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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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Der Adriatischen Rosemund
weniger aber/ weil ins gemein alle Wälschen/ son-
derlich di Venediger/ zum krig' auf däm lande nicht
so wohl dinen als di Hohchdeutschen/ oder andere
fölkerschaften; so pflägen si gemeiniglich einen aus-
ländischen zum Feld-krihgs-haubte zu machchen/
dehm si nahch seinem Stand' und Würden ge-
bührlich auf-warten/ und zwe wohl-verdihnte
Rahts-herren zu-gäben/ welche si Ober-aufsäher
nännen; ohne deren bewulligung der Feld-her kei-
ne schlacht lüfern darf. Di soldaten auch müssen
meisten teils hohch-deutsche sein/ weil si in den feld-
schlachten am bästen stand halten: da hähr haben
di Venediger auf eine zeit 15000/ meisten-teilo
Deutsche/ zu felde gehabt.

Solche grohsse krige zu führen/ haben si an der
steuer/ schazzung/ und jährlichem einkommen über-
genug. Dan di Stat-herschaft pflägt jährlich aus
ihren Städten und Ländern/ wan si im fride lä-
ben/ zweimahl hundert-tausend Reichs-tahler zu
höben. Als/ aus den Ländern und Städten in
Wälschland 800000 kronen/ dahrzu alein di zu
Bres und Bärgam 300000 bezahlen. Aus den
Zöllen der Stat Venedig 700000 kronen; dan der
wein-zol alein träget 130000. uber dis bekommen si
auch ein grohsses gäld aus den zehenden und auf-
lagen/ welche so wohl auf di vom adel/ als das
Stat-folk geschlagen wärden. Gleich so auch vom
salze/ welches aus däm wasser gemacht wurd/ und
aus der steuer/ so di Se-stät' erlägen/ welches zu-
sammen jährlich in di 500000 kronen aus-träget.
äben so vihl hat auch fohr disem das Jnland Zi-
pern/ welches nuhn in der Türken gewalt ist/ auf-
gebracht.

Wan aber ob-gemäldete gälder zu unterhal-
tung des kriges nicht reichen können/ so wüssen si/ im
noht-falle/ mit sonderlicher list und verschlagenheit/
gäld genug auf zu bringen/ in-dähm si di unter-

tah-

Der Adriatiſchen Roſemund
weniger aber/ weil ins gemein alle Waͤlſchen/ ſon-
derlich di Venediger/ zum krig’ auf daͤm lande nicht
ſo wohl dinen als di Hohchdeutſchen/ oder andere
foͤlkerſchaften; ſo pflaͤgen ſi gemeiniglich einen aus-
laͤndiſchen zum Feld-krihgs-haubte zu machchen/
dehm ſi nahch ſeinem Stand’ und Wuͤrden ge-
buͤhrlich auf-warten/ und zwe wohl-verdihnte
Rahts-herren zu-gaͤben/ welche ſi Ober-aufſaͤher
naͤnnen; ohne deren bewůlligung der Feld-her kei-
ne ſchlacht luͤfern darf. Di ſoldaten auch muͤſſen
meiſten teils hohch-deutſche ſein/ weil ſi in den feld-
ſchlachten am baͤſten ſtand halten: da haͤhr haben
di Venediger auf eine zeit 15000/ meiſten-teilo
Deutſche/ zu felde gehabt.

Solche grohſſe krige zu fuͤhren/ haben ſi an der
ſteuer/ ſchazzung/ und jaͤhrlichem einkommen uͤber-
genug. Dan di Stat-herſchaft pflaͤgt jaͤhrlich aus
ihren Staͤdten und Laͤndern/ wan ſi im fride laͤ-
ben/ zweimahl hundert-tauſend Reichs-tahler zu
hoͤben. Als/ aus den Laͤndern und Staͤdten in
Waͤlſchland 800000 kronen/ dahrzu alein di zu
Bres und Baͤrgam 300000 bezahlen. Aus den
Zoͤllen der Stat Venedig 700000 kronen; dan der
wein-zol alein traͤget 130000. ůber dis bekom̃en ſi
auch ein grohſſes gaͤld aus den zehenden und auf-
lagen/ welche ſo wohl auf di vom adel/ als das
Stat-folk geſchlagen waͤrden. Gleich ſo auch vom
ſalze/ welches aus daͤm waſſer gemacht wůrd/ und
aus der ſteuer/ ſo di Se-ſtaͤt’ erlaͤgen/ welches zu-
ſammen jaͤhrlich in di 500000 kronen aus-traͤget.
aͤben ſo vihl hat auch fohr diſem das Jnland Zi-
pern/ welches nuhn in der Tuͤrken gewalt iſt/ auf-
gebracht.

Wan aber ob-gemaͤldete gaͤlder zu unterhal-
tung des kriges nicht reichen koͤnnen/ ſo wuͤſſen ſi/ im
noht-falle/ mit ſonderlicher liſt und verſchlagenheit/
gaͤld genug auf zu bringen/ in-daͤhm ſi di unter-

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[220/0236] Der Adriatiſchen Roſemund weniger aber/ weil ins gemein alle Waͤlſchen/ ſon- derlich di Venediger/ zum krig’ auf daͤm lande nicht ſo wohl dinen als di Hohchdeutſchen/ oder andere foͤlkerſchaften; ſo pflaͤgen ſi gemeiniglich einen aus- laͤndiſchen zum Feld-krihgs-haubte zu machchen/ dehm ſi nahch ſeinem Stand’ und Wuͤrden ge- buͤhrlich auf-warten/ und zwe wohl-verdihnte Rahts-herren zu-gaͤben/ welche ſi Ober-aufſaͤher naͤnnen; ohne deren bewůlligung der Feld-her kei- ne ſchlacht luͤfern darf. Di ſoldaten auch muͤſſen meiſten teils hohch-deutſche ſein/ weil ſi in den feld- ſchlachten am baͤſten ſtand halten: da haͤhr haben di Venediger auf eine zeit 15000/ meiſten-teilo Deutſche/ zu felde gehabt. Solche grohſſe krige zu fuͤhren/ haben ſi an der ſteuer/ ſchazzung/ und jaͤhrlichem einkommen uͤber- genug. Dan di Stat-herſchaft pflaͤgt jaͤhrlich aus ihren Staͤdten und Laͤndern/ wan ſi im fride laͤ- ben/ zweimahl hundert-tauſend Reichs-tahler zu hoͤben. Als/ aus den Laͤndern und Staͤdten in Waͤlſchland 800000 kronen/ dahrzu alein di zu Bres und Baͤrgam 300000 bezahlen. Aus den Zoͤllen der Stat Venedig 700000 kronen; dan der wein-zol alein traͤget 130000. ůber dis bekom̃en ſi auch ein grohſſes gaͤld aus den zehenden und auf- lagen/ welche ſo wohl auf di vom adel/ als das Stat-folk geſchlagen waͤrden. Gleich ſo auch vom ſalze/ welches aus daͤm waſſer gemacht wůrd/ und aus der ſteuer/ ſo di Se-ſtaͤt’ erlaͤgen/ welches zu- ſammen jaͤhrlich in di 500000 kronen aus-traͤget. aͤben ſo vihl hat auch fohr diſem das Jnland Zi- pern/ welches nuhn in der Tuͤrken gewalt iſt/ auf- gebracht. Wan aber ob-gemaͤldete gaͤlder zu unterhal- tung des kriges nicht reichen koͤnnen/ ſo wuͤſſen ſi/ im noht-falle/ mit ſonderlicher liſt und verſchlagenheit/ gaͤld genug auf zu bringen/ in-daͤhm ſi di unter- tah-

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/236>, abgerufen am 24.11.2024.