnlichkeit bezwungen, und die Herrſchaft über mich ſelbſt behauptet? Habe ich nicht nach blinden Trieben und unordentli- chen Leidenſchaften, ſondern nach richtigen, fe- ſten Grundſätzen gehandelt? Habe ich den Aus- ſprüchen meiner Vernunft, und den Forderun- gen meines Gewiſſens willig und unverzüglich Folge geleiſtet? Habe ich auch zuweilen daran gedacht, daß ich zur Unſterblichkeit geſchaffen, daß ich zu größeren Dingen beſtimmt bin, als die Geſchäffte und Vergnügungen dieſes Le- bens ſind; und haben dieſe Gedanken Einfluß in meine Geſinnungen und in mein Verhalten gehabt? Habe ich meiner hohen Natur gemäß gedacht und gehandelt, und der Menſchheit Ehre gemacht? Habe ich dem zufolge jede Men-
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Anwendung
und der Vorſatz, den ich vor dir, dem Allwiſ-
ſenden und Allgegenwärtigen faßte.
Und was habe ich nun an dem verfloſſenen
Tage zur Erfüllung dieſes edlen Wunſches ge-
than, oder nicht gethan? In wie weit habe
ich dieſen frommen Vorſatz ausgeführt? Habe
ich heute nichts gedacht, nichts gewollt, nichts
geredet, nichts gethan, das mit der Würde
meiner Natur ſtritte; nichts, deſſen ich mich
vor dir und vor mir ſelbſt ſchämen dürfte? Habe
ich meine Sinnlichkeit bezwungen, und die
Herrſchaft über mich ſelbſt behauptet? Habe
ich nicht nach blinden Trieben und unordentli-
chen Leidenſchaften, ſondern nach richtigen, fe-
ſten Grundſätzen gehandelt? Habe ich den Aus-
ſprüchen meiner Vernunft, und den Forderun-
gen meines Gewiſſens willig und unverzüglich
Folge geleiſtet? Habe ich auch zuweilen daran
gedacht, daß ich zur Unſterblichkeit geſchaffen,
daß ich zu größeren Dingen beſtimmt bin, als
die Geſchäffte und Vergnügungen dieſes Le-
bens ſind; und haben dieſe Gedanken Einfluß
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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/186>, abgerufen am 29.07.2024.
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