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Zesen, Philipp von: Deütscher Helicon. Bd. 1. Wittenberg, 1641.

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Der da giebet allezeit
vns die vnverweßligkeit;
vnd mit blumen ziert die Bahre/
die geblüht in diesem Jahre:
Nehmet weissen Marmelstein/
Last Jhn diese Grabschrifft haben
Jn sich zierlich aus gegraben/
Wie es müglich auch mag seyn.

epo[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]dos. b.
Hier ligt in dieser Gruft ein zweig der schönen Ju-
Ein sehr fromb gemüth/ (gend/
Vnd des Frühlings blüth/
Der Eltern Ruhm vnd Zier das Eigenthumb der
Tugend;
Die Seel ist aber nauf zur wahren Ruh gereist/
Tantzt vnd springet
lieblich singet/
Jn dem Sie stets den Himmels-rau geneist.

Etliche wollen/ man solle diese drey wort/
stropham, Antistropham vnd Epodum deutsch
geben/ weil es sich aber nicht wohl schicket/ kön-
nen sie behalten werden. Die Strophe könte
man zwar einen Satz/ drehgedichte/ wen-
delied/ oder Rückwende
nennen/ weil sie
bey den alten gebraucht worden/ wenn sie sich
im lesen derselben zur lincken wendeten/ da-
mit die bewegung der Welt vom Auffgang bis
zum Niedergange anzudeuten/ denn die rechte

seite
E

Der da giebet allezeit
vns die vnverweßligkeit;
vnd mit blumen ziert die Bahre/
die gebluͤht in dieſem Jahre:
Nehmet weiſſen Marmelſtein/
Laſt Jhn dieſe Grabſchrifft haben
Jn ſich zierlich aus gegraben/
Wie es muͤglich auch mag ſeyn.

ἐπῳ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]δος. β.
Hier ligt in dieſer Gruft ein zweig der ſchoͤnen Ju-
Ein ſehr fromb gemuͤth/ (gend/
Vnd des Fruͤhlings bluͤth/
Der Eltern Ruhm vnd Zier das Eigenthumb der
Tugend;
Die Seel iſt aber nauf zur wahren Ruh gereiſt/
Tantzt vnd ſpringet
lieblich ſinget/
Jn dem Sie ſtets den Himmels-rau geneiſt.

Etliche wollen/ man ſolle dieſe drey wort/
ſtropham, Antiſtropham vñ Epodum deutſch
geben/ weil es ſich aber nicht wohl ſchicket/ koͤn-
nen ſie behalten werden. Die Strophe koͤnte
man zwar einen Satz/ drehgedichte/ wen-
delied/ oder Ruͤckwende
nennen/ weil ſie
bey den alten gebraucht worden/ wenn ſie ſich
im leſen derſelben zur lincken wendeten/ da-
mit die bewegung der Welt vom Auffgang bis
zum Niedergange anzudeuten/ denn die rechte

ſeite
E
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[0065] Der da giebet allezeit vns die vnverweßligkeit; vnd mit blumen ziert die Bahre/ die gebluͤht in dieſem Jahre: Nehmet weiſſen Marmelſtein/ Laſt Jhn dieſe Grabſchrifft haben Jn ſich zierlich aus gegraben/ Wie es muͤglich auch mag ſeyn. ἐπῳ_δος. β. Hier ligt in dieſer Gruft ein zweig der ſchoͤnen Ju- Ein ſehr fromb gemuͤth/ (gend/ Vnd des Fruͤhlings bluͤth/ Der Eltern Ruhm vnd Zier das Eigenthumb der Tugend; Die Seel iſt aber nauf zur wahren Ruh gereiſt/ Tantzt vnd ſpringet lieblich ſinget/ Jn dem Sie ſtets den Himmels-rau geneiſt. Etliche wollen/ man ſolle dieſe drey wort/ ſtropham, Antiſtropham vñ Epodum deutſch geben/ weil es ſich aber nicht wohl ſchicket/ koͤn- nen ſie behalten werden. Die Strophe koͤnte man zwar einen Satz/ drehgedichte/ wen- delied/ oder Ruͤckwende nennen/ weil ſie bey den alten gebraucht worden/ wenn ſie ſich im leſen derſelben zur lincken wendeten/ da- mit die bewegung der Welt vom Auffgang bis zum Niedergange anzudeuten/ denn die rechte ſeite E

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Deütscher Helicon. Bd. 1. Wittenberg, 1641, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon01_1640/65>, abgerufen am 19.05.2024.