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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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vihrtes Buhch.
würd/ hat von zeit zu zeit an Rahts-herren zu-ge-
nommen. Zu-ehrst ist der Hohe oder Ober-raht/
welcher näben dem Herzoge das ganze Stat-wä-
sen verwaltet/ und ohn-gefähr auf vihrzig Rahts-
herren bestähet/ welche jährlich von den aller ädle-
sten der Stat erwählet wärden. Di obersten und
nähesten nahch dem Herzoge/ sein di sechs fohrstän-
de des h. Marksens/ welche aus den untersten
Rahts-herren meisten teils/ wan si sich wohl ver-
halten haben/ zu disen Würden erhoben wärden.
Disen folgen di sechs Rahts-herren und Zehender-
herren; welche sämtlich folle macht zu veruhrtei-
len und zu schluhssen haben/ und ihren spruch von
keinen wider-ruhffen lahssen.

Nahch dem Ober-rahte kömt der Grohss'-oder
unter-raht/ dehr auf keiner gewussen zahl bestähet/
und bisweilen in di 225 häubter/ aus der verstän-
digsten und weisesten bürgerschaft/ begreiffet. Dise
Rahts-herren nännet man zu Venedig li Pre-
gadi,
di Erbähtenen (wi fohr alters zu Rohm di
Patres Conscripti, di Verschribenen genännet
warden) weil man fohr disem di verständigsten un-
ter den Bürgern/ in dem noht-falle/ zum rahte bit-
ten lihs.

Solche unter-Rahts-herren nuhn/ haben nicht
mehr als mit der blohssen Stat sachchen zu tuhn/
und dürfen sich üm di Herschaft nicht bekümmern/
weil selbige nuhr alein den ädelen zu-kömt; welche
von dem zwanzigsten jahr' ihres alters/ bis in das
fünf und zwanzigste/ durch das lohs dahrzu gelan-
gen/ daß si in den Raht kommen durfen: wan si
aber dasselbige mündige alter erreichet haben/ so
wärden si ohne lohs hin-ein-genommen. Solcher
Geschlächter und ädelen/ di zu rahte gähen mö-
gen/ sein zusammen 2500. weil aber ein grohsses
teil dehrselben/ ausserhalb der Stat/ in ämtern ist/

oder

vihrtes Buhch.
würd/ hat von zeit zu zeit an Rahts-herren zu-ge-
nommen. Zu-ehrſt iſt der Hohe oder Ober-raht/
welcher naͤben dem Herzoge das ganze Stat-waͤ-
ſen verwaltet/ und ohn-gefaͤhr auf vihrzig Rahts-
herren beſtaͤhet/ welche jaͤhrlich von den aller aͤdle-
ſten der Stat erwaͤhlet waͤrden. Di oberſten und
naͤheſten nahch dem Herzoge/ ſein di ſechs fohrſtaͤn-
de des h. Markſens/ welche aus den unterſten
Rahts-herren meiſten teils/ wan ſi ſich wohl ver-
halten haben/ zu diſen Würden erhoben waͤrden.
Diſen folgen di ſechs Rahts-herren und Zehender-
herren; welche ſaͤmtlich folle macht zu veruhrtei-
len und zu ſchlůhſſen haben/ und ihren ſpruch von
keinen wider-ruhffen lahſſen.

Nahch dem Ober-rahte koͤmt der Grohſſ’-oder
unter-raht/ dehr auf keiner gewůſſen zahl beſtaͤhet/
und bisweilen in di 225 haͤubter/ aus der verſtaͤn-
digſten und weiſeſten buͤrgerſchaft/ begreiffet. Diſe
Rahts-herren naͤnnet man zu Venedig li Pre-
gadi,
di Erbaͤhtenen (wi fohr alters zu Rohm di
Patres Conſcripti, di Verſchribenen genaͤnnet
warden) weil man fohr diſem di verſtaͤndigſten un-
ter den Buͤrgern/ in dem noht-falle/ zum rahte bit-
ten lihs.

Solche unter-Rahts-herren nuhn/ haben nicht
mehr als mit der blohſſen Stat ſachchen zu tuhn/
und dürfen ſich uͤm di Herſchaft nicht bekuͤmmern/
weil ſelbige nuhr alein den aͤdelen zu-koͤmt; welche
von dem zwanzigſten jahr’ ihres alters/ bis in das
fuͤnf und zwanzigſte/ durch das lohs dahrzu gelan-
gen/ daß ſi in den Raht kommen důrfen: wan ſi
aber daſſelbige muͤndige alter erreichet haben/ ſo
waͤrden ſi ohne lohs hin-ein-genommen. Solcher
Geſchlaͤchter und aͤdelen/ di zu rahte gaͤhen moͤ-
gen/ ſein zuſammen 2500. weil aber ein grohſſes
teil dehrſelben/ auſſerhalb der Stat/ in aͤmtern iſt/

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[233/0249] vihrtes Buhch. würd/ hat von zeit zu zeit an Rahts-herren zu-ge- nommen. Zu-ehrſt iſt der Hohe oder Ober-raht/ welcher naͤben dem Herzoge das ganze Stat-waͤ- ſen verwaltet/ und ohn-gefaͤhr auf vihrzig Rahts- herren beſtaͤhet/ welche jaͤhrlich von den aller aͤdle- ſten der Stat erwaͤhlet waͤrden. Di oberſten und naͤheſten nahch dem Herzoge/ ſein di ſechs fohrſtaͤn- de des h. Markſens/ welche aus den unterſten Rahts-herren meiſten teils/ wan ſi ſich wohl ver- halten haben/ zu diſen Würden erhoben waͤrden. Diſen folgen di ſechs Rahts-herren und Zehender- herren; welche ſaͤmtlich folle macht zu veruhrtei- len und zu ſchlůhſſen haben/ und ihren ſpruch von keinen wider-ruhffen lahſſen. Nahch dem Ober-rahte koͤmt der Grohſſ’-oder unter-raht/ dehr auf keiner gewůſſen zahl beſtaͤhet/ und bisweilen in di 225 haͤubter/ aus der verſtaͤn- digſten und weiſeſten buͤrgerſchaft/ begreiffet. Diſe Rahts-herren naͤnnet man zu Venedig li Pre- gadi, di Erbaͤhtenen (wi fohr alters zu Rohm di Patres Conſcripti, di Verſchribenen genaͤnnet warden) weil man fohr diſem di verſtaͤndigſten un- ter den Buͤrgern/ in dem noht-falle/ zum rahte bit- ten lihs. Solche unter-Rahts-herren nuhn/ haben nicht mehr als mit der blohſſen Stat ſachchen zu tuhn/ und dürfen ſich uͤm di Herſchaft nicht bekuͤmmern/ weil ſelbige nuhr alein den aͤdelen zu-koͤmt; welche von dem zwanzigſten jahr’ ihres alters/ bis in das fuͤnf und zwanzigſte/ durch das lohs dahrzu gelan- gen/ daß ſi in den Raht kommen důrfen: wan ſi aber daſſelbige muͤndige alter erreichet haben/ ſo waͤrden ſi ohne lohs hin-ein-genommen. Solcher Geſchlaͤchter und aͤdelen/ di zu rahte gaͤhen moͤ- gen/ ſein zuſammen 2500. weil aber ein grohſſes teil dehrſelben/ auſſerhalb der Stat/ in aͤmtern iſt/ oder

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/249>, abgerufen am 30.04.2024.