Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Jch freue mich des festen Bands, Das GOtt mit ihnen wollen binden, Und ihres künft'gen Ehestands: Jch sehe sie schon überwinden. Erkennet doch, die solche seyn, Jhr Brüder! freut euch ihrer Gaben, Und du, o König der Gemein! Von dessen Gnade wir sie haben: Nimm ihrer Treue wahr. Du aber, edles Paar! Geh, werde durch den Geist versiegelt, (Ein Fürst, der GOttes Pracht, Versanck ins Abgrunds Nacht. Er hatte sich in sich bespiegelt.) LXXXII. Auf seines Sohns, Christian Friedrichs, Entschlafen. OBräutigam! der zwey verbundnen Hertzen, Die dir das Pfand der Eh itzt eingereicht. O du durch Angst und Schmach, und Todes Schmertzen, Bewerther Freund! dein Liebes-Rath ist leicht, Du forderst nichts, was man nicht hat, Und giebst dich immer selbst ans eingebüßten Statt. Eilf Monden sind bereits dahin gefahren; Wir lebeten und unser Kind noch nicht: Doch stunden wir schon seit geraumen Jahren, Vor vieles Heyl in deiner Schuld und Pflicht: Wir kauften Weitzen-Körner ein, Um etwas dir zu Dienst auf Hofnung auszustreun. Was giebt man doch dem Könige der Hertzen, Das ihm so viel Gewinn als Mühe macht? Es findet sich bey denen hellsten Kertzen, Doch eine hie und da beschmitzte Pracht: Wo
Jch freue mich des feſten Bands, Das GOtt mit ihnen wollen binden, Und ihres kuͤnft’gen Eheſtands: Jch ſehe ſie ſchon uͤberwinden. Erkennet doch, die ſolche ſeyn, Jhr Bruͤder! freut euch ihrer Gaben, Und du, o Koͤnig der Gemein! Von deſſen Gnade wir ſie haben: Nimm ihrer Treue wahr. Du aber, edles Paar! Geh, werde durch den Geiſt verſiegelt, (Ein Fuͤrſt, der GOttes Pracht, Verſanck ins Abgrunds Nacht. Er hatte ſich in ſich beſpiegelt.) LXXXII. Auf ſeines Sohns, Chriſtian Friedrichs, Entſchlafen. OBraͤutigam! der zwey verbundnen Hertzen, Die dir das Pfand der Eh itzt eingereicht. O du durch Angſt und Schmach, und Todes Schmertzen, Bewerther Freund! dein Liebes-Rath iſt leicht, Du forderſt nichts, was man nicht hat, Und giebſt dich immer ſelbſt ans eingebuͤßten Statt. Eilf Monden ſind bereits dahin gefahren; Wir lebeten und unſer Kind noch nicht: Doch ſtunden wir ſchon ſeit geraumen Jahren, Vor vieles Heyl in deiner Schuld und Pflicht: Wir kauften Weitzen-Koͤrner ein, Um etwas dir zu Dienſt auf Hofnung auszuſtreun. Was giebt man doch dem Koͤnige der Hertzen, Das ihm ſo viel Gewinn als Muͤhe macht? Es findet ſich bey denen hellſten Kertzen, Doch eine hie und da beſchmitzte Pracht: Wo
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1729.
Sie haben mir erſetzt,
Was ich dahin geſchaͤtzt,
Durch ihren Dienſt gehn eure Triebe.
Jch freue mich des feſten Bands,
Das GOtt mit ihnen wollen binden,
Und ihres kuͤnft’gen Eheſtands:
Jch ſehe ſie ſchon uͤberwinden.
Erkennet doch, die ſolche ſeyn,
Jhr Bruͤder! freut euch ihrer Gaben,
Und du, o Koͤnig der Gemein!
Von deſſen Gnade wir ſie haben:
Nimm ihrer Treue wahr.
Du aber, edles Paar!
Geh, werde durch den Geiſt verſiegelt,
(Ein Fuͤrſt, der GOttes Pracht,
Verſanck ins Abgrunds Nacht.
Er hatte ſich in ſich beſpiegelt.)
LXXXII. Auf ſeines Sohns, Chriſtian
Friedrichs, Entſchlafen.
OBraͤutigam! der zwey verbundnen Hertzen,
Die dir das Pfand der Eh itzt eingereicht.
O du durch Angſt und Schmach, und Todes Schmertzen,
Bewerther Freund! dein Liebes-Rath iſt leicht,
Du forderſt nichts, was man nicht hat,
Und giebſt dich immer ſelbſt ans eingebuͤßten Statt.
Eilf Monden ſind bereits dahin gefahren;
Wir lebeten und unſer Kind noch nicht:
Doch ſtunden wir ſchon ſeit geraumen Jahren,
Vor vieles Heyl in deiner Schuld und Pflicht:
Wir kauften Weitzen-Koͤrner ein,
Um etwas dir zu Dienſt auf Hofnung auszuſtreun.
Was giebt man doch dem Koͤnige der Hertzen,
Das ihm ſo viel Gewinn als Muͤhe macht?
Es findet ſich bey denen hellſten Kertzen,
Doch eine hie und da beſchmitzte Pracht:
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