Haupte, Jesu Christo, meine Verwandtschaft und Gemeinschaft mit Gott, meine Bestim- mung zur Unsterblichkeit vergessen? Nein, nie will ich der Würde und des Adels meiner Na- tur, nie meiner Herkunft von dir, dem Vater aller Geister, nie meiner seligen Verbindung mit dir vergessen! Nein, mich sollen keine unordent- liche sinnliche Lüste, keine thierische Leidenschaf- ten, keine unedle Thaten, keine vorsetzliche Sünden erniedrigen und entadeln!
Nein, der Gedanke und das Gefühl, daß ich ein Mensch, daß ich nach dem Bilde Got- tes geschaffen, daß ich so großer Vollkommen- heit und Glückseligkeit fähig bin, die sollen mich auch heute von jeder Thorheit zurückschrecken, mich vor jeder Sünde bewahren, und mich zu jeder guten That willig und geschickt machen. In dem edelsten Sinne des Wortes ein Mensch zu seyn; alles das immer mehr zu seyn, zu thun und zu werden, was ein Mensch in dieser und in der zukünftigen Welt seyn und thun und werden kann und soll: das soll heute und immerdar mein unabläßiges Bestreben und mein größter Ruhm seyn! Mit diesen Gesinnungen werde ich auch die Geschäffte dieses Tages ge- trost und gewissenhaft ausrichten, seine Freu-
den
Gefühl der Würde
Haupte, Jeſu Chriſto, meine Verwandtſchaft und Gemeinſchaft mit Gott, meine Beſtim- mung zur Unſterblichkeit vergeſſen? Nein, nie will ich der Würde und des Adels meiner Na- tur, nie meiner Herkunft von dir, dem Vater aller Geiſter, nie meiner ſeligen Verbindung mit dir vergeſſen! Nein, mich ſollen keine unordent- liche ſinnliche Lüſte, keine thieriſche Leidenſchaf- ten, keine unedle Thaten, keine vorſetzliche Sünden erniedrigen und entadeln!
Nein, der Gedanke und das Gefühl, daß ich ein Menſch, daß ich nach dem Bilde Got- tes geſchaffen, daß ich ſo großer Vollkommen- heit und Glückſeligkeit fähig bin, die ſollen mich auch heute von jeder Thorheit zurückſchrecken, mich vor jeder Sünde bewahren, und mich zu jeder guten That willig und geſchickt machen. In dem edelſten Sinne des Wortes ein Menſch zu ſeyn; alles das immer mehr zu ſeyn, zu thun und zu werden, was ein Menſch in dieſer und in der zukünftigen Welt ſeyn und thun und werden kann und ſoll: das ſoll heute und immerdar mein unabläßiges Beſtreben und mein größter Ruhm ſeyn! Mit dieſen Geſinnungen werde ich auch die Geſchäffte dieſes Tages ge- troſt und gewiſſenhaft ausrichten, ſeine Freu-
den
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Gefühl der Würde
Haupte, Jeſu Chriſto, meine Verwandtſchaft
und Gemeinſchaft mit Gott, meine Beſtim-
mung zur Unſterblichkeit vergeſſen? Nein, nie
will ich der Würde und des Adels meiner Na-
tur, nie meiner Herkunft von dir, dem Vater
aller Geiſter, nie meiner ſeligen Verbindung mit
dir vergeſſen! Nein, mich ſollen keine unordent-
liche ſinnliche Lüſte, keine thieriſche Leidenſchaf-
ten, keine unedle Thaten, keine vorſetzliche
Sünden erniedrigen und entadeln!
Nein, der Gedanke und das Gefühl, daß
ich ein Menſch, daß ich nach dem Bilde Got-
tes geſchaffen, daß ich ſo großer Vollkommen-
heit und Glückſeligkeit fähig bin, die ſollen mich
auch heute von jeder Thorheit zurückſchrecken,
mich vor jeder Sünde bewahren, und mich zu
jeder guten That willig und geſchickt machen.
In dem edelſten Sinne des Wortes ein Menſch
zu ſeyn; alles das immer mehr zu ſeyn, zu
thun und zu werden, was ein Menſch in dieſer
und in der zukünftigen Welt ſeyn und thun
und werden kann und ſoll: das ſoll heute und
immerdar mein unabläßiges Beſtreben und mein
größter Ruhm ſeyn! Mit dieſen Geſinnungen
werde ich auch die Geſchäffte dieſes Tages ge-
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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/184>, abgerufen am 29.07.2024.
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