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Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.

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IX. Das Alter des Menschengeschlechts.
die Anschwemmungen am Genfer See sich stützende Veranschlagung
der gegenwärtigen geologischen Epoche auf hunderttausend Jahre
für viel zu hoch gegriffen; andrerseits wirft er der auf Erosions-
vorgänge am Saone-Ufer gestützten Berechnung Arcelin's, welcher
dieselbe Epoche mindestens 6720 Jahre alt denkt, vor, daß sie bei
zu niedrigen Annahmen stehen bleibe. Er meint: "daß der Beginn
der jetzigen geologischen Periode entschieden über 7--8000 Jahre
zurückliegt", verwirft aber zugleich die exorbitanten Schätzungen
mancher moderner Zeitrechnungsmillionäre und erklärt, insbesondere
"die Darwinisten seien bei ihren Untersuchungen ziemlich leichtfertig
mit der Zeit umgesprungen". -- Der Astronom Hermann J. Klein
findet, "daß sich in den paar Fällen, wo sich eine einigermaaßen
exacte Methode anwenden läßt, für das Alter des Menschengeschlechts
mäßige Zahlen herausstellen, daß aber die meisten übrigen Schätzungen
nicht den geringsten Werth beanspruchen können". Die letzten Jahre
der Eiszeit "können vor 20 000 Jahren ihr Ende erreicht haben,
sie können aber auch, wie Osc. Fraas will, bis zur Blüthe des
babylonischen Reichs herabsteigen; ja die von Lartet so genannte
Renthier-Epoche reicht, wie viele Thatsachen andeuten, gewiß in die
historische Periode hinein" etc. -- Rütimeyer stimmt Fraas darin
zu, daß er ein Hineinreichen der Eiszeit bis in unsre bekannteren
historischen Zeiten für wahrscheinlich hält; er denkt die Menschheit
als bei noch währender Eisperiode entstanden und meint, mit Hin-
weisung auf die Gletscher der Alpen: daß jene Periode immer noch
"aus einer Entfernung von wenigen Stunden von den Gipfeln der
Berge herüber schimmert" und daß "wir uns jetzt in Wahrheit noch
in den Nachmittagsstunden jenes kalten Tags unsres Planeten be-
finden" -- wobei er freilich eine wohl nach Zehntausenden von
Jahren zu messende Dauer des Eis- oder Wintertags voraussetzt. --
Anklingend an Quenstedts oben mitgetheilte Aeußerung betont der

und Petrefactenkunde, II, 311. 337. -- Zittel, Die Urwelt, S. 162, 331. --
Ratzel, Vorgeschichte etc., S. 29 ff. -- Credner, Die Delta's, ihre Morpho-
logie, geogr. Verbreitung und Eutstehungsbedingungen, Gotha 1878, S. 33 ff.

IX. Das Alter des Menſchengeſchlechts.
die Anſchwemmungen am Genfer See ſich ſtützende Veranſchlagung
der gegenwärtigen geologiſchen Epoche auf hunderttauſend Jahre
für viel zu hoch gegriffen; andrerſeits wirft er der auf Eroſions-
vorgänge am Saône-Ufer geſtützten Berechnung Arcelin’s, welcher
dieſelbe Epoche mindeſtens 6720 Jahre alt denkt, vor, daß ſie bei
zu niedrigen Annahmen ſtehen bleibe. Er meint: „daß der Beginn
der jetzigen geologiſchen Periode entſchieden über 7—8000 Jahre
zurückliegt‟, verwirft aber zugleich die exorbitanten Schätzungen
mancher moderner Zeitrechnungsmillionäre und erklärt, insbeſondere
„die Darwiniſten ſeien bei ihren Unterſuchungen ziemlich leichtfertig
mit der Zeit umgeſprungen‟. — Der Aſtronom Hermann J. Klein
findet, „daß ſich in den paar Fällen, wo ſich eine einigermaaßen
exacte Methode anwenden läßt, für das Alter des Menſchengeſchlechts
mäßige Zahlen herausſtellen, daß aber die meiſten übrigen Schätzungen
nicht den geringſten Werth beanſpruchen können‟. Die letzten Jahre
der Eiszeit „können vor 20 000 Jahren ihr Ende erreicht haben,
ſie können aber auch, wie Osc. Fraas will, bis zur Blüthe des
babyloniſchen Reichs herabſteigen; ja die von Lartet ſo genannte
Renthier-Epoche reicht, wie viele Thatſachen andeuten, gewiß in die
hiſtoriſche Periode hinein‟ ꝛc. — Rütimeyer ſtimmt Fraas darin
zu, daß er ein Hineinreichen der Eiszeit bis in unſre bekannteren
hiſtoriſchen Zeiten für wahrſcheinlich hält; er denkt die Menſchheit
als bei noch währender Eisperiode entſtanden und meint, mit Hin-
weiſung auf die Gletſcher der Alpen: daß jene Periode immer noch
„aus einer Entfernung von wenigen Stunden von den Gipfeln der
Berge herüber ſchimmert‟ und daß „wir uns jetzt in Wahrheit noch
in den Nachmittagsſtunden jenes kalten Tags unſres Planeten be-
finden‟ — wobei er freilich eine wohl nach Zehntauſenden von
Jahren zu meſſende Dauer des Eis- oder Wintertags vorausſetzt. —
Anklingend an Quenſtedts oben mitgetheilte Aeußerung betont der

und Petrefactenkunde, II, 311. 337. — Zittel, Die Urwelt, S. 162, 331. —
Ratzel, Vorgeſchichte ꝛc., S. 29 ff. — Credner, Die Delta’s, ihre Morpho-
logie, geogr. Verbreitung und Eutſtehungsbedingungen, Gotha 1878, S. 33 ff.
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[319/0329] IX. Das Alter des Menſchengeſchlechts. die Anſchwemmungen am Genfer See ſich ſtützende Veranſchlagung der gegenwärtigen geologiſchen Epoche auf hunderttauſend Jahre für viel zu hoch gegriffen; andrerſeits wirft er der auf Eroſions- vorgänge am Saône-Ufer geſtützten Berechnung Arcelin’s, welcher dieſelbe Epoche mindeſtens 6720 Jahre alt denkt, vor, daß ſie bei zu niedrigen Annahmen ſtehen bleibe. Er meint: „daß der Beginn der jetzigen geologiſchen Periode entſchieden über 7—8000 Jahre zurückliegt‟, verwirft aber zugleich die exorbitanten Schätzungen mancher moderner Zeitrechnungsmillionäre und erklärt, insbeſondere „die Darwiniſten ſeien bei ihren Unterſuchungen ziemlich leichtfertig mit der Zeit umgeſprungen‟. — Der Aſtronom Hermann J. Klein findet, „daß ſich in den paar Fällen, wo ſich eine einigermaaßen exacte Methode anwenden läßt, für das Alter des Menſchengeſchlechts mäßige Zahlen herausſtellen, daß aber die meiſten übrigen Schätzungen nicht den geringſten Werth beanſpruchen können‟. Die letzten Jahre der Eiszeit „können vor 20 000 Jahren ihr Ende erreicht haben, ſie können aber auch, wie Osc. Fraas will, bis zur Blüthe des babyloniſchen Reichs herabſteigen; ja die von Lartet ſo genannte Renthier-Epoche reicht, wie viele Thatſachen andeuten, gewiß in die hiſtoriſche Periode hinein‟ ꝛc. — Rütimeyer ſtimmt Fraas darin zu, daß er ein Hineinreichen der Eiszeit bis in unſre bekannteren hiſtoriſchen Zeiten für wahrſcheinlich hält; er denkt die Menſchheit als bei noch währender Eisperiode entſtanden und meint, mit Hin- weiſung auf die Gletſcher der Alpen: daß jene Periode immer noch „aus einer Entfernung von wenigen Stunden von den Gipfeln der Berge herüber ſchimmert‟ und daß „wir uns jetzt in Wahrheit noch in den Nachmittagsſtunden jenes kalten Tags unſres Planeten be- finden‟ — wobei er freilich eine wohl nach Zehntauſenden von Jahren zu meſſende Dauer des Eis- oder Wintertags vorausſetzt. — Anklingend an Quenſtedts oben mitgetheilte Aeußerung betont der 1) 1) und Petrefactenkunde, II, 311. 337. — Zittel, Die Urwelt, S. 162, 331. — Ratzel, Vorgeſchichte ꝛc., S. 29 ff. — Credner, Die Delta’s, ihre Morpho- logie, geogr. Verbreitung und Eutſtehungsbedingungen, Gotha 1878, S. 33 ff.

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Zitationshilfe: Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zoeckler_lehre_1879/329>, abgerufen am 25.11.2024.