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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1714.


Draus wollen wir den Bösewicht bekriegen,
Und wollen siegen.

II. Bey der ersten Communion.
So ist es denn geschehen:
Jch habe GOtt gesehen:
Er hat sich eingefunden,
Und sich mit mir verbunden.
Er hat mich Liebes-Krancken,
Bey seligen Gedancken,
Zu seinem Tisch geleitet,
Und theure Kost bereitet.
Wie danck ichs Christi Liebe,
Die, aus dem treusten Triebe,
Sich, um mich zu erheben,
Jns Niedrige gegeben!
Wie danck ichs seinem Hertzen,
Das so viel herbe Schmertzen
Für mich, der sie verschuldet,
Aus lauter Lieb' erdultet!
Wie danck ichs seinem Leiden,
Dem Ursprung meiner Freuden:
Wie danck ichs seinem Stehnen,
Und heiß-vergoßnen Thränen!
Wie danck ichs seinem Dürsten,
Da ihm, dem Lebens-Fürsten,
Die Zung am Gaumen klebte,
Und mich die Krafft belebte!
Wie danck ichs seinem Sterben;
Es tödtet mein Verderben:
Sein letztes Angst-Gethöne
Klingt meinen Ohren schöne.
Die Fahrt ans Grabes Schwelle,
Und zu der Thür der Hölle,
Bewahrt mich vor den Schlünden,
Die nimmer zu ergründen.
Du Hertz-vertraute Liebe,
Ent-

1714.


Draus wollen wir den Boͤſewicht bekriegen,
Und wollen ſiegen.

II. Bey der erſten Communion.
So iſt es denn geſchehen:
Jch habe GOtt geſehen:
Er hat ſich eingefunden,
Und ſich mit mir verbunden.
Er hat mich Liebes-Krancken,
Bey ſeligen Gedancken,
Zu ſeinem Tiſch geleitet,
Und theure Koſt bereitet.
Wie danck ichs Chriſti Liebe,
Die, aus dem treuſten Triebe,
Sich, um mich zu erheben,
Jns Niedrige gegeben!
Wie danck ichs ſeinem Hertzen,
Das ſo viel herbe Schmertzen
Fuͤr mich, der ſie verſchuldet,
Aus lauter Lieb’ erdultet!
Wie danck ichs ſeinem Leiden,
Dem Urſprung meiner Freuden:
Wie danck ichs ſeinem Stehnen,
Und heiß-vergoßnen Thraͤnen!
Wie danck ichs ſeinem Duͤrſten,
Da ihm, dem Lebens-Fuͤrſten,
Die Zung am Gaumen klebte,
Und mich die Krafft belebte!
Wie danck ichs ſeinem Sterben;
Es toͤdtet mein Verderben:
Sein letztes Angſt-Gethoͤne
Klingt meinen Ohren ſchoͤne.
Die Fahrt ans Grabes Schwelle,
Und zu der Thuͤr der Hoͤlle,
Bewahrt mich vor den Schluͤnden,
Die nimmer zu ergruͤnden.
Du Hertz-vertraute Liebe,
Ent-
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[2/0012] 1714. Draus wollen wir den Boͤſewicht bekriegen, Und wollen ſiegen. II. Bey der erſten Communion. So iſt es denn geſchehen: Jch habe GOtt geſehen: Er hat ſich eingefunden, Und ſich mit mir verbunden. Er hat mich Liebes-Krancken, Bey ſeligen Gedancken, Zu ſeinem Tiſch geleitet, Und theure Koſt bereitet. Wie danck ichs Chriſti Liebe, Die, aus dem treuſten Triebe, Sich, um mich zu erheben, Jns Niedrige gegeben! Wie danck ichs ſeinem Hertzen, Das ſo viel herbe Schmertzen Fuͤr mich, der ſie verſchuldet, Aus lauter Lieb’ erdultet! Wie danck ichs ſeinem Leiden, Dem Urſprung meiner Freuden: Wie danck ichs ſeinem Stehnen, Und heiß-vergoßnen Thraͤnen! Wie danck ichs ſeinem Duͤrſten, Da ihm, dem Lebens-Fuͤrſten, Die Zung am Gaumen klebte, Und mich die Krafft belebte! Wie danck ichs ſeinem Sterben; Es toͤdtet mein Verderben: Sein letztes Angſt-Gethoͤne Klingt meinen Ohren ſchoͤne. Die Fahrt ans Grabes Schwelle, Und zu der Thuͤr der Hoͤlle, Bewahrt mich vor den Schluͤnden, Die nimmer zu ergruͤnden. Du Hertz-vertraute Liebe, Ent-

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/12>, abgerufen am 29.03.2024.