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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1726.
LIX. Auf ihren Abschied.
EJle, hieß es einst bey mir, grüsse zwey erlauchte Helden.
Sage diesen Aufgeweckten, was sie ohne dem gewust,
Aber, was den Seligen nimmer gnugsam anzumelden:
Dem Gecreutzigten zu dienen, sey die gröste Fürsten-Lust.
Also geht die Reise fort, ob sie gleich beschwerlich schiene,
Eine unerkannte Führung leitet mich nach Rudelstadt,
Da ich schleunig weiter will, werthe Sophie Wilhelmine,
Hertzog Ernsts Durch laucht'ge Tochter, die daselbst den Für-
sten hat.

Suchet ihr, so redet sie, Seelen, die den Heyland lieben,
Jch bin Christian Ernstens Schwester auf die ein und an-
dre Art,

JEsus hat sein Gnaden-Werck lange schon bey mir ge-
trieben,

Und sich meinem armen Hertzen, als ein Freund geoffen-
bahrt.

Hertzogin! versetzt' ich drauf: Man hat allemal gesaget,
Daß die Fürstin dieses Landes eine fromme Fürstin sey;
Aber ich gestehe gern, daß ich wenig drum gefraget,
Wegen der bey vielen Grossen eingerißnen Heucheley.
JEsus, unser Landes-HErr, forderte von seinen Strei-
tern

Allem, allem abzusagen. Wen er anders finden wird,
Den wird zur Vergeltungs-Zeit seine Majestät zuscheitern,
Ob er hier ein Fürst gewesen; oder aber nur ein Hirt.
Das ist wahr! erwiederte die Durchlauchtige Sophie,
Aber meynet ihr, daß JEsus, der Geringen ihr Patron,
Nicht zuweilen auch ein Hertz aus der Zahl der Edlen ziehe,
Und aus Gnaden würdig mache der geehrten Dornen-
Cron

So und so erzehlte sie, hat mich seine Treu gebunden,
Diß und jenes hat mein Hertze vor und nach der Angst ge-
fühlt,

Und nun ruht mein Jnnerstes in des theuren Heylands
Wunden,

Da indeß die Welt nur immer nach der äussern Ruhe zielt.
Drauf
1726.
LIX. Auf ihren Abſchied.
EJle, hieß es einſt bey mir, gruͤſſe zwey erlauchte Helden.
Sage dieſen Aufgeweckten, was ſie ohne dem gewuſt,
Aber, was den Seligen nimmer gnugſam anzumelden:
Dem Gecreutzigten zu dienen, ſey die groͤſte Fuͤrſten-Luſt.
Alſo geht die Reiſe fort, ob ſie gleich beſchwerlich ſchiene,
Eine unerkannte Fuͤhrung leitet mich nach Rudelſtadt,
Da ich ſchleunig weiter will, werthe Sophie Wilhelmine,
Hertzog Ernſts Durch laucht’ge Tochter, die daſelbſt den Fuͤr-
ſten hat.

Suchet ihr, ſo redet ſie, Seelen, die den Heyland lieben,
Jch bin Chriſtian Ernſtens Schweſter auf die ein und an-
dre Art,

JEſus hat ſein Gnaden-Werck lange ſchon bey mir ge-
trieben,

Und ſich meinem armen Hertzen, als ein Freund geoffen-
bahrt.

Hertzogin! verſetzt’ ich drauf: Man hat allemal geſaget,
Daß die Fuͤrſtin dieſes Landes eine fromme Fuͤrſtin ſey;
Aber ich geſtehe gern, daß ich wenig drum gefraget,
Wegen der bey vielen Groſſen eingerißnen Heucheley.
JEſus, unſer Landes-HErr, forderte von ſeinen Strei-
tern

Allem, allem abzuſagen. Wen er anders finden wird,
Den wird zur Vergeltungs-Zeit ſeine Majeſtaͤt zuſcheitern,
Ob er hier ein Fuͤrſt geweſen; oder aber nur ein Hirt.
Das iſt wahr! erwiederte die Durchlauchtige Sophie,
Aber meynet ihr, daß JEſus, der Geringen ihr Patron,
Nicht zuweilen auch ein Hertz aus der Zahl der Edlen ziehe,
Und aus Gnaden wuͤrdig mache der geehrten Dornen-
Cron

So und ſo erzehlte ſie, hat mich ſeine Treu gebunden,
Diß und jenes hat mein Hertze vor und nach der Angſt ge-
fuͤhlt,

Und nun ruht mein Jnnerſtes in des theuren Heylands
Wunden,

Da indeß die Welt nur immer nach der aͤuſſern Ruhe zielt.
Drauf
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[136/0146] 1726. LIX. Auf ihren Abſchied. EJle, hieß es einſt bey mir, gruͤſſe zwey erlauchte Helden. Sage dieſen Aufgeweckten, was ſie ohne dem gewuſt, Aber, was den Seligen nimmer gnugſam anzumelden: Dem Gecreutzigten zu dienen, ſey die groͤſte Fuͤrſten-Luſt. Alſo geht die Reiſe fort, ob ſie gleich beſchwerlich ſchiene, Eine unerkannte Fuͤhrung leitet mich nach Rudelſtadt, Da ich ſchleunig weiter will, werthe Sophie Wilhelmine, Hertzog Ernſts Durch laucht’ge Tochter, die daſelbſt den Fuͤr- ſten hat. Suchet ihr, ſo redet ſie, Seelen, die den Heyland lieben, Jch bin Chriſtian Ernſtens Schweſter auf die ein und an- dre Art, JEſus hat ſein Gnaden-Werck lange ſchon bey mir ge- trieben, Und ſich meinem armen Hertzen, als ein Freund geoffen- bahrt. Hertzogin! verſetzt’ ich drauf: Man hat allemal geſaget, Daß die Fuͤrſtin dieſes Landes eine fromme Fuͤrſtin ſey; Aber ich geſtehe gern, daß ich wenig drum gefraget, Wegen der bey vielen Groſſen eingerißnen Heucheley. JEſus, unſer Landes-HErr, forderte von ſeinen Strei- tern Allem, allem abzuſagen. Wen er anders finden wird, Den wird zur Vergeltungs-Zeit ſeine Majeſtaͤt zuſcheitern, Ob er hier ein Fuͤrſt geweſen; oder aber nur ein Hirt. Das iſt wahr! erwiederte die Durchlauchtige Sophie, Aber meynet ihr, daß JEſus, der Geringen ihr Patron, Nicht zuweilen auch ein Hertz aus der Zahl der Edlen ziehe, Und aus Gnaden wuͤrdig mache der geehrten Dornen- Cron So und ſo erzehlte ſie, hat mich ſeine Treu gebunden, Diß und jenes hat mein Hertze vor und nach der Angſt ge- fuͤhlt, Und nun ruht mein Jnnerſtes in des theuren Heylands Wunden, Da indeß die Welt nur immer nach der aͤuſſern Ruhe zielt. Drauf

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/146>, abgerufen am 24.11.2024.