Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
1719. 1720.
Hier schreib ich, wie mein Hertz es in der Wahrheit hält,
Wie ich mein Lebenlang vor GOtt zu wandeln suche,
Dabey das falsche Thun der Heucheley verfluche,
Den Dienst der Eitelkeit, die Liebe dieser Welt.
Mein Freund! sein Glücke blüht, er muß, bey dessen Reiffen,
Sich eintzig und allein auf GOttes Güte steiffen.
V. Uber sich selbst.*
Jch suche mich mit GOtt, dem höchsten Gut,
Aufs nächste, da es seyn kan, zu verbinden;
Und da ich sonst auf meinem Kopff beruht,
Muß nun durchaus der eigne Wille schwinden.
Mein Hertze ist dem HErren übergeben,
Der soll hinfort in seinem Bilde leben.
Der Tod, der mir sonst vieles Grauen macht,
Fängt itzo an viel besser auszusehen;
Die so gefürchtete und lange Nacht
Wird einmahl unversehens übergehen;
Der Tag wird desto unverrückter gläntzen,
Und meinen Geist in Ewigkeit bekräntzen.
Der Heyland, der vor mich gelitten hat,
Bleibt bloß allein die Regel meines Lebens;
Davon zeigt Mund, und Hertz, und auch die That,
Jch mühe mich nicht mehr, wie sonst, vergebens,
Jch würck in GOtt, und weiß, auf Sieges-Thronen
Wird Gnaden-Lohn mein Werck in GOtt belohnen.
VI. Neu-Jahrs-Gedancken.**
Owachsamer Geist,
Der Wunder beweist,
Erscheine der Seele,
Dein göttliches Oele
Durchströme den Sinn!
Es müß ihm gelingen
Dein Reich zu erringen,
Er sehnt sich dahin;
Der dornigte Steg
Kan Helden erschrecken,
Und
* Zu Pariß.
** Zu Pariß.
1719. 1720.
Hier ſchreib ich, wie mein Hertz es in der Wahrheit haͤlt,
Wie ich mein Lebenlang vor GOtt zu wandeln ſuche,
Dabey das falſche Thun der Heucheley verfluche,
Den Dienſt der Eitelkeit, die Liebe dieſer Welt.
Mein Freund! ſein Gluͤcke bluͤht, er muß, bey deſſen Reiffen,
Sich eintzig und allein auf GOttes Guͤte ſteiffen.
V. Uber ſich ſelbſt.*
Jch ſuche mich mit GOtt, dem hoͤchſten Gut,
Aufs naͤchſte, da es ſeyn kan, zu verbinden;
Und da ich ſonſt auf meinem Kopff beruht,
Muß nun durchaus der eigne Wille ſchwinden.
Mein Hertze iſt dem HErren uͤbergeben,
Der ſoll hinfort in ſeinem Bilde leben.
Der Tod, der mir ſonſt vieles Grauen macht,
Faͤngt itzo an viel beſſer auszuſehen;
Die ſo gefuͤrchtete und lange Nacht
Wird einmahl unverſehens uͤbergehen;
Der Tag wird deſto unverruͤckter glaͤntzen,
Und meinen Geiſt in Ewigkeit bekraͤntzen.
Der Heyland, der vor mich gelitten hat,
Bleibt bloß allein die Regel meines Lebens;
Davon zeigt Mund, und Hertz, und auch die That,
Jch muͤhe mich nicht mehr, wie ſonſt, vergebens,
Jch wuͤrck in GOtt, und weiß, auf Sieges-Thronen
Wird Gnaden-Lohn mein Werck in GOtt belohnen.
VI. Neu-Jahrs-Gedancken.**
Owachſamer Geiſt,
Der Wunder beweiſt,
Erſcheine der Seele,
Dein goͤttliches Oele
Durchſtroͤme den Sinn!
Es muͤß ihm gelingen
Dein Reich zu erringen,
Er ſehnt ſich dahin;
Der dornigte Steg
Kan Helden erſchrecken,
Und
* Zu Pariß.
** Zu Pariß.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0016" n="6"/>
          <fw place="top" type="header">1719. 1720.</fw><lb/>
          <l>Hier &#x017F;chreib ich, wie mein Hertz es in der Wahrheit ha&#x0364;lt,</l><lb/>
          <l>Wie ich mein Lebenlang vor GOtt zu wandeln &#x017F;uche,</l><lb/>
          <l>Dabey das fal&#x017F;che Thun der Heucheley verfluche,</l><lb/>
          <l>Den Dien&#x017F;t der Eitelkeit, die Liebe die&#x017F;er Welt.</l><lb/>
          <l>Mein Freund! &#x017F;ein Glu&#x0364;cke blu&#x0364;ht, er muß, bey de&#x017F;&#x017F;en Reiffen,</l><lb/>
          <l>Sich eintzig und allein auf GOttes Gu&#x0364;te &#x017F;teiffen.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#aq">V.</hi> <hi rendition="#b">Uber &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t.</hi> <note place="foot" n="*">Zu Pariß.</note>
          </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">J</hi>ch &#x017F;uche mich mit GOtt, dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gut,</l><lb/>
          <l>Aufs na&#x0364;ch&#x017F;te, da es &#x017F;eyn kan, zu verbinden;</l><lb/>
          <l>Und da ich &#x017F;on&#x017F;t auf meinem Kopff beruht,</l><lb/>
          <l>Muß nun durchaus der eigne Wille &#x017F;chwinden.</l><lb/>
          <l>Mein Hertze i&#x017F;t dem HErren u&#x0364;bergeben,</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;oll hinfort in &#x017F;einem Bilde leben.</l><lb/>
          <l>Der Tod, der mir &#x017F;on&#x017F;t vieles Grauen macht,</l><lb/>
          <l>Fa&#x0364;ngt itzo an viel be&#x017F;&#x017F;er auszu&#x017F;ehen;</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;o gefu&#x0364;rchtete und lange Nacht</l><lb/>
          <l>Wird einmahl unver&#x017F;ehens u&#x0364;bergehen;</l><lb/>
          <l>Der Tag wird de&#x017F;to unverru&#x0364;ckter gla&#x0364;ntzen,</l><lb/>
          <l>Und meinen Gei&#x017F;t in Ewigkeit bekra&#x0364;ntzen.</l><lb/>
          <l>Der Heyland, der vor mich gelitten hat,</l><lb/>
          <l>Bleibt bloß allein die Regel meines Lebens;</l><lb/>
          <l>Davon zeigt Mund, und Hertz, und auch die That,</l><lb/>
          <l>Jch mu&#x0364;he mich nicht mehr, wie &#x017F;on&#x017F;t, vergebens,</l><lb/>
          <l>Jch wu&#x0364;rck in GOtt, und weiß, auf Sieges-Thronen</l><lb/>
          <l>Wird Gnaden-Lohn mein Werck in GOtt belohnen.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#aq">VI.</hi> <hi rendition="#b">Neu-Jahrs-Gedancken.</hi> <note place="foot" n="**">Zu Pariß.</note>
          </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">O</hi>wach&#x017F;amer Gei&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Der Wunder bewei&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Er&#x017F;cheine der Seele,</l><lb/>
          <l>Dein go&#x0364;ttliches Oele</l><lb/>
          <l>Durch&#x017F;tro&#x0364;me den Sinn!</l><lb/>
          <l>Es mu&#x0364;ß ihm gelingen</l><lb/>
          <l>Dein Reich zu erringen,</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ehnt &#x017F;ich dahin;</l><lb/>
          <l>Der dornigte Steg</l><lb/>
          <l>Kan Helden er&#x017F;chrecken,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0016] 1719. 1720. Hier ſchreib ich, wie mein Hertz es in der Wahrheit haͤlt, Wie ich mein Lebenlang vor GOtt zu wandeln ſuche, Dabey das falſche Thun der Heucheley verfluche, Den Dienſt der Eitelkeit, die Liebe dieſer Welt. Mein Freund! ſein Gluͤcke bluͤht, er muß, bey deſſen Reiffen, Sich eintzig und allein auf GOttes Guͤte ſteiffen. V. Uber ſich ſelbſt. * Jch ſuche mich mit GOtt, dem hoͤchſten Gut, Aufs naͤchſte, da es ſeyn kan, zu verbinden; Und da ich ſonſt auf meinem Kopff beruht, Muß nun durchaus der eigne Wille ſchwinden. Mein Hertze iſt dem HErren uͤbergeben, Der ſoll hinfort in ſeinem Bilde leben. Der Tod, der mir ſonſt vieles Grauen macht, Faͤngt itzo an viel beſſer auszuſehen; Die ſo gefuͤrchtete und lange Nacht Wird einmahl unverſehens uͤbergehen; Der Tag wird deſto unverruͤckter glaͤntzen, Und meinen Geiſt in Ewigkeit bekraͤntzen. Der Heyland, der vor mich gelitten hat, Bleibt bloß allein die Regel meines Lebens; Davon zeigt Mund, und Hertz, und auch die That, Jch muͤhe mich nicht mehr, wie ſonſt, vergebens, Jch wuͤrck in GOtt, und weiß, auf Sieges-Thronen Wird Gnaden-Lohn mein Werck in GOtt belohnen. VI. Neu-Jahrs-Gedancken. ** Owachſamer Geiſt, Der Wunder beweiſt, Erſcheine der Seele, Dein goͤttliches Oele Durchſtroͤme den Sinn! Es muͤß ihm gelingen Dein Reich zu erringen, Er ſehnt ſich dahin; Der dornigte Steg Kan Helden erſchrecken, Und * Zu Pariß. ** Zu Pariß.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/16
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/16>, abgerufen am 25.04.2024.