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Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.

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VII. Der Ursitz des Menschengeschlechts.
Anfang nehmen, den biblischen Adam aber in der Quellgegend von
Euphrat, Tigris etc., mithin als Urkaukasier ins Dasein treten. Die
meisten dermaligen Völker, insbesondere alle vom mongoloiden und
malayschen Typus, betrachtet er als Mischungsproducte aus jenem
dunklen Wurzelstocke der Menschheit und aus der helleren Race,
welche als edleres gottbildliches Propfreis demselben später auf-
gepfropft wurde. Die Bibel läßt er in Stellen wie Gen. 3, 16;
4, 1 ff; Ps. 49, 1 f; 62, 9; Jes. 2, 9 den Unterschied zwischen
der dunklen Urrace und der von Adam entstammten, durch die Be-
nennungen isch und andanm (d. i. "passive" und "active Menschheit")
andeuten. Später meinte er, unter Berufung auf H. Rawlinson
und G. Smith, auch in babylonischen Keilinschrifttexten eine Hin-
weisung auf den betr. Gegensatz entdeckt zu haben; die dunkle Race
werde auf denselben durch den Namen adamu, die hellere durch
sarku bezeichnet.1) Jn etwas abweichender Art gestaltet sich die An-
nahme eines Doppel-Ursprungs der Menschheit bei Ernst v. Bunsen,
dessen abenteuerliches Buch "Die Einheit der Religionen" (1868)
von der Voraussetzung aus, daß in dem biblischen Adam und seiner
Nachkommenschaft eine hamitische (kuschitische) und eine japhetische
Urrace zusammengeflossen seien, geschrieben ist; ferner bei dem Leip-
ziger Geschichtsphilosophen Konrad Hermann (1870), welcher zwei
Ursitze der Menschheit, einen in Hochasien für die hellfarbige active
Urrace, und einen im südlichen Hochafrika für die schwarze passive
Urrace annimmt.2) Wieder anders der englische mythologische For-
scher C. F. Keary (1878), der zunächst nur aus den Paradieses-
sagen des [M]ittelalters die Wahrscheinlichkeit eines doppelten Para-
dieses: eines östlichen hochasiatischen und eines westlichen oder

1) The Genesis of the Earth and of Man etc. Edited by R. St.
Poole. Sec. Edition, Lond. and Edinb.
1860. -- Vgl. den auf die angeb-
lichen "adamu" und "sarku" babylonischer Keiltexte bezüglichen Artikel desselben
Verfassers im "Athenaeum" 1876, 8. Jan., p. 55.
2) E. v. Bunsen, Die Einheit der Religionen etc. I, 1898. -- K. Her-
mann,
Philosophie der Geschichte, Leipzig 1870.

VII. Der Urſitz des Menſchengeſchlechts.
Anfang nehmen, den bibliſchen Adam aber in der Quellgegend von
Euphrat, Tigris ꝛc., mithin als Urkaukaſier ins Daſein treten. Die
meiſten dermaligen Völker, insbeſondere alle vom mongoloiden und
malayſchen Typus, betrachtet er als Miſchungsproducte aus jenem
dunklen Wurzelſtocke der Menſchheit und aus der helleren Race,
welche als edleres gottbildliches Propfreis demſelben ſpäter auf-
gepfropft wurde. Die Bibel läßt er in Stellen wie Gen. 3, 16;
4, 1 ff; Pſ. 49, 1 f; 62, 9; Jeſ. 2, 9 den Unterſchied zwiſchen
der dunklen Urrace und der von Adam entſtammten, durch die Be-
nennungen īsch und ādām (d. i. „paſſive‟ und „active Menſchheit‟)
andeuten. Später meinte er, unter Berufung auf H. Rawlinſon
und G. Smith, auch in babyloniſchen Keilinſchrifttexten eine Hin-
weiſung auf den betr. Gegenſatz entdeckt zu haben; die dunkle Race
werde auf denſelben durch den Namen adamu, die hellere durch
sarku bezeichnet.1) Jn etwas abweichender Art geſtaltet ſich die An-
nahme eines Doppel-Urſprungs der Menſchheit bei Ernſt v. Bunſen,
deſſen abenteuerliches Buch „Die Einheit der Religionen‟ (1868)
von der Vorausſetzung aus, daß in dem bibliſchen Adam und ſeiner
Nachkommenſchaft eine hamitiſche (kuſchitiſche) und eine japhetiſche
Urrace zuſammengefloſſen ſeien, geſchrieben iſt; ferner bei dem Leip-
ziger Geſchichtsphiloſophen Konrad Hermann (1870), welcher zwei
Urſitze der Menſchheit, einen in Hochaſien für die hellfarbige active
Urrace, und einen im ſüdlichen Hochafrika für die ſchwarze paſſive
Urrace annimmt.2) Wieder anders der engliſche mythologiſche For-
ſcher C. F. Keary (1878), der zunächſt nur aus den Paradieſes-
ſagen des [M]ittelalters die Wahrſcheinlichkeit eines doppelten Para-
dieſes: eines öſtlichen hochaſiatiſchen und eines weſtlichen oder

1) The Genesis of the Earth and of Man etc. Edited by R. St.
Poole. Sec. Edition, Lond. and Edinb.
1860. — Vgl. den auf die angeb-
lichen „adamu‟ und „sarku‟ babyloniſcher Keiltexte bezüglichen Artikel deſſelben
Verfaſſers im „Athenaeum‟ 1876, 8. Jan., p. 55.
2) E. v. Bunſen, Die Einheit der Religionen ꝛc. I, 1898. — K. Her-
mann,
Philoſophie der Geſchichte, Leipzig 1870.
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[233/0243] VII. Der Urſitz des Menſchengeſchlechts. Anfang nehmen, den bibliſchen Adam aber in der Quellgegend von Euphrat, Tigris ꝛc., mithin als Urkaukaſier ins Daſein treten. Die meiſten dermaligen Völker, insbeſondere alle vom mongoloiden und malayſchen Typus, betrachtet er als Miſchungsproducte aus jenem dunklen Wurzelſtocke der Menſchheit und aus der helleren Race, welche als edleres gottbildliches Propfreis demſelben ſpäter auf- gepfropft wurde. Die Bibel läßt er in Stellen wie Gen. 3, 16; 4, 1 ff; Pſ. 49, 1 f; 62, 9; Jeſ. 2, 9 den Unterſchied zwiſchen der dunklen Urrace und der von Adam entſtammten, durch die Be- nennungen īsch und ādām (d. i. „paſſive‟ und „active Menſchheit‟) andeuten. Später meinte er, unter Berufung auf H. Rawlinſon und G. Smith, auch in babyloniſchen Keilinſchrifttexten eine Hin- weiſung auf den betr. Gegenſatz entdeckt zu haben; die dunkle Race werde auf denſelben durch den Namen adamu, die hellere durch sarku bezeichnet. 1) Jn etwas abweichender Art geſtaltet ſich die An- nahme eines Doppel-Urſprungs der Menſchheit bei Ernſt v. Bunſen, deſſen abenteuerliches Buch „Die Einheit der Religionen‟ (1868) von der Vorausſetzung aus, daß in dem bibliſchen Adam und ſeiner Nachkommenſchaft eine hamitiſche (kuſchitiſche) und eine japhetiſche Urrace zuſammengefloſſen ſeien, geſchrieben iſt; ferner bei dem Leip- ziger Geſchichtsphiloſophen Konrad Hermann (1870), welcher zwei Urſitze der Menſchheit, einen in Hochaſien für die hellfarbige active Urrace, und einen im ſüdlichen Hochafrika für die ſchwarze paſſive Urrace annimmt. 2) Wieder anders der engliſche mythologiſche For- ſcher C. F. Keary (1878), der zunächſt nur aus den Paradieſes- ſagen des Mittelalters die Wahrſcheinlichkeit eines doppelten Para- dieſes: eines öſtlichen hochaſiatiſchen und eines weſtlichen oder 1) The Genesis of the Earth and of Man etc. Edited by R. St. Poole. Sec. Edition, Lond. and Edinb. 1860. — Vgl. den auf die angeb- lichen „adamu‟ und „sarku‟ babyloniſcher Keiltexte bezüglichen Artikel deſſelben Verfaſſers im „Athenaeum‟ 1876, 8. Jan., p. 55. 2) E. v. Bunſen, Die Einheit der Religionen ꝛc. I, 1898. — K. Her- mann, Philoſophie der Geſchichte, Leipzig 1870.

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Zitationshilfe: Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zoeckler_lehre_1879/243>, abgerufen am 24.11.2024.