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Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Er ist hineingefallen, wie Ihr seht.

Um Gottes Willen helft mir rasch, rief der Actuar, der Moder steigt mir schon an den Hals!

Aber Junge, wie kannst du denn so dumm sein, hier den Führer spielen zu wollen und dann noch zu glauben, daß erwachsene Menschen gehen können, wo du Flederwisch hinüber kannst.

Er hat sich umgesehen, antwortete der Knabe, und da wird er nicht bemerkt haben, daß ich im Bogen auf den Stamm losging. Nun ist er geradeaus hineingetappt. Warum sah er sich denn immer um, als ob der Böse hinter ihm wäre? Ich weiß nicht, wonach er zu sehen hatte. Meine Schuld ist es nicht. --

Der Schmied machte einen Versuch, an den Actuar zu kommen, aber er kehrte bald um.

Es geht nicht, sagte er, es geht nicht ohne Leitern und Bretter; wir müssen zurück zur Mühle und Hülfe holen. -- Marie wollte nicht von der Stelle. Laßt mich, laßt mich um Gottes Willen! Sie eilte auf den Unglücklichen zu, der Schmied hielt sie, der Actuar reckte ihr die Arme entgegen, aber es war eine kurze Anstrengung, und er sank zurück, tiefer in den Schlamm.

Noch sah bloß der Kopf heraus, der Hut lag eine gute Strecke beiseits. In dem Augenblick kamen noch Landleute, die dem Schmied nachgeeilt waren.

Marie stürzte ihnen entgegen. Holt Leitern, Bretter, um Gottes Willen, rettet den Unglücklichen! rief sie. --

Er ist hineingefallen, wie Ihr seht.

Um Gottes Willen helft mir rasch, rief der Actuar, der Moder steigt mir schon an den Hals!

Aber Junge, wie kannst du denn so dumm sein, hier den Führer spielen zu wollen und dann noch zu glauben, daß erwachsene Menschen gehen können, wo du Flederwisch hinüber kannst.

Er hat sich umgesehen, antwortete der Knabe, und da wird er nicht bemerkt haben, daß ich im Bogen auf den Stamm losging. Nun ist er geradeaus hineingetappt. Warum sah er sich denn immer um, als ob der Böse hinter ihm wäre? Ich weiß nicht, wonach er zu sehen hatte. Meine Schuld ist es nicht. —

Der Schmied machte einen Versuch, an den Actuar zu kommen, aber er kehrte bald um.

Es geht nicht, sagte er, es geht nicht ohne Leitern und Bretter; wir müssen zurück zur Mühle und Hülfe holen. — Marie wollte nicht von der Stelle. Laßt mich, laßt mich um Gottes Willen! Sie eilte auf den Unglücklichen zu, der Schmied hielt sie, der Actuar reckte ihr die Arme entgegen, aber es war eine kurze Anstrengung, und er sank zurück, tiefer in den Schlamm.

Noch sah bloß der Kopf heraus, der Hut lag eine gute Strecke beiseits. In dem Augenblick kamen noch Landleute, die dem Schmied nachgeeilt waren.

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[0057] Er ist hineingefallen, wie Ihr seht. Um Gottes Willen helft mir rasch, rief der Actuar, der Moder steigt mir schon an den Hals! Aber Junge, wie kannst du denn so dumm sein, hier den Führer spielen zu wollen und dann noch zu glauben, daß erwachsene Menschen gehen können, wo du Flederwisch hinüber kannst. Er hat sich umgesehen, antwortete der Knabe, und da wird er nicht bemerkt haben, daß ich im Bogen auf den Stamm losging. Nun ist er geradeaus hineingetappt. Warum sah er sich denn immer um, als ob der Böse hinter ihm wäre? Ich weiß nicht, wonach er zu sehen hatte. Meine Schuld ist es nicht. — Der Schmied machte einen Versuch, an den Actuar zu kommen, aber er kehrte bald um. Es geht nicht, sagte er, es geht nicht ohne Leitern und Bretter; wir müssen zurück zur Mühle und Hülfe holen. — Marie wollte nicht von der Stelle. Laßt mich, laßt mich um Gottes Willen! Sie eilte auf den Unglücklichen zu, der Schmied hielt sie, der Actuar reckte ihr die Arme entgegen, aber es war eine kurze Anstrengung, und er sank zurück, tiefer in den Schlamm. Noch sah bloß der Kopf heraus, der Hut lag eine gute Strecke beiseits. In dem Augenblick kamen noch Landleute, die dem Schmied nachgeeilt waren. Marie stürzte ihnen entgegen. Holt Leitern, Bretter, um Gottes Willen, rettet den Unglücklichen! rief sie. —

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:10:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:10:09Z)

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Zitationshilfe: Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ziegler_ernte_1910/57>, abgerufen am 04.05.2024.