Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660.die sich zu verehligen gedenket. meines willens in deinen willen. Wann esauch dir/ mein Vater/ belieben wolte/ daß ich mich in den heiligen Ehstand begeben solte: so gib/ daß ich mir nicht einen Bräutigam er- lese nach meiner fleischlichen begirde: sondern daß ich warte/ bis du mir einen solchen zu- sendest/ der mit himmelischen schönheiten be- gaabet/ mit über-irrdischen gaaben gezieret/ und in deiner forcht auffrichtig wandelt: da- mit unsere liebe einträchtig/ unser leben be- glüket/ unsere Ehe geseegnet/ und unser ganzer wandel untadelhafftig vor deinen augen erfunden werde. Laß meine au- gen nicht herumm schweiffen/ und gaffen auff das jenige/ was die welt liebet: sondern mit schamhafftigen bliken alleine sehen auff das/ was dem Geiste gefällig. Darumm laß mieh nicht gerahten in üppige böse gesellschafft/ da- mit ich nicht verdorben werde: Laß mich aber solche suchen/ und mit solchen ummgehen/ auß derer ummgang und wandel ich meinen wandel bessern/ in allen tugenden und gaben deß Ge- mütes zunemmen und wachsen möge/ ja alle la- ster und schandfleken der seelen fliehen lerne. Dann dir/ O Herr/ befehle ich alles: dir ergebe ich mich ganz zu eigen in deinen willen. Dir be- fehle ich meinen aus-und-eingang/ mein thun und lassen. Ja dir befehle ich alle die meinigen/ und K
die ſich zu verehligen gedenket. meines willens in deinen willen. Wann esauch dir/ mein Vater/ belieben wolte/ daß ich mich in den heiligen Ehſtand begeben ſolte: ſo gib/ daß ich mir nicht einen Bräutigam er- leſe nach meiner fleiſchlichen begirde: ſondern daß ich warte/ bis du mir einen ſolchen zu- ſendeſt/ der mit himmeliſchen ſchönheiten be- gaabet/ mit über-irꝛdiſchen gaaben gezieret/ und in deiner forcht auffrichtig wandelt: da- mit unſere liebe einträchtig/ unſer leben be- glüket/ unſere Ehe geſeegnet/ und unſer ganzer wandel untadelhafftig vor deinen augen erfunden werde. Laß meine au- gen nicht herum̃ ſchweiffen/ und gaffen auff das jenige/ was die welt liebet: ſondern mit ſchamhafftigen bliken alleine ſehen auff das/ was dem Geiſte gefällig. Darum̃ laß mieh nicht gerahten in üppige böſe geſellſchafft/ da- mit ich nicht verdorben werde: Laß mich aber ſolche ſuchen/ und mit ſolchen um̃gehen/ auß derer um̃gang und wandel ich meinen wandel beſſern/ in allen tugenden und gaben deß Ge- muͤtes zunem̃en und wachſen möge/ ja alle la- ſter und ſchandfleken der ſeelen fliehen lerne. Dañ dir/ O Herꝛ/ befehle ich alles: dir ergebe ich mich ganz zu eigen in deinen willen. Dir be- fehle ich meinen aus-und-eingang/ mein thun und laſſen. Ja dir befehle ich alle die meinigen/ und K
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mich in den heiligen Ehſtand begeben ſolte: ſo
gib/ daß ich mir nicht einen Bräutigam er-
leſe nach meiner fleiſchlichen begirde: ſondern
daß ich warte/ bis du mir einen ſolchen zu-
ſendeſt/ der mit himmeliſchen ſchönheiten be-
gaabet/ mit über-irꝛdiſchen gaaben gezieret/
und in deiner forcht auffrichtig wandelt: da-
mit unſere liebe einträchtig/ unſer leben be-
glüket/ unſere Ehe geſeegnet/ und unſer
ganzer wandel untadelhafftig vor deinen
augen erfunden werde. Laß meine au-
gen nicht herum̃ ſchweiffen/ und gaffen auff
das jenige/ was die welt liebet: ſondern mit
ſchamhafftigen bliken alleine ſehen auff das/
was dem Geiſte gefällig. Darum̃ laß mieh
nicht gerahten in üppige böſe geſellſchafft/ da-
mit ich nicht verdorben werde: Laß mich aber
ſolche ſuchen/ und mit ſolchen um̃gehen/ auß
derer um̃gang und wandel ich meinen wandel
beſſern/ in allen tugenden und gaben deß Ge-
muͤtes zunem̃en und wachſen möge/ ja alle la-
ſter und ſchandfleken der ſeelen fliehen lerne.
Dañ dir/ O Herꝛ/ befehle ich alles: dir ergebe
ich mich ganz zu eigen in deinen willen. Dir be-
fehle ich meinen aus-und-eingang/ mein thun
und laſſen. Ja dir befehle ich alle die meinigen/
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Zitationshilfe: | Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_gebetbuch_1660/158>, abgerufen am 16.07.2024. |