Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
1723.
Laß, Vater-Hertz, das Paar der hinterlaßnen Söhne
Dir zu besondrer Treu und Zucht empfohlen seyn;
Nimm, Vater, ihren Geist, das zarte Wesen ein,
Damit er sich sobald dein Wesen angewöhne:
Und endlich gönne auch die Crone diesem Paar,
Die ihres Vaters Zweck, und seelge Hoffnung war.
HErr, hast du Ober-Greitz und Ebersdorff erwählet,
Jm Reussen-Lande dir ein Feur und Heerd zu seyn,

Und führst den Aelteren bereits zur Ruhe ein;
So werde destomehr der Jüngre eingepfählet,
Ja HErr befestige den Neun und Zwantzigsten,
Schreib ihn, als deinen Knecht, ins Buch der Redlichen!
Die Schmach, den Ehren-Crantz der lieben GOttes Kinder,
Womit so mancher Pfaff und Mietling jenen Mann,
Der nun gesieget hat gantz durstig angethan,
Entziehe diesem nicht. Er werd ein Uberwinder,
Zum Zeichen in der Welt, zum Wiederspruch gesetzt,
Und mit Propheten-Lohn dereinst von dir ergötzt.
Wird nun der Grafen-Stand, die eitele Chimere,
Die an sich selber nichts, als Koth und Schaden ist;
Wo ferne man dabey der Kindschafft Siegel mißt,
Ein nützlich Boden-Schild zu unsers Königs Ehre;
So schäm ich mich so dann auch dieses Nahmens nicht,
Und trag ein Füncklein bey zum schönen Abend-Licht.
Auf, Brüder, lasset uns der Trägheit alle schämen,
Die Zeit ist kurtz, die Pflicht ist groß, des Thuns ist viel,
Kämpfft, fechtet, laufft getrost und unverrückt zum Ziel:
So muß sich Welt und Fleisch, und Satanas beqvemen.
Die Grösse dieser Welt ist nur ein Narren-Tand;
Ein Priester GOttes seyn: Das ist ein hoher Stand.
XXIII. Auff den Hingang des Reichs Cam-
mer-Präsidenten, Graf Friedrich
Carls zu Solms.
Gehts fort, du Großer Solms! entbrichst du dich der Zeit,
Weil dich doch keine Zeit der Last entbrechen mögen?
Wohl-
D 3
1723.
Laß, Vater-Hertz, das Paar der hinterlaßnen Soͤhne
Dir zu beſondrer Treu und Zucht empfohlen ſeyn;
Nimm, Vater, ihren Geiſt, das zarte Weſen ein,
Damit er ſich ſobald dein Weſen angewoͤhne:
Und endlich goͤnne auch die Crone dieſem Paar,
Die ihres Vaters Zweck, und ſeelge Hoffnung war.
HErr, haſt du Ober-Greitz und Ebersdorff erwaͤhlet,
Jm Reuſſen-Lande dir ein Feur und Heerd zu ſeyn,

Und fuͤhrſt den Aelteren bereits zur Ruhe ein;
So werde deſtomehr der Juͤngre eingepfaͤhlet,
Ja HErr befeſtige den Neun und Zwantzigſten,
Schreib ihn, als deinen Knecht, ins Buch der Redlichen!
Die Schmach, den Ehren-Crantz der lieben GOttes Kinder,
Womit ſo mancher Pfaff und Mietling jenen Mann,
Der nun geſieget hat gantz durſtig angethan,
Entziehe dieſem nicht. Er werd ein Uberwinder,
Zum Zeichen in der Welt, zum Wiederſpruch geſetzt,
Und mit Propheten-Lohn dereinſt von dir ergoͤtzt.
Wird nun der Grafen-Stand, die eitele Chimere,
Die an ſich ſelber nichts, als Koth und Schaden iſt;
Wo ferne man dabey der Kindſchafft Siegel mißt,
Ein nuͤtzlich Boden-Schild zu unſers Koͤnigs Ehre;
So ſchaͤm ich mich ſo dann auch dieſes Nahmens nicht,
Und trag ein Fuͤncklein bey zum ſchoͤnen Abend-Licht.
Auf, Bruͤder, laſſet uns der Traͤgheit alle ſchaͤmen,
Die Zeit iſt kurtz, die Pflicht iſt groß, des Thuns iſt viel,
Kaͤmpfft, fechtet, laufft getroſt und unverruͤckt zum Ziel:
So muß ſich Welt und Fleiſch, und Satanas beqvemen.
Die Groͤſſe dieſer Welt iſt nur ein Narren-Tand;
Ein Prieſter GOttes ſeyn: Das iſt ein hoher Stand.
XXIII. Auff den Hingang des Reichs Cam-
mer-Praͤſidenten, Graf Friedrich
Carls zu Solms.
Gehts fort, du Großer Solms! entbrichſt du dich der Zeit,
Weil dich doch keine Zeit der Laſt entbrechen moͤgen?
Wohl-
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0063" n="53"/>
          <fw place="top" type="header">1723.</fw><lb/>
          <lg n="22">
            <l>Laß, Vater-Hertz, <hi rendition="#fr">das Paar</hi> der <hi rendition="#fr">hinterlaßnen So&#x0364;hne</hi></l><lb/>
            <l>Dir zu be&#x017F;ondrer Treu und Zucht empfohlen &#x017F;eyn;</l><lb/>
            <l>Nimm, Vater, ihren Gei&#x017F;t, das zarte We&#x017F;en ein,</l><lb/>
            <l>Damit er &#x017F;ich &#x017F;obald dein We&#x017F;en angewo&#x0364;hne:</l><lb/>
            <l>Und endlich go&#x0364;nne auch die Crone <hi rendition="#fr">die&#x017F;em Paar,</hi></l><lb/>
            <l>Die <hi rendition="#fr">ihres Vaters</hi> Zweck, und &#x017F;eelge Hoffnung war.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="23">
            <l>HErr, ha&#x017F;t du <hi rendition="#fr">Ober-Greitz</hi> und <hi rendition="#fr">Ebersdorff</hi> erwa&#x0364;hlet,<lb/><hi rendition="#fr">Jm Reu&#x017F;&#x017F;en-Lande</hi> dir <hi rendition="#fr">ein Feur und Heerd zu &#x017F;eyn,</hi></l><lb/>
            <l>Und fu&#x0364;hr&#x017F;t den <hi rendition="#fr">Aelteren</hi> bereits zur Ruhe ein;</l><lb/>
            <l>So werde de&#x017F;tomehr der <hi rendition="#fr">Ju&#x0364;ngre</hi> eingepfa&#x0364;hlet,</l><lb/>
            <l>Ja HErr befe&#x017F;tige <hi rendition="#fr">den Neun und Zwantzig&#x017F;ten,</hi></l><lb/>
            <l>Schreib ihn, als deinen Knecht, ins Buch der Redlichen!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="24">
            <l><hi rendition="#fr">Die Schmach,</hi> den Ehren-Crantz der lieben GOttes Kinder,</l><lb/>
            <l>Womit &#x017F;o mancher Pfaff und Mietling <hi rendition="#fr">jenen Mann,</hi></l><lb/>
            <l>Der nun ge&#x017F;ieget hat gantz dur&#x017F;tig angethan,</l><lb/>
            <l>Entziehe <hi rendition="#fr">die&#x017F;em</hi> nicht. Er werd ein Uberwinder,</l><lb/>
            <l>Zum Zeichen in der Welt, zum Wieder&#x017F;pruch ge&#x017F;etzt,</l><lb/>
            <l>Und mit Propheten-Lohn derein&#x017F;t von dir ergo&#x0364;tzt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="25">
            <l>Wird nun <hi rendition="#fr">der Grafen-Stand,</hi> die eitele Chimere,</l><lb/>
            <l>Die an &#x017F;ich &#x017F;elber nichts, als Koth und Schaden i&#x017F;t;</l><lb/>
            <l>Wo ferne man dabey <hi rendition="#fr">der Kind&#x017F;chafft Siegel</hi> mißt,</l><lb/>
            <l>Ein nu&#x0364;tzlich <hi rendition="#fr">Boden-Schild</hi> zu <hi rendition="#fr">un&#x017F;ers Ko&#x0364;nigs</hi> Ehre;</l><lb/>
            <l>So &#x017F;cha&#x0364;m ich mich &#x017F;o dann auch die&#x017F;es Nahmens nicht,</l><lb/>
            <l>Und trag ein Fu&#x0364;ncklein bey zum &#x017F;cho&#x0364;nen Abend-Licht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="26">
            <l>Auf, <hi rendition="#fr">Bru&#x0364;der,</hi> la&#x017F;&#x017F;et uns der Tra&#x0364;gheit alle &#x017F;cha&#x0364;men,</l><lb/>
            <l>Die Zeit i&#x017F;t kurtz, die Pflicht i&#x017F;t groß, des Thuns i&#x017F;t viel,</l><lb/>
            <l>Ka&#x0364;mpfft, fechtet, laufft getro&#x017F;t und unverru&#x0364;ckt zum Ziel:</l><lb/>
            <l>So muß &#x017F;ich Welt und Flei&#x017F;ch, und Satanas beqvemen.</l><lb/>
            <l>Die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;er Welt i&#x017F;t nur ein Narren-Tand;</l><lb/>
            <l>Ein Prie&#x017F;ter GOttes &#x017F;eyn: Das i&#x017F;t ein hoher Stand.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXIII.</hi> Auff den Hingang des Reichs Cam-<lb/>
mer-Pra&#x0364;&#x017F;identen, Graf Friedrich<lb/>
Carls zu Solms.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">G</hi>ehts fort, <hi rendition="#fr">du Großer Solms!</hi> entbrich&#x017F;t du dich der Zeit,</l><lb/>
          <l>Weil dich doch keine Zeit der La&#x017F;t entbrechen mo&#x0364;gen?</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">D 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Wohl-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0063] 1723. Laß, Vater-Hertz, das Paar der hinterlaßnen Soͤhne Dir zu beſondrer Treu und Zucht empfohlen ſeyn; Nimm, Vater, ihren Geiſt, das zarte Weſen ein, Damit er ſich ſobald dein Weſen angewoͤhne: Und endlich goͤnne auch die Crone dieſem Paar, Die ihres Vaters Zweck, und ſeelge Hoffnung war. HErr, haſt du Ober-Greitz und Ebersdorff erwaͤhlet, Jm Reuſſen-Lande dir ein Feur und Heerd zu ſeyn, Und fuͤhrſt den Aelteren bereits zur Ruhe ein; So werde deſtomehr der Juͤngre eingepfaͤhlet, Ja HErr befeſtige den Neun und Zwantzigſten, Schreib ihn, als deinen Knecht, ins Buch der Redlichen! Die Schmach, den Ehren-Crantz der lieben GOttes Kinder, Womit ſo mancher Pfaff und Mietling jenen Mann, Der nun geſieget hat gantz durſtig angethan, Entziehe dieſem nicht. Er werd ein Uberwinder, Zum Zeichen in der Welt, zum Wiederſpruch geſetzt, Und mit Propheten-Lohn dereinſt von dir ergoͤtzt. Wird nun der Grafen-Stand, die eitele Chimere, Die an ſich ſelber nichts, als Koth und Schaden iſt; Wo ferne man dabey der Kindſchafft Siegel mißt, Ein nuͤtzlich Boden-Schild zu unſers Koͤnigs Ehre; So ſchaͤm ich mich ſo dann auch dieſes Nahmens nicht, Und trag ein Fuͤncklein bey zum ſchoͤnen Abend-Licht. Auf, Bruͤder, laſſet uns der Traͤgheit alle ſchaͤmen, Die Zeit iſt kurtz, die Pflicht iſt groß, des Thuns iſt viel, Kaͤmpfft, fechtet, laufft getroſt und unverruͤckt zum Ziel: So muß ſich Welt und Fleiſch, und Satanas beqvemen. Die Groͤſſe dieſer Welt iſt nur ein Narren-Tand; Ein Prieſter GOttes ſeyn: Das iſt ein hoher Stand. XXIII. Auff den Hingang des Reichs Cam- mer-Praͤſidenten, Graf Friedrich Carls zu Solms. Gehts fort, du Großer Solms! entbrichſt du dich der Zeit, Weil dich doch keine Zeit der Laſt entbrechen moͤgen? Wohl- D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/63
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/63>, abgerufen am 22.11.2024.