Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Schöner Bräutigam der Seele! Mich beschwert die Leibes-Höle, Und mein Geist, das freye Wesen, Wird im Sterben erst genesen. Christi Last ist leicht zu tragen, Der wird niemand gerne plagen: Die die Züchtigung erdulden, Mögen GOtt, als Vater, hulden. Unser Wandel ist im Himmel, Uber alles Welt-Getümmel: Der verderbten Erd entweichen, Wäre mir ein Gnaden-Zeichen. Schöpfer, hier ist dein Geschöpfe, Der geringste deiner Töpfe, Du magst brechen oder bauen, Laß mich nur dein Antlitz schauen. Führst du meinen Leibes-Schatten Rückwärts zu dem Ehegatten, Und zu meinen beyden Kindern, Will ichs eben auch nicht hindern. Zeige mir nur deinen Willen, Der soll meine Seele stillen: Denn in deinem Willen schweben, Das ist einer Seele Leben. Sieger über Tod und Hölle, Laß die krancke Lager-Stelle, Und die mancherley Beschwerden, Mir zu einer Schule werden! Ringe nur mit deinem Kinde, So doch, daß ich überwinde, So wird aus den bittern Quellen, Eine Fluth des Lebens schwellen! LIX. Auf J 4
Schoͤner Braͤutigam der Seele! Mich beſchwert die Leibes-Hoͤle, Und mein Geiſt, das freye Weſen, Wird im Sterben erſt geneſen. Chriſti Laſt iſt leicht zu tragen, Der wird niemand gerne plagen: Die die Zuͤchtigung erdulden, Moͤgen GOtt, als Vater, hulden. Unſer Wandel iſt im Himmel, Uber alles Welt-Getuͤmmel: Der verderbten Erd entweichen, Waͤre mir ein Gnaden-Zeichen. Schoͤpfer, hier iſt dein Geſchoͤpfe, Der geringſte deiner Toͤpfe, Du magſt brechen oder bauen, Laß mich nur dein Antlitz ſchauen. Fuͤhrſt du meinen Leibes-Schatten Ruͤckwaͤrts zu dem Ehegatten, Und zu meinen beyden Kindern, Will ichs eben auch nicht hindern. Zeige mir nur deinen Willen, Der ſoll meine Seele ſtillen: Denn in deinem Willen ſchweben, Das iſt einer Seele Leben. Sieger uͤber Tod und Hoͤlle, Laß die krancke Lager-Stelle, Und die mancherley Beſchwerden, Mir zu einer Schule werden! Ringe nur mit deinem Kinde, So doch, daß ich uͤberwinde, So wird aus den bittern Quellen, Eine Fluth des Lebens ſchwellen! LIX. Auf J 4
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1726.
Um den Sitz in deinen Reichen
Wollen wir uns ſchon vergleichen.
Schoͤner Braͤutigam der Seele!
Mich beſchwert die Leibes-Hoͤle,
Und mein Geiſt, das freye Weſen,
Wird im Sterben erſt geneſen.
Chriſti Laſt iſt leicht zu tragen,
Der wird niemand gerne plagen:
Die die Zuͤchtigung erdulden,
Moͤgen GOtt, als Vater, hulden.
Unſer Wandel iſt im Himmel,
Uber alles Welt-Getuͤmmel:
Der verderbten Erd entweichen,
Waͤre mir ein Gnaden-Zeichen.
Schoͤpfer, hier iſt dein Geſchoͤpfe,
Der geringſte deiner Toͤpfe,
Du magſt brechen oder bauen,
Laß mich nur dein Antlitz ſchauen.
Fuͤhrſt du meinen Leibes-Schatten
Ruͤckwaͤrts zu dem Ehegatten,
Und zu meinen beyden Kindern,
Will ichs eben auch nicht hindern.
Zeige mir nur deinen Willen,
Der ſoll meine Seele ſtillen:
Denn in deinem Willen ſchweben,
Das iſt einer Seele Leben.
Sieger uͤber Tod und Hoͤlle,
Laß die krancke Lager-Stelle,
Und die mancherley Beſchwerden,
Mir zu einer Schule werden!
Ringe nur mit deinem Kinde,
So doch, daß ich uͤberwinde,
So wird aus den bittern Quellen,
Eine Fluth des Lebens ſchwellen!
LIX. Auf
J 4
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