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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1730.
Doch dieser Trieb ist nicht so leicht
Bey danckbarn Hertzen zu bezähmen.
Der ehemals davon gezeugt:
Daß Geben seliger, denn Nehmen,

Der hielt die Zungen auch im Zaum,
Die seine Thaten wolten sagen;
Sie machten sich nicht minder Raum,
Es all enthalben auszutragen.
Was ihr zu statten kömmt, was meine Zunge hemmt,
Mit dero Lobspruch auszubrechen,
Jst ihrer Wohlthat Hand, und daß ich ihr verwandt:
Jch müste von mir selber sprechen.
So will ich denn, nach meiner Art
Mit wenig Worten vieles deuten;
Jch lobe den, der sie bewahrt:
Jch denck' an jene Ewigkeiten.
Sie überlebt schon achzig Jahr:
Das ist ein Zeichen von der Gnade,
Das vormahls ungewöhnlich war;
Und ietzt verschwindets nach gerade.
Wie wenig sind ihr gleich, wie viel in einem Reich?
Jhr Alter ist ein Gnaden Groschen,

Wes ist hie Schrift und Bild? Des Königs, der vergilt,
Bey dem ihr Wohlthun unverloschen.
Was ist an einem solchen Fest
Vorerst zu sagen und zu singen?
Das uns der HErr erscheinen läst,
Jhm Preiß und Herrlichkeit zu bringen?
Was vor ein Wunsch wird überbracht,
Personen, die uns unentbehrlich,

Und hätten gerne ausgemacht,
Weil ihnen diese Welt beschwerlich?
Weil doch die Ruhe-Zeit ein müdes Hertz erfreut,
Und die den Schnee der granen Haare,

So sich am Scheitel drehn, am liebsten schmeltzen sehn,
Damit der Geist in Friede fahre.
Was wünscht man sich? (aus Eigennutz:)
Daß solche Hand sich lange rege,
Dami
1730.
Doch dieſer Trieb iſt nicht ſo leicht
Bey danckbarn Hertzen zu bezaͤhmen.
Der ehemals davon gezeugt:
Daß Geben ſeliger, denn Nehmen,

Der hielt die Zungen auch im Zaum,
Die ſeine Thaten wolten ſagen;
Sie machten ſich nicht minder Raum,
Es all enthalben auszutragen.
Was ihr zu ſtatten koͤmmt, was meine Zunge hemmt,
Mit dero Lobſpruch auszubrechen,
Jſt ihrer Wohlthat Hand, und daß ich ihr verwandt:
Jch muͤſte von mir ſelber ſprechen.
So will ich denn, nach meiner Art
Mit wenig Worten vieles deuten;
Jch lobe den, der ſie bewahrt:
Jch denck’ an jene Ewigkeiten.
Sie uͤberlebt ſchon achzig Jahr:
Das iſt ein Zeichen von der Gnade,
Das vormahls ungewoͤhnlich war;
Und ietzt verſchwindets nach gerade.
Wie wenig ſind ihr gleich, wie viel in einem Reich?
Jhr Alter iſt ein Gnaden Groſchen,

Wes iſt hie Schrift und Bild? Des Koͤnigs, der vergilt,
Bey dem ihr Wohlthun unverloſchen.
Was iſt an einem ſolchen Feſt
Vorerſt zu ſagen und zu ſingen?
Das uns der HErr erſcheinen laͤſt,
Jhm Preiß und Herrlichkeit zu bringen?
Was vor ein Wunſch wird uͤberbracht,
Perſonen, die uns unentbehrlich,

Und haͤtten gerne ausgemacht,
Weil ihnen dieſe Welt beſchwerlich?
Weil doch die Ruhe-Zeit ein muͤdes Hertz erfreut,
Und die den Schnee der granen Haare,

So ſich am Scheitel drehn, am liebſten ſchmeltzen ſehn,
Damit der Geiſt in Friede fahre.
Was wuͤnſcht man ſich? (aus Eigennutz:)
Daß ſolche Hand ſich lange rege,
Dami
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[203/0213] 1730. Doch dieſer Trieb iſt nicht ſo leicht Bey danckbarn Hertzen zu bezaͤhmen. Der ehemals davon gezeugt: Daß Geben ſeliger, denn Nehmen, Der hielt die Zungen auch im Zaum, Die ſeine Thaten wolten ſagen; Sie machten ſich nicht minder Raum, Es all enthalben auszutragen. Was ihr zu ſtatten koͤmmt, was meine Zunge hemmt, Mit dero Lobſpruch auszubrechen, Jſt ihrer Wohlthat Hand, und daß ich ihr verwandt: Jch muͤſte von mir ſelber ſprechen. So will ich denn, nach meiner Art Mit wenig Worten vieles deuten; Jch lobe den, der ſie bewahrt: Jch denck’ an jene Ewigkeiten. Sie uͤberlebt ſchon achzig Jahr: Das iſt ein Zeichen von der Gnade, Das vormahls ungewoͤhnlich war; Und ietzt verſchwindets nach gerade. Wie wenig ſind ihr gleich, wie viel in einem Reich? Jhr Alter iſt ein Gnaden Groſchen, Wes iſt hie Schrift und Bild? Des Koͤnigs, der vergilt, Bey dem ihr Wohlthun unverloſchen. Was iſt an einem ſolchen Feſt Vorerſt zu ſagen und zu ſingen? Das uns der HErr erſcheinen laͤſt, Jhm Preiß und Herrlichkeit zu bringen? Was vor ein Wunſch wird uͤberbracht, Perſonen, die uns unentbehrlich, Und haͤtten gerne ausgemacht, Weil ihnen dieſe Welt beſchwerlich? Weil doch die Ruhe-Zeit ein muͤdes Hertz erfreut, Und die den Schnee der granen Haare, So ſich am Scheitel drehn, am liebſten ſchmeltzen ſehn, Damit der Geiſt in Friede fahre. Was wuͤnſcht man ſich? (aus Eigennutz:) Daß ſolche Hand ſich lange rege, Dami

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/213>, abgerufen am 24.11.2024.