Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.VII. Der Ursitz des Menschengeschlechts. südlicheren Euphratländer oder Babylonien als den Heerd, wo dieSage ihre letzte Ausbildung erhalten hätte, betrachtete, somit also die Jndien-Hypothese mit der Schat-el-Arab-Hypothese com- binirte.1) Auf jeden Fall wird bei dieser oder einer ähnlichen Annahme 1) So im Wesentlichen der Orientalist Fr. Hommel in seinem beim
Orientalistencongreß zu Florenz 1878 gehaltenen Vortrage über "die ursprüngl. Wohnsitze der Semiten" (Augsb. allg. Ztg. 20. Septbr. 1878). Nur daß der- selbe nicht eigentlich Jndien, sondern (unter Berufung auf A. v. Kremer's "Semitische Culturentlehnungen", Stuttgart 1875) die nordwestlich von da gelegenen Gebirgsländer, etwa die Pamer-Hochebene, für den einstigen Sitz der noch ungetrennten arisch-semitischen Menschheit hält, von wo aus dann der semitische Zweig durch Modien und die Gebirgsschlucht von Holwan in die Eu- phrat-Tigris-Ebene gezogen sei. VII. Der Urſitz des Menſchengeſchlechts. ſüdlicheren Euphratländer oder Babylonien als den Heerd, wo dieSage ihre letzte Ausbildung erhalten hätte, betrachtete, ſomit alſo die Jndien-Hypotheſe mit der Schat-el-Arab-Hypotheſe com- binirte.1) Auf jeden Fall wird bei dieſer oder einer ähnlichen Annahme 1) So im Weſentlichen der Orientaliſt Fr. Hommel in ſeinem beim
Orientaliſtencongreß zu Florenz 1878 gehaltenen Vortrage über „die urſprüngl. Wohnſitze der Semiten‟ (Augsb. allg. Ztg. 20. Septbr. 1878). Nur daß der- ſelbe nicht eigentlich Jndien, ſondern (unter Berufung auf A. v. Kremer’s „Semitiſche Culturentlehnungen‟, Stuttgart 1875) die nordweſtlich von da gelegenen Gebirgsländer, etwa die Pamer-Hochebene, für den einſtigen Sitz der noch ungetrennten ariſch-ſemitiſchen Menſchheit hält, von wo aus dann der ſemitiſche Zweig durch Modien und die Gebirgsſchlucht von Holwân in die Eu- phrat-Tigris-Ebene gezogen ſei. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0238" n="228"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">VII.</hi> Der Urſitz des Menſchengeſchlechts.</fw><lb/> ſüdlicheren Euphratländer oder Babylonien als den Heerd, wo die<lb/> Sage ihre letzte Ausbildung erhalten hätte, betrachtete, ſomit<lb/> alſo die Jndien-Hypotheſe mit der Schat-el-Arab-Hypotheſe com-<lb/> binirte.<note place="foot" n="1)">So im Weſentlichen der Orientaliſt Fr. <hi rendition="#g">Hommel</hi> in ſeinem beim<lb/> Orientaliſtencongreß zu Florenz 1878 gehaltenen Vortrage über „die urſprüngl.<lb/> Wohnſitze der Semiten‟ (Augsb. allg. Ztg. 20. Septbr. 1878). Nur daß der-<lb/> ſelbe nicht eigentlich Jndien, ſondern (unter Berufung auf A. v. <hi rendition="#g">Kremer’s</hi><lb/> „Semitiſche Culturentlehnungen‟, Stuttgart 1875) die nordweſtlich von da<lb/> gelegenen Gebirgsländer, etwa die Pamer-Hochebene, für den einſtigen Sitz<lb/> der noch ungetrennten ariſch-ſemitiſchen Menſchheit hält, von wo aus dann der<lb/> ſemitiſche Zweig durch Modien und die Gebirgsſchlucht von Holw<hi rendition="#aq">â</hi>n in die Eu-<lb/> phrat-Tigris-Ebene gezogen ſei.</note></p><lb/> <p>Auf jeden Fall wird bei dieſer oder einer ähnlichen Annahme<lb/> der Connex mit dem bibliſch Ueberlieferten auf richtigere Weiſe ge-<lb/> wahrt, als wenn man mit den Vertretern dieſer oder jener <hi rendition="#g">Mythen-<lb/> hypotheſe</hi> die Lokalitäten, deren der bibliſche Bericht gedenkt,<lb/> überhaupt ganz ins Fabelhafte verflüchtigt, Chavila irgend ein ſagen-<lb/> haftes Goldland im Norden, den Gihon aber den Nil bedeuten<lb/> läßt ꝛc., und ſo überhaupt die Abſurdität des Jnhalts der Sage,<lb/> wie ſie jetzt lautet, darzuthun ſucht (Paulus, Eichhorn, Geſenius,<lb/> Tuch, Bertheau, Schrader, Kuhl ꝛc.). Eine andere Weiſe des will-<lb/> kürlichen Abgeheus von der Schriftgrundlage repräſentiren jene<lb/> Speculationen neuerer Anthropologen oder Linguiſten über den<lb/> Urſitz des Menſchengeſchlechts, welche in ihren darauf bezüglichen<lb/> Muthmaaßungen ſich ausſchließlich durch ethnologiſche oder ſprach-<lb/> geſchichtliche Wahrſcheinlichkeitsgründe zu Gunſten dieſer oder jener<lb/> Region der jetzigen oder einer früheren bewohnten Erdoberfläche<lb/> beſtimmen laſſen und dabei auf die, ohnehin als mythiſch betrachtete,<lb/> bibliſche Ueberlieferung gar keine Rückſicht nehmen. Dahin gehört<lb/> die Meinung derer, welche bald aus dieſem bald aus jenem be-<lb/> ſonderen Grunde <hi rendition="#g">Amerika</hi> für die Urheimath des menſchlichen Ge-<lb/> ſchlechts halten; ſo als einer der Erſten Bernard Romans († 1784),<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [228/0238]
VII. Der Urſitz des Menſchengeſchlechts.
ſüdlicheren Euphratländer oder Babylonien als den Heerd, wo die
Sage ihre letzte Ausbildung erhalten hätte, betrachtete, ſomit
alſo die Jndien-Hypotheſe mit der Schat-el-Arab-Hypotheſe com-
binirte. 1)
Auf jeden Fall wird bei dieſer oder einer ähnlichen Annahme
der Connex mit dem bibliſch Ueberlieferten auf richtigere Weiſe ge-
wahrt, als wenn man mit den Vertretern dieſer oder jener Mythen-
hypotheſe die Lokalitäten, deren der bibliſche Bericht gedenkt,
überhaupt ganz ins Fabelhafte verflüchtigt, Chavila irgend ein ſagen-
haftes Goldland im Norden, den Gihon aber den Nil bedeuten
läßt ꝛc., und ſo überhaupt die Abſurdität des Jnhalts der Sage,
wie ſie jetzt lautet, darzuthun ſucht (Paulus, Eichhorn, Geſenius,
Tuch, Bertheau, Schrader, Kuhl ꝛc.). Eine andere Weiſe des will-
kürlichen Abgeheus von der Schriftgrundlage repräſentiren jene
Speculationen neuerer Anthropologen oder Linguiſten über den
Urſitz des Menſchengeſchlechts, welche in ihren darauf bezüglichen
Muthmaaßungen ſich ausſchließlich durch ethnologiſche oder ſprach-
geſchichtliche Wahrſcheinlichkeitsgründe zu Gunſten dieſer oder jener
Region der jetzigen oder einer früheren bewohnten Erdoberfläche
beſtimmen laſſen und dabei auf die, ohnehin als mythiſch betrachtete,
bibliſche Ueberlieferung gar keine Rückſicht nehmen. Dahin gehört
die Meinung derer, welche bald aus dieſem bald aus jenem be-
ſonderen Grunde Amerika für die Urheimath des menſchlichen Ge-
ſchlechts halten; ſo als einer der Erſten Bernard Romans († 1784),
1) So im Weſentlichen der Orientaliſt Fr. Hommel in ſeinem beim
Orientaliſtencongreß zu Florenz 1878 gehaltenen Vortrage über „die urſprüngl.
Wohnſitze der Semiten‟ (Augsb. allg. Ztg. 20. Septbr. 1878). Nur daß der-
ſelbe nicht eigentlich Jndien, ſondern (unter Berufung auf A. v. Kremer’s
„Semitiſche Culturentlehnungen‟, Stuttgart 1875) die nordweſtlich von da
gelegenen Gebirgsländer, etwa die Pamer-Hochebene, für den einſtigen Sitz
der noch ungetrennten ariſch-ſemitiſchen Menſchheit hält, von wo aus dann der
ſemitiſche Zweig durch Modien und die Gebirgsſchlucht von Holwân in die Eu-
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