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Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660.

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Tägliches Abend-gebätt eines Räisenden.
schädlichen Pestilenz. Er wird dich mit seinen
Fittichen bedeken/ und deine zuversicht wird
sejn under seinen flügeln/ seine Wahrheit ist
schirm und schild/ daß du nicht erschreken müs-
sest für dem grauen deß nachts/ für den pfeilen/
die deß tags fliegen. Für der pestilenz die im
finstern schleichet/ für der seuche die im Mittag
verderbet. Ob tausend fallen zu deiner seiten/
und zehen tausend zu deiner rechten/ so wird es
doch dich nicht treffen.

Ja es ist ein köstlich ding deß Herren geden-
ken/ und jhme danken/ seiner aber darbej auch
nicht vergessen/ deß morgens seine sünde/ und
deß nachts seine übertrettung bekennen Dann
wer da saget er habe keine sünde/ der betrieget
sich selbst/ und wer seine übertrettung läugnet/
dem wirds nicht gelingen. Da wirs solten ver-
schweigen/ wurden unsere müde gebeine durch
die nachtruh sich nicht erholen/ sondern viel-
mehr verschmachten/ weil Gottes hand tag
und nacht schwär ist über den Bußfertigen/
seine hand druket sie/ und die sünde ängstiget
sie/ wann das Gewissen auffwachet/ so ist kein
Fried in ihren Gebeinen vor ihrer sünde. Da-
rumm wol dem menschen/ dem die übertrettung
vergeben seind/ dem der Herr die missethat
nicht zurechnet: Also ist gut deß Herren geden-
ken/ also ists köstlich dem Herren danken/ also

ists

Taͤgliches Abend-gebaͤtt eines Raͤiſenden.
ſchaͤdlichen Peſtilenz. Er wird dich mit ſeinen
Fittichen bedeken/ und deine zuverſicht wird
ſejn under ſeinen flügeln/ ſeine Wahrheit iſt
ſchirm und ſchild/ daß du nicht erſchreken muͤs-
ſeſt fuͤr dem grauen deß nachts/ fuͤr den pfeilen/
die deß tags fliegen. Fuͤr der peſtilenz die im
finſtern ſchleichet/ für der ſeuche die im Mittag
verderbet. Ob tauſend fallen zu deiner ſeiten/
und zehen tauſend zu deiner rechten/ ſo wird es
doch dich nicht treffen.

Ja es iſt ein koͤſtlich ding deß Herꝛen geden-
ken/ und jhme danken/ ſeiner aber darbej auch
nicht vergeſſen/ deß morgens ſeine ſuͤnde/ und
deß nachts ſeine übertrettung bekennen Dann
wer da ſaget er habe keine ſuͤnde/ der betrieget
ſich ſelbſt/ und wer ſeine uͤbertrettung laͤugnet/
dem wirds nicht gelingen. Da wirs ſolten ver-
ſchweigen/ wurden unſere muͤde gebeine durch
die nachtruh ſich nicht erholen/ ſondern viel-
mehr verſchmachten/ weil Gottes hand tag
und nacht ſchwaͤr iſt uͤber den Bußfertigen/
ſeine hand druket ſie/ und die ſuͤnde aͤngſtiget
ſie/ wann das Gewiſſen auffwachet/ ſo iſt kein
Fried in ihren Gebeinen vor ihrer ſuͤnde. Da-
rum̃ wol dem menſchen/ dem die uͤbertrettung
vergeben ſeind/ dem der Herꝛ die miſſethat
nicht zurechnet: Alſo iſt gut deß Herꝛen geden-
ken/ alſo iſts koͤſtlich dem Herꝛen danken/ alſo

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[224/0237] Taͤgliches Abend-gebaͤtt eines Raͤiſenden. ſchaͤdlichen Peſtilenz. Er wird dich mit ſeinen Fittichen bedeken/ und deine zuverſicht wird ſejn under ſeinen flügeln/ ſeine Wahrheit iſt ſchirm und ſchild/ daß du nicht erſchreken muͤs- ſeſt fuͤr dem grauen deß nachts/ fuͤr den pfeilen/ die deß tags fliegen. Fuͤr der peſtilenz die im finſtern ſchleichet/ für der ſeuche die im Mittag verderbet. Ob tauſend fallen zu deiner ſeiten/ und zehen tauſend zu deiner rechten/ ſo wird es doch dich nicht treffen. Ja es iſt ein koͤſtlich ding deß Herꝛen geden- ken/ und jhme danken/ ſeiner aber darbej auch nicht vergeſſen/ deß morgens ſeine ſuͤnde/ und deß nachts ſeine übertrettung bekennen Dann wer da ſaget er habe keine ſuͤnde/ der betrieget ſich ſelbſt/ und wer ſeine uͤbertrettung laͤugnet/ dem wirds nicht gelingen. Da wirs ſolten ver- ſchweigen/ wurden unſere muͤde gebeine durch die nachtruh ſich nicht erholen/ ſondern viel- mehr verſchmachten/ weil Gottes hand tag und nacht ſchwaͤr iſt uͤber den Bußfertigen/ ſeine hand druket ſie/ und die ſuͤnde aͤngſtiget ſie/ wann das Gewiſſen auffwachet/ ſo iſt kein Fried in ihren Gebeinen vor ihrer ſuͤnde. Da- rum̃ wol dem menſchen/ dem die uͤbertrettung vergeben ſeind/ dem der Herꝛ die miſſethat nicht zurechnet: Alſo iſt gut deß Herꝛen geden- ken/ alſo iſts koͤſtlich dem Herꝛen danken/ alſo iſts

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_gebetbuch_1660/237>, abgerufen am 03.12.2024.