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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

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Die fortdauernde Fürsorge Gottes
ten, als wir es in dem ersten Augenblick unsers
Entstehens waren. Wissen wir doch nicht
einmal, wie wir sind und bestehen, wie wir
ernährt und erhalten werden, wie wir uns be-
wegen und wirken, wie unser Leib und unser
Geist unter sich und beide mit der sichtbaren
und unsichtbaren Welt verbunden sind! Wir
denken, wir wollen, und bringen dadurch man-
cherley Veränderungen in uns und außer uns
hervor. Aber wie jene Ursachen diese Wir-
kungen hervorbringen, das ist uns ein unerklär-
bares Geheimniß. Wir essen, wir trinken,
wir arbeiten, wir ruhen, und unser Leib wird
dadurch erquicket, und zu jeder natürlichen
Verrichtung und Bewegung geschickt gemacht.
Aber wie dieses eigentlich durch jenes entstehe,
wie sich die Säfte der Pflanzen und der Thiere
in die unsrigen verwandeln, durch welche Ab-
sonderungen und Vermischungen und Läute-
rungen, durch welche Reize und Triebwerke
dieses alles in den kleinsten wie in den größten
Gefäßen unsers Körpers geschehe; auch das
ist vor unsern Augen verborgen. Und wir
sollten je thöricht genug seyn, unsre gänzliche
und beständige Abhängigkeit von dir, dem erften
und vollkommensten Wesen, dem Schöpfer

und

Die fortdauernde Fürſorge Gottes
ten, als wir es in dem erſten Augenblick unſers
Entſtehens waren. Wiſſen wir doch nicht
einmal, wie wir ſind und beſtehen, wie wir
ernährt und erhalten werden, wie wir uns be-
wegen und wirken, wie unſer Leib und unſer
Geiſt unter ſich und beide mit der ſichtbaren
und unſichtbaren Welt verbunden ſind! Wir
denken, wir wollen, und bringen dadurch man-
cherley Veränderungen in uns und außer uns
hervor. Aber wie jene Urſachen dieſe Wir-
kungen hervorbringen, das iſt uns ein unerklär-
bares Geheimniß. Wir eſſen, wir trinken,
wir arbeiten, wir ruhen, und unſer Leib wird
dadurch erquicket, und zu jeder natürlichen
Verrichtung und Bewegung geſchickt gemacht.
Aber wie dieſes eigentlich durch jenes entſtehe,
wie ſich die Säfte der Pflanzen und der Thiere
in die unſrigen verwandeln, durch welche Ab-
ſonderungen und Vermiſchungen und Läute-
rungen, durch welche Reize und Triebwerke
dieſes alles in den kleinſten wie in den größten
Gefäßen unſers Körpers geſchehe; auch das
iſt vor unſern Augen verborgen. Und wir
ſollten je thöricht genug ſeyn, unſre gänzliche
und beſtändige Abhängigkeit von dir, dem erften
und vollkommenſten Weſen, dem Schöpfer

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[152/0174] Die fortdauernde Fürſorge Gottes ten, als wir es in dem erſten Augenblick unſers Entſtehens waren. Wiſſen wir doch nicht einmal, wie wir ſind und beſtehen, wie wir ernährt und erhalten werden, wie wir uns be- wegen und wirken, wie unſer Leib und unſer Geiſt unter ſich und beide mit der ſichtbaren und unſichtbaren Welt verbunden ſind! Wir denken, wir wollen, und bringen dadurch man- cherley Veränderungen in uns und außer uns hervor. Aber wie jene Urſachen dieſe Wir- kungen hervorbringen, das iſt uns ein unerklär- bares Geheimniß. Wir eſſen, wir trinken, wir arbeiten, wir ruhen, und unſer Leib wird dadurch erquicket, und zu jeder natürlichen Verrichtung und Bewegung geſchickt gemacht. Aber wie dieſes eigentlich durch jenes entſtehe, wie ſich die Säfte der Pflanzen und der Thiere in die unſrigen verwandeln, durch welche Ab- ſonderungen und Vermiſchungen und Läute- rungen, durch welche Reize und Triebwerke dieſes alles in den kleinſten wie in den größten Gefäßen unſers Körpers geſchehe; auch das iſt vor unſern Augen verborgen. Und wir ſollten je thöricht genug ſeyn, unſre gänzliche und beſtändige Abhängigkeit von dir, dem erften und vollkommenſten Weſen, dem Schöpfer und

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Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/174>, abgerufen am 02.10.2024.