Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.besonders ist ein natürlicher Rebell, da er noch seine Abgaben für die ausschließliche Berechtigung an den Gutsherrn fortzahlen muß, während neue Windmühlen rings um ihn entstehen und ihm die Nahrung nehmen. Eine der ersten Erscheinungen des Jahres 1848 war deßhalb auch der über das ganze Land sich erstreckende Müllerverband, der auf die Verbreitung der revolutionären Grundsätze und Schriften, ja selbst auf die Wahlen den entschiedensten Einfluß geübt hat. Wir versetzen nun den Leser in ein bestimmtes Dorf, dessen Namen wir aus naheliegenden Gründen verschweigen, da der Inhalt unserer Erzählung Personen vorführt, die, soviel uns von dort her Nachrichten zugehen, noch leben. Das Dorf liegt auf einer sandigen Landzunge, die sich nach Norden hin in ein Bruch vorschiebt, das am Rande Wiesenterrain bildet, weiter hinein aber zu Fennen ausläuft, die von kleinen sumpfigen Wasserbecken durchbrochen werden. Hier und da in diesem Bruche schießen Elsensträucher hervor, die weiter nach Norden in eine förmliche Elslake zusammentreten. Das Dorf hat daher nur einen Ausgang nach Süden. Folgt man diesem Ausgange, so wendet sich links, also östlich, die Straße in die Kiefernheide, geradeaus jedoch nach Süden in die Felder und zur Stadt, während man rechts im Bogen um das Bruch herumgehend an die, eine kleine Viertelstunde abgelegene Schmiede kommt. Von dort tritt wieder eine neue schmale Landzuge, parallel mit der ersteren, besonders ist ein natürlicher Rebell, da er noch seine Abgaben für die ausschließliche Berechtigung an den Gutsherrn fortzahlen muß, während neue Windmühlen rings um ihn entstehen und ihm die Nahrung nehmen. Eine der ersten Erscheinungen des Jahres 1848 war deßhalb auch der über das ganze Land sich erstreckende Müllerverband, der auf die Verbreitung der revolutionären Grundsätze und Schriften, ja selbst auf die Wahlen den entschiedensten Einfluß geübt hat. Wir versetzen nun den Leser in ein bestimmtes Dorf, dessen Namen wir aus naheliegenden Gründen verschweigen, da der Inhalt unserer Erzählung Personen vorführt, die, soviel uns von dort her Nachrichten zugehen, noch leben. Das Dorf liegt auf einer sandigen Landzunge, die sich nach Norden hin in ein Bruch vorschiebt, das am Rande Wiesenterrain bildet, weiter hinein aber zu Fennen ausläuft, die von kleinen sumpfigen Wasserbecken durchbrochen werden. Hier und da in diesem Bruche schießen Elsensträucher hervor, die weiter nach Norden in eine förmliche Elslake zusammentreten. Das Dorf hat daher nur einen Ausgang nach Süden. Folgt man diesem Ausgange, so wendet sich links, also östlich, die Straße in die Kiefernheide, geradeaus jedoch nach Süden in die Felder und zur Stadt, während man rechts im Bogen um das Bruch herumgehend an die, eine kleine Viertelstunde abgelegene Schmiede kommt. Von dort tritt wieder eine neue schmale Landzuge, parallel mit der ersteren, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0013"/> besonders ist ein natürlicher Rebell, da er noch seine Abgaben für die ausschließliche Berechtigung an den Gutsherrn fortzahlen muß, während neue Windmühlen rings um ihn entstehen und ihm die Nahrung nehmen. Eine der ersten Erscheinungen des Jahres 1848 war deßhalb auch der über das ganze Land sich erstreckende Müllerverband, der auf die Verbreitung der revolutionären Grundsätze und Schriften, ja selbst auf die Wahlen den entschiedensten Einfluß geübt hat.</p><lb/> <p>Wir versetzen nun den Leser in ein bestimmtes Dorf, dessen Namen wir aus naheliegenden Gründen verschweigen, da der Inhalt unserer Erzählung Personen vorführt, die, soviel uns von dort her Nachrichten zugehen, noch leben. Das Dorf liegt auf einer sandigen Landzunge, die sich nach Norden hin in ein Bruch vorschiebt, das am Rande Wiesenterrain bildet, weiter hinein aber zu Fennen ausläuft, die von kleinen sumpfigen Wasserbecken durchbrochen werden. Hier und da in diesem Bruche schießen Elsensträucher hervor, die weiter nach Norden in eine förmliche Elslake zusammentreten. Das Dorf hat daher nur einen Ausgang nach Süden. Folgt man diesem Ausgange, so wendet sich links, also östlich, die Straße in die Kiefernheide, geradeaus jedoch nach Süden in die Felder und zur Stadt, während man rechts im Bogen um das Bruch herumgehend an die, eine kleine Viertelstunde abgelegene Schmiede kommt. Von dort tritt wieder eine neue schmale Landzuge, parallel mit der ersteren,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
besonders ist ein natürlicher Rebell, da er noch seine Abgaben für die ausschließliche Berechtigung an den Gutsherrn fortzahlen muß, während neue Windmühlen rings um ihn entstehen und ihm die Nahrung nehmen. Eine der ersten Erscheinungen des Jahres 1848 war deßhalb auch der über das ganze Land sich erstreckende Müllerverband, der auf die Verbreitung der revolutionären Grundsätze und Schriften, ja selbst auf die Wahlen den entschiedensten Einfluß geübt hat.
Wir versetzen nun den Leser in ein bestimmtes Dorf, dessen Namen wir aus naheliegenden Gründen verschweigen, da der Inhalt unserer Erzählung Personen vorführt, die, soviel uns von dort her Nachrichten zugehen, noch leben. Das Dorf liegt auf einer sandigen Landzunge, die sich nach Norden hin in ein Bruch vorschiebt, das am Rande Wiesenterrain bildet, weiter hinein aber zu Fennen ausläuft, die von kleinen sumpfigen Wasserbecken durchbrochen werden. Hier und da in diesem Bruche schießen Elsensträucher hervor, die weiter nach Norden in eine förmliche Elslake zusammentreten. Das Dorf hat daher nur einen Ausgang nach Süden. Folgt man diesem Ausgange, so wendet sich links, also östlich, die Straße in die Kiefernheide, geradeaus jedoch nach Süden in die Felder und zur Stadt, während man rechts im Bogen um das Bruch herumgehend an die, eine kleine Viertelstunde abgelegene Schmiede kommt. Von dort tritt wieder eine neue schmale Landzuge, parallel mit der ersteren,
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Zitationshilfe: | Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ziegler_ernte_1910/13>, abgerufen am 16.07.2024. |