Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Drum will der HErr, bevor wir ehlich werden, Das Aergerniß soll in den Tod hin ein, Das Fleisch soll blind, betäubt, beschnitten seyn; Sonst ist die Eh' der Christen Höll auf Erden; Wer aber Geist aus Geist geworden war, Mit dessen Eh' hats weiter nicht Gefahr. Ein Ehe-Volck in Christi Tod begraben, Das nur allein bey Christi Schmertzen ruht. Und dem sonst nichts als Sünde wehe thut, Kan ausser dem auch keine Wollust haben, Der, seit er nun der Seelen Schmertz gestillt, Auch die Begier der Seel all eine füllt. Auf noch einmahl! ihr theuren Ehegatten, Jn denen sich der Heilge Geist geregt, So, wie ers alsdenn zu machen pflegt, Wenn er uns will mit Kräften überschatten, Jn denen er gezeugt die neue Art, Und sich von Zeit zu Zeit mehr offenbahrt. Auf! und dem Mann, dem HErrn, euch hingegeben, Dem Mann, der sich in unser Fleisch verkleidt, Und leert sich aus von seiner Göttlichkeit, Um in Maria menschlich aufzuleben, Habt ihr bißher nicht gnugsam nachgedacht, So thut, als wär't ihr aus dem Traum erwacht. O Vater! gieb uns rechte Kinder-Sitten, Der du uns ja den HErrn zum Bruder giebst, O Geist des HErrn! der du Mariam liebst, Bereit uns auch zu deinen GOttes-Hütten, Wir sind durchs Wort, das Wort geht in uns ein, O möchten wir des Kindes Mütter seyn. O Jünglings-Volck, und du o Schaar der Mägde, Faßt euch das Bild Mariä ins Gemüth, Verleugnet euch, besieget das Geblüt, Es rege euch, was diese Schwester regte, Sie M 5
Drum will der HErr, bevor wir ehlich werden, Das Aergerniß ſoll in den Tod hin ein, Das Fleiſch ſoll blind, betaͤubt, beſchnitten ſeyn; Sonſt iſt die Eh’ der Chriſten Hoͤll auf Erden; Wer aber Geiſt aus Geiſt geworden war, Mit deſſen Eh’ hats weiter nicht Gefahr. Ein Ehe-Volck in Chriſti Tod begraben, Das nur allein bey Chriſti Schmertzen ruht. Und dem ſonſt nichts als Suͤnde wehe thut, Kan auſſer dem auch keine Wolluſt haben, Der, ſeit er nun der Seelen Schmertz geſtillt, Auch die Begier der Seel all eine fuͤllt. Auf noch einmahl! ihr theuren Ehegatten, Jn denen ſich der Heilge Geiſt geregt, So, wie ers alsdenn zu machen pflegt, Wenn er uns will mit Kraͤften uͤberſchatten, Jn denen er gezeugt die neue Art, Und ſich von Zeit zu Zeit mehr offenbahrt. Auf! und dem Mann, dem HErrn, euch hingegeben, Dem Mann, der ſich in unſer Fleiſch verkleidt, Und leert ſich aus von ſeiner Goͤttlichkeit, Um in Maria menſchlich aufzuleben, Habt ihr bißher nicht gnugſam nachgedacht, So thut, als waͤr’t ihr aus dem Traum erwacht. O Vater! gieb uns rechte Kinder-Sitten, Der du uns ja den HErrn zum Bruder giebſt, O Geiſt des HErrn! der du Mariam liebſt, Bereit uns auch zu deinen GOttes-Huͤtten, Wir ſind durchs Wort, das Wort geht in uns ein, O moͤchten wir des Kindes Muͤtter ſeyn. O Juͤnglings-Volck, und du o Schaar der Maͤgde, Faßt euch das Bild Mariaͤ ins Gemuͤth, Verleugnet euch, beſieget das Gebluͤt, Es rege euch, was dieſe Schweſter regte, Sie M 5
<TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <lg n="75"> <l> <pb facs="#f0195" n="185"/> <fw place="top" type="header">1729.</fw> </l><lb/> <l>Und iſt der innre Grund voll Geiſts-Natur,</l><lb/> <l>So heiligt er die aͤußre Creeatur.</l> </lg><lb/> <lg n="76"> <l>Drum will der HErr, bevor wir ehlich werden,</l><lb/> <l>Das Aergerniß ſoll in den Tod hin ein,</l><lb/> <l>Das Fleiſch ſoll blind, betaͤubt, beſchnitten ſeyn;</l><lb/> <l>Sonſt iſt die Eh’ der Chriſten Hoͤll auf Erden;</l><lb/> <l>Wer aber Geiſt aus Geiſt geworden war,</l><lb/> <l>Mit deſſen Eh’ hats weiter nicht Gefahr.</l> </lg><lb/> <lg n="77"> <l>Ein Ehe-Volck in Chriſti Tod begraben,</l><lb/> <l>Das nur allein bey Chriſti Schmertzen ruht.</l><lb/> <l>Und dem ſonſt nichts als Suͤnde wehe thut,</l><lb/> <l>Kan auſſer dem auch keine Wolluſt haben,</l><lb/> <l>Der, ſeit er nun der Seelen Schmertz geſtillt,</l><lb/> <l>Auch die Begier der Seel all eine fuͤllt.</l> </lg><lb/> <lg n="78"> <l>Auf noch einmahl! ihr theuren Ehegatten,</l><lb/> <l>Jn denen ſich der Heilge Geiſt geregt,</l><lb/> <l>So, wie ers alsdenn zu machen pflegt,</l><lb/> <l>Wenn er uns will mit Kraͤften uͤberſchatten,</l><lb/> <l>Jn denen er gezeugt die neue Art,</l><lb/> <l>Und ſich von Zeit zu Zeit mehr offenbahrt.</l> </lg><lb/> <lg n="79"> <l>Auf! und dem Mann, dem HErrn, euch hingegeben,</l><lb/> <l>Dem Mann, der ſich in unſer Fleiſch verkleidt,</l><lb/> <l>Und leert ſich aus von ſeiner Goͤttlichkeit,</l><lb/> <l>Um in Maria menſchlich aufzuleben,</l><lb/> <l>Habt ihr bißher nicht gnugſam nachgedacht,</l><lb/> <l>So thut, als waͤr’t ihr aus dem Traum erwacht.</l> </lg><lb/> <lg n="80"> <l>O Vater! gieb uns rechte Kinder-Sitten,</l><lb/> <l>Der du uns ja den HErrn zum Bruder giebſt,</l><lb/> <l>O Geiſt des HErrn! der du Mariam liebſt,</l><lb/> <l>Bereit uns auch zu deinen GOttes-Huͤtten,</l><lb/> <l>Wir ſind durchs Wort, das Wort geht in uns ein,</l><lb/> <l>O moͤchten wir des Kindes Muͤtter ſeyn.</l> </lg><lb/> <lg n="81"> <l>O Juͤnglings-Volck, und du o Schaar der Maͤgde,</l><lb/> <l>Faßt euch das Bild Mariaͤ ins Gemuͤth,</l><lb/> <l>Verleugnet euch, beſieget das Gebluͤt,</l><lb/> <l>Es rege euch, was dieſe Schweſter regte,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [185/0195]
1729.
Und iſt der innre Grund voll Geiſts-Natur,
So heiligt er die aͤußre Creeatur.
Drum will der HErr, bevor wir ehlich werden,
Das Aergerniß ſoll in den Tod hin ein,
Das Fleiſch ſoll blind, betaͤubt, beſchnitten ſeyn;
Sonſt iſt die Eh’ der Chriſten Hoͤll auf Erden;
Wer aber Geiſt aus Geiſt geworden war,
Mit deſſen Eh’ hats weiter nicht Gefahr.
Ein Ehe-Volck in Chriſti Tod begraben,
Das nur allein bey Chriſti Schmertzen ruht.
Und dem ſonſt nichts als Suͤnde wehe thut,
Kan auſſer dem auch keine Wolluſt haben,
Der, ſeit er nun der Seelen Schmertz geſtillt,
Auch die Begier der Seel all eine fuͤllt.
Auf noch einmahl! ihr theuren Ehegatten,
Jn denen ſich der Heilge Geiſt geregt,
So, wie ers alsdenn zu machen pflegt,
Wenn er uns will mit Kraͤften uͤberſchatten,
Jn denen er gezeugt die neue Art,
Und ſich von Zeit zu Zeit mehr offenbahrt.
Auf! und dem Mann, dem HErrn, euch hingegeben,
Dem Mann, der ſich in unſer Fleiſch verkleidt,
Und leert ſich aus von ſeiner Goͤttlichkeit,
Um in Maria menſchlich aufzuleben,
Habt ihr bißher nicht gnugſam nachgedacht,
So thut, als waͤr’t ihr aus dem Traum erwacht.
O Vater! gieb uns rechte Kinder-Sitten,
Der du uns ja den HErrn zum Bruder giebſt,
O Geiſt des HErrn! der du Mariam liebſt,
Bereit uns auch zu deinen GOttes-Huͤtten,
Wir ſind durchs Wort, das Wort geht in uns ein,
O moͤchten wir des Kindes Muͤtter ſeyn.
O Juͤnglings-Volck, und du o Schaar der Maͤgde,
Faßt euch das Bild Mariaͤ ins Gemuͤth,
Verleugnet euch, beſieget das Gebluͤt,
Es rege euch, was dieſe Schweſter regte,
Sie
M 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/195 |
Zitationshilfe: | Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/195>, abgerufen am 25.07.2024. |