Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.VII. Der Ursitz des Menschengeschlechts. christlicher Missionsthätigkeit mögen bei ihnen zu spät kommen.Daß es aber eine leichtfertigte Uebereilung ist, im Allgemeinen von einer Uncivilisirbarkeit und religiösen Erziehungsunfähigkeit der s. g. wilden Stämme zu reden, zeigt das schon oben hervorgehobne Bei- spiel der durch christliche Einflüsse neuerdings gezähmten und ge- hobnen Jndianerstämme Nordamerika's (VII, z. E.), zeigen solche glänzende Bekehrungsresultate der Mission, wie die unter den ein- stigen Kannibalen der Fidschi-Jnseln, unter den Kolhs in Bengalen, unter den Negern auf Sierra Leone. Nathanael Pepper, der 1860 getaufte Erstling eines der verkommensten jetzt aber bekehrten Ein- geborenen-Stämme der Victoria-Colonie in Neuholland; Ko-thabhyu, der einstige Räuber, dann im Segen an der Christianisirung seines Volks arbeitende Karenen-Apostel; Tijo-Soga, der reichbegabte Kaffernprediger und Bibelübersetzer; Samuel Crowther, der schwarze Bischof und apostolische Held der Yoruba-Mission; Jakob Wain- wright, der aufopfernd treue Diener Livingstones und Ueberbringer seiner sterblichen Reste nach Europa; die vier bekehrten jungen Feuer- länder, durch deren Vorführung Missionsbischof Stirling jüngst selbst bei Lubbock und Darwin einen lebendigen Eindruck von der Macht des Christenthums hervorbrachte -- das sind nur so einige der zahlreichen sprechenden und unwidersprechlichen Zeugnisse, an welchen die bekannten Zweifel Gobineau's und Andrer an der civi- lisatorischen Kraft des Christenthums gegenüber den s. g. niederen Racen zu Schanden werden. Es ist stets nur Mißachtung der durch solche Thatsachen be- VII. Der Urſitz des Menſchengeſchlechts. chriſtlicher Miſſionsthätigkeit mögen bei ihnen zu ſpät kommen.Daß es aber eine leichtfertigte Uebereilung iſt, im Allgemeinen von einer Unciviliſirbarkeit und religiöſen Erziehungsunfähigkeit der ſ. g. wilden Stämme zu reden, zeigt das ſchon oben hervorgehobne Bei- ſpiel der durch chriſtliche Einflüſſe neuerdings gezähmten und ge- hobnen Jndianerſtämme Nordamerika’s (VII, z. E.), zeigen ſolche glänzende Bekehrungsreſultate der Miſſion, wie die unter den ein- ſtigen Kannibalen der Fidſchi-Jnſeln, unter den Kolhs in Bengalen, unter den Negern auf Sierra Leone. Nathanaël Pepper, der 1860 getaufte Erſtling eines der verkommenſten jetzt aber bekehrten Ein- geborenen-Stämme der Victoria-Colonie in Neuholland; Ko-thabhyu, der einſtige Räuber, dann im Segen an der Chriſtianiſirung ſeines Volks arbeitende Karenen-Apoſtel; Tijo-Soga, der reichbegabte Kaffernprediger und Bibelüberſetzer; Samuel Crowther, der ſchwarze Biſchof und apoſtoliſche Held der Yoruba-Miſſion; Jakob Wain- wright, der aufopfernd treue Diener Livingſtones und Ueberbringer ſeiner ſterblichen Reſte nach Europa; die vier bekehrten jungen Feuer- länder, durch deren Vorführung Miſſionsbiſchof Stirling jüngſt ſelbſt bei Lubbock und Darwin einen lebendigen Eindruck von der Macht des Chriſtenthums hervorbrachte — das ſind nur ſo einige der zahlreichen ſprechenden und unwiderſprechlichen Zeugniſſe, an welchen die bekannten Zweifel Gobineau’s und Andrer an der civi- liſatoriſchen Kraft des Chriſtenthums gegenüber den ſ. g. niederen Racen zu Schanden werden. 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VII. Der Urſitz des Menſchengeſchlechts.
chriſtlicher Miſſionsthätigkeit mögen bei ihnen zu ſpät kommen.
Daß es aber eine leichtfertigte Uebereilung iſt, im Allgemeinen von
einer Unciviliſirbarkeit und religiöſen Erziehungsunfähigkeit der ſ. g.
wilden Stämme zu reden, zeigt das ſchon oben hervorgehobne Bei-
ſpiel der durch chriſtliche Einflüſſe neuerdings gezähmten und ge-
hobnen Jndianerſtämme Nordamerika’s (VII, z. E.), zeigen ſolche
glänzende Bekehrungsreſultate der Miſſion, wie die unter den ein-
ſtigen Kannibalen der Fidſchi-Jnſeln, unter den Kolhs in Bengalen,
unter den Negern auf Sierra Leone. Nathanaël Pepper, der 1860
getaufte Erſtling eines der verkommenſten jetzt aber bekehrten Ein-
geborenen-Stämme der Victoria-Colonie in Neuholland; Ko-thabhyu,
der einſtige Räuber, dann im Segen an der Chriſtianiſirung ſeines
Volks arbeitende Karenen-Apoſtel; Tijo-Soga, der reichbegabte
Kaffernprediger und Bibelüberſetzer; Samuel Crowther, der ſchwarze
Biſchof und apoſtoliſche Held der Yoruba-Miſſion; Jakob Wain-
wright, der aufopfernd treue Diener Livingſtones und Ueberbringer
ſeiner ſterblichen Reſte nach Europa; die vier bekehrten jungen Feuer-
länder, durch deren Vorführung Miſſionsbiſchof Stirling jüngſt
ſelbſt bei Lubbock und Darwin einen lebendigen Eindruck von der
Macht des Chriſtenthums hervorbrachte — das ſind nur ſo einige
der zahlreichen ſprechenden und unwiderſprechlichen Zeugniſſe, an
welchen die bekannten Zweifel Gobineau’s und Andrer an der civi-
liſatoriſchen Kraft des Chriſtenthums gegenüber den ſ. g. niederen
Racen zu Schanden werden.
Es iſt ſtets nur Mißachtung der durch ſolche Thatſachen be-
zeugten höheren Würde und Beſtimmung unſres Geſchlechts, was
die ethnologiſchen Forſcher zu Zweiflern an der Einheitlichkeit ſeines
Urſprungs macht. Man ſieht einſeitig auf das Aeußere, Sinnliche,
mit Nothwendigkeit Zerſtückte und Getheilte, vergißt aber der all-
umfaſſenden Einheit, der ebenſo untheilbaren wie unvergänglichen
Geiſteskraft deſſen, was den Menſchen erſt wahrhaft zum Menſchen
macht. Ein ſeit Jahrtauſenden im Schooße unſrer Entwicklung
wirkſam gewordenes Princip der feindſeligen Differenzirung, der zu-
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