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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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Der Adriatischen Rosemund
als wan er di flammen aus-schühssen wolte; mit di-
ser beigeschribenen Losung: alles verkährt.

Oben über disem prunk-leuchter/ an der däkke/
wahr ein grohsses rundtes gemälde zu sähen/ in wel-
chem Held-reich mit der Libinne auf däm bette/ in ei-
nem zahrten güldnen näzze/ nakkend gefangen la-
gen/ und von der Sonnen/ welche ihre strahlen mit
fleis auf si zu-warf/ gleichsam verrahten und ange-
gäben warden. Der Libinnen Ehman/ der besudelte
Schmid/ Gluht-fang/ stund von färne bei seinem
Ambohs/ krazte sich mit der linken im kopfe/ in mei-
nung di hörner/ di ihm Held reich auf-gesäzt hatte/
lohs zu wärden/ und lihs fohr angst den hammer
aus der hand auf seinen schohn-gelähmeten fuhs
fallen. Auf der andern seite stunden di Als-götter
und Als göttinnen/ welche die beiden verstrükten
gleichsam aus zu lachchen schinen.

Jch kan nicht sagen/ wi träflich/ wi wäsendlich/ wi
selblich dises wunder-gemälde gemacht wahr; dan
Gluht-fang lihs seinen unwüllen und verdruß/ daß
er der ehrste Heinrich oder Horn-träger sein müste/
aus däm gesichte so selblich härführ blikken/ daß
man kaum gläuben konte/ daß es nuhr ein blohsses
gemälde wäre.

Wan man sich von disem prunk-leuchter gegen
abend/ nahch dem feuer-herde zu-wändete/ so erblikte
man oben uber dem simse der feuer-mauer zwei schö-
ne Sünnen-bilder näben einander. Das eine wahr
ein häl-flammendes feuer/ welches nahch einem brän-
nenden wachs-lüchte zu-schluhg/ welches ein Frau-
en-zimmer/ damit es nicht gahr verschmälzen solte/
zwahr zu rätten gedachte/ aber doch wägen der
grohssen gluht däs feuers nicht dahrzu dorfte; mit
diser überschrift/ Ardo d' appresso & da longhi
mi struggo.
unten stunden dise wort; von innen
und von aussen/
mit etlichen des Heinsius Hol-
ländischen reimen.

Tvvee

Der Adriatiſchen Roſemund
als wan er di flammen aus-ſchuͤhſſen wolte; mit di-
ſer beigeſchribenen Loſung: alles verkaͤhrt.

Oben uͤber diſem prunk-leuchter/ an der daͤkke/
wahr ein grohſſes rundtes gemaͤlde zu ſaͤhen/ in wel-
chem Held-reich mit der Libinne auf daͤm bette/ in ei-
nem zahrten guͤldnen naͤzze/ nakkend gefangen la-
gen/ und von der Sonnen/ welche ihre ſtrahlen mit
fleis auf ſi zu-warf/ gleichſam verrahten und ange-
gaͤben warden. Der Libinnen Ehman/ der beſudelte
Schmid/ Gluht-fang/ ſtund von faͤrne bei ſeinem
Ambohs/ krazte ſich mit der linken im kopfe/ in mei-
nung di hoͤrner/ di ihm Held reich auf-geſaͤzt hatte/
lohs zu waͤrden/ und lihs fohr angſt den hammer
aus der hand auf ſeinen ſchohn-gelaͤhmeten fuhs
fallen. Auf der andern ſeite ſtunden di Als-goͤtter
und Als goͤttinnen/ welche die beiden verſtruͤkten
gleichſam aus zu lachchen ſchinen.

Jch kan nicht ſagen/ wi traͤflich/ wi waͤſendlich/ wi
ſelblich diſes wunder-gemaͤlde gemacht wahr; dan
Gluht-fang lihs ſeinen unwuͤllen und verdruß/ daß
er der ehrſte Heinrich oder Horn-traͤger ſein muͤſte/
aus daͤm geſichte ſo ſelblich haͤrfuͤhr blikken/ daß
man kaum glaͤuben konte/ daß es nuhr ein blohſſes
gemaͤlde waͤre.

Wan man ſich von diſem prunk-leuchter gegen
abend/ nahch dem feuer-herde zu-waͤndete/ ſo erblikte
man oben ůber dem ſimſe der feuer-mauer zwei ſchoͤ-
ne Suͤnnen-bilder naͤben einander. Das eine wahr
ein haͤl-flam̃endes feuer/ welches nahch einem braͤn-
nenden wachs-luͤchte zu-ſchluhg/ welches ein Frau-
en-zimmer/ damit es nicht gahr verſchmaͤlzen ſolte/
zwahr zu raͤtten gedachte/ aber doch waͤgen der
grohſſen gluht daͤs feuers nicht dahrzu dorfte; mit
diſer uͤberſchrift/ Ardo d’ appreſſo & da longhi
mi ſtruggo.
unten ſtunden diſe wort; von innen
und von auſſen/
mit etlichen des Heinſius Hol-
laͤndiſchen reimen.

Tvvee
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[60/0076] Der Adriatiſchen Roſemund als wan er di flammen aus-ſchuͤhſſen wolte; mit di- ſer beigeſchribenen Loſung: alles verkaͤhrt. Oben uͤber diſem prunk-leuchter/ an der daͤkke/ wahr ein grohſſes rundtes gemaͤlde zu ſaͤhen/ in wel- chem Held-reich mit der Libinne auf daͤm bette/ in ei- nem zahrten guͤldnen naͤzze/ nakkend gefangen la- gen/ und von der Sonnen/ welche ihre ſtrahlen mit fleis auf ſi zu-warf/ gleichſam verrahten und ange- gaͤben warden. Der Libinnen Ehman/ der beſudelte Schmid/ Gluht-fang/ ſtund von faͤrne bei ſeinem Ambohs/ krazte ſich mit der linken im kopfe/ in mei- nung di hoͤrner/ di ihm Held reich auf-geſaͤzt hatte/ lohs zu waͤrden/ und lihs fohr angſt den hammer aus der hand auf ſeinen ſchohn-gelaͤhmeten fuhs fallen. Auf der andern ſeite ſtunden di Als-goͤtter und Als goͤttinnen/ welche die beiden verſtruͤkten gleichſam aus zu lachchen ſchinen. Jch kan nicht ſagen/ wi traͤflich/ wi waͤſendlich/ wi ſelblich diſes wunder-gemaͤlde gemacht wahr; dan Gluht-fang lihs ſeinen unwuͤllen und verdruß/ daß er der ehrſte Heinrich oder Horn-traͤger ſein muͤſte/ aus daͤm geſichte ſo ſelblich haͤrfuͤhr blikken/ daß man kaum glaͤuben konte/ daß es nuhr ein blohſſes gemaͤlde waͤre. Wan man ſich von diſem prunk-leuchter gegen abend/ nahch dem feuer-herde zu-waͤndete/ ſo erblikte man oben ůber dem ſimſe der feuer-mauer zwei ſchoͤ- ne Suͤnnen-bilder naͤben einander. Das eine wahr ein haͤl-flam̃endes feuer/ welches nahch einem braͤn- nenden wachs-luͤchte zu-ſchluhg/ welches ein Frau- en-zimmer/ damit es nicht gahr verſchmaͤlzen ſolte/ zwahr zu raͤtten gedachte/ aber doch waͤgen der grohſſen gluht daͤs feuers nicht dahrzu dorfte; mit diſer uͤberſchrift/ Ardo d’ appreſſo & da longhi mi ſtruggo. unten ſtunden diſe wort; von innen und von auſſen/ mit etlichen des Heinſius Hol- laͤndiſchen reimen. Tvvee

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/76>, abgerufen am 04.05.2024.