Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.Der Adriatischen Rosemund wan mein verlihbter hauch den seinen kanerreichen/ und in däm rosen-tahl der liben lippen irrt. wi ist er dan rubihn? rubihn mus eher weichen; er ist zu blas/ zu bleich/ und hat nicht sol- che kraft. wi dan koral? oh nein! koral ist ohne saft/ ein ungenähmer stein und unbelihbtes zeuchen/ da weder strahl noch farb' ein frisches härz verwundt/ wi diser pflägt zu tuhn/ wan sich mit wi- der-prallen mein aug' in ihm verirrt. Drüm ist dein liber mund vihl währter als rubihn/ als rosen und ko- rallen. Das andere/ welches rächt gegen disem über/ Klung-getichte Otrautes härts! was härts? vihl härterauf das Härz seiner Träuen. noch als hart/ o! stahl? mit nichten stahl; es lässt sich bässer zühen. wi dan magneht? o nein; ihm ist vihl mehr verlihen. ist's
Der Adriatiſchen Roſemund wan mein verlihbter hauch den ſeinen kanerreichen/ und in daͤm roſen-tahl der liben lippen irrt. wi iſt er dan rubihn? rubihn mus eher weichen; er iſt zu blas/ zu bleich/ und hat nicht ſol- che kraft. wi dan koral? oh nein! koral iſt ohne ſaft/ ein ungenaͤhmer ſtein und unbelihbtes zeuchen/ da weder ſtrahl noch farb’ ein friſches haͤrz verwundt/ wi diſer pflaͤgt zu tuhn/ wan ſich mit wi- der-prallen mein aug’ in ihm verirrt. Druͤm iſt dein liber mund vihl waͤhrter als rubihn/ als roſen und ko- rallen. Das andere/ welches raͤcht gegen diſem uͤber/ Klůng-getichte Otrautes haͤrts! was haͤrts? vihl haͤrterauf das Haͤrz ſeiner Traͤuen. noch als hart/ o! ſtahl? mit nichten ſtahl; es laͤſſt ſich baͤſſer zuͤhen. wi dan magneht? o nein; ihm iſt vihl mehr verlihen. iſt’s
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Der Adriatiſchen Roſemund
wan mein verlihbter hauch den ſeinen kan
erreichen/
und in daͤm roſen-tahl der liben lippen
irrt.
wi iſt er dan rubihn? rubihn mus eher
weichen;
er iſt zu blas/ zu bleich/ und hat nicht ſol-
che kraft.
wi dan koral? oh nein! koral iſt ohne ſaft/
ein ungenaͤhmer ſtein und unbelihbtes
zeuchen/
da weder ſtrahl noch farb’ ein friſches
haͤrz verwundt/
wi diſer pflaͤgt zu tuhn/ wan ſich mit wi-
der-prallen
mein aug’ in ihm verirrt. Druͤm iſt
dein liber mund
vihl waͤhrter als rubihn/ als roſen und ko-
rallen.
Das andere/ welches raͤcht gegen diſem uͤber/
und auf ein haͤrz von einer buͤrkenen baum-ſchahle
geſchnidten/ verfaſſet ſtund/ wahr diſes
Klůng-getichte
auf das Haͤrz ſeiner Traͤuen.
Otrautes haͤrts! was haͤrts? vihl haͤrter
noch als hart/
o! ſtahl? mit nichten ſtahl; es laͤſſt ſich
baͤſſer zuͤhen.
wi dan magneht? o nein; ihm iſt vihl mehr
verlihen.
iſt’s
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