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Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von: Gewisser Grund christlicher Lehre. Leipzig, 1725.

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216. Das ist ja eben so viel gesagt, als wenn ein Gerechtfer-
tigter mit Fürsatz keine Sünden thäte?

Wir wissen, daß, wer von GOtt geboh-
ren ist, der sündiget nicht, sondern wer von
GOtt gebohren ist, der bewahret sich, und
der Arge wird ihn nicht antasten, 1. Joh. 5, 18.
siehe 1. Joh. 3, 9.

217. Jst aber gleichwohl ein Fühlen der Sünde in den
Gläubigen?

Ja.) Jch sehe ein ander Gesetz in meinen
Gliedern, das da widerstreitet dem Ge-
setz in meinem Gemüte, Rom. 7, 23.

218. Jst denn das denen Gläubigen eine grosse Qvaal?

Ja.) Paulus spricht: Jch elender Mensch!
Wer wird mich erlösen von dem Leibe die-
ses Todes, Rom. 7, 24.

219. Was ist denn zu thun, wenn der Gläubige von einer
Sünde dennoch ereilet wird?

Lieben Kindlein, solches schreibe ich euch,
auf daß ihr nicht sündiget, und ob jemand
sündiget, so haben wir einen Fürsprecher
bey dem Vater,
JEsum Christum, der ge-
recht ist, und derselbe ist die Versöhnung
für unsere Sünde,
1. Joh. 2, 1. 2.

220. Wie sollen es die andern Gläubigen hierbey ma-
chen?

So jemand siehet seinen Bruder sündi-
gen, eine Sünde nicht zum Tode, der mag

bit-
216. Das iſt ja eben ſo viel geſagt, als wenn ein Gerechtfer-
tigter mit Fuͤrſatz keine Suͤnden thaͤte?

Wir wiſſen, daß, wer von GOtt geboh-
ren iſt, der ſuͤndiget nicht, ſondern wer von
GOtt gebohren iſt, der bewahret ſich, und
der Arge wird ihn nicht antaſten, 1. Joh. 5, 18.
ſiehe 1. Joh. 3, 9.

217. Jſt aber gleichwohl ein Fuͤhlen der Suͤnde in den
Glaͤubigen?

Ja.) Jch ſehe ein ander Geſetz in meinen
Gliedern, das da widerſtreitet dem Ge-
ſetz in meinem Gemuͤte, Rom. 7, 23.

218. Jſt denn das denen Glaͤubigen eine groſſe Qvaal?

Ja.) Paulus ſpricht: Jch elender Menſch!
Wer wird mich erloͤſen von dem Leibe die-
ſes Todes, Rom. 7, 24.

219. Was iſt denn zu thun, wenn der Glaͤubige von einer
Suͤnde dennoch ereilet wird?

Lieben Kindlein, ſolches ſchreibe ich euch,
auf daß ihr nicht ſuͤndiget, und ob jemand
ſuͤndiget, ſo haben wir einen Fuͤrſprecher
bey dem Vater,
JEſum Chriſtum, der ge-
recht iſt, und derſelbe iſt die Verſoͤhnung
fuͤr unſere Suͤnde,
1. Joh. 2, 1. 2.

220. Wie ſollen es die andern Glaͤubigen hierbey ma-
chen?

So jemand ſiehet ſeinen Bruder ſuͤndi-
gen, eine Suͤnde nicht zum Tode, der mag

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[210/0243] 216. Das iſt ja eben ſo viel geſagt, als wenn ein Gerechtfer- tigter mit Fuͤrſatz keine Suͤnden thaͤte? Wir wiſſen, daß, wer von GOtt geboh- ren iſt, der ſuͤndiget nicht, ſondern wer von GOtt gebohren iſt, der bewahret ſich, und der Arge wird ihn nicht antaſten, 1. Joh. 5, 18. ſiehe 1. Joh. 3, 9. 217. Jſt aber gleichwohl ein Fuͤhlen der Suͤnde in den Glaͤubigen? Ja.) Jch ſehe ein ander Geſetz in meinen Gliedern, das da widerſtreitet dem Ge- ſetz in meinem Gemuͤte, Rom. 7, 23. 218. Jſt denn das denen Glaͤubigen eine groſſe Qvaal? Ja.) Paulus ſpricht: Jch elender Menſch! Wer wird mich erloͤſen von dem Leibe die- ſes Todes, Rom. 7, 24. 219. Was iſt denn zu thun, wenn der Glaͤubige von einer Suͤnde dennoch ereilet wird? Lieben Kindlein, ſolches ſchreibe ich euch, auf daß ihr nicht ſuͤndiget, und ob jemand ſuͤndiget, ſo haben wir einen Fuͤrſprecher bey dem Vater, JEſum Chriſtum, der ge- recht iſt, und derſelbe iſt die Verſoͤhnung fuͤr unſere Suͤnde, 1. Joh. 2, 1. 2. 220. Wie ſollen es die andern Glaͤubigen hierbey ma- chen? So jemand ſiehet ſeinen Bruder ſuͤndi- gen, eine Suͤnde nicht zum Tode, der mag bit-

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von: Gewisser Grund christlicher Lehre. Leipzig, 1725, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_christlichelehre_1725/243>, abgerufen am 19.04.2024.