Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660.Morgen-gebätt einer Jungfrauen lein/ welches schon vor tage den wäldern deinlob/ und den Feldern deine ehre verkündiget/ nichts zuvor gebe. Ach Herr/ sej mir gnädig nach deiner güte/ laß mich frühe hören deine gnade/ dann ich hoffe auff dich: Tilge in diser Frühstunde meine empfangene sünde/ meine begangene sünde/ und hämme jhren lauff/ tämme ihre fluth/ daß sie meine seele nicht noch mehr überschwemme/ und mit dem schlam ihres un- flaths mein herz verunreinige. Sej mir ein lieblicher morgen tau/ daß ich blühe in allen Jungfräulichen Tugenden/ wie eine anmütige rose/ daß ich auffschiesse in der zucht und ehr- barkeit/ wie eine liebliche Lilie/ daß meine wurz- eln außschlagen/ und meine zweige sich aus- breiten wie ein Palmbaum/ daß ich sej so schön als ein öhlbaum/ so guten geruch gebe wie Li- banon. Ziere mein haupt mit dem Jungfräu- lichen kranze der ehren/ bekränze es mit dem krönlein der Christlichen Tugenden: Gib/ daß darinnen gefunden werde die Lilien der keusch- en liebe: die Rose der verträglichen liebe: die Viole der demütigen liebe: die Purpur-nelke der gedächtnus deß Purpurfärbigen Blutes deines lieben Sohnes/ daß er/ aus liebe für meine sünde vergossen: die goldblüme deß auff richtigen beständigen glaubens: ja die Sonnen- blume der wahren gelassenheit und übergabe mein
Morgen-gebätt einer Jungfrauen lein/ welches ſchon vor tage den wäldern deinlob/ und den Feldern deine ehre verkündiget/ nichts zuvor gebe. Ach Herꝛ/ ſej mir gnädig nach deiner guͤte/ laß mich fruͤhe hören deine gnade/ dann ich hoffe auff dich: Tilge in diſer Fruͤhſtunde meine empfangene ſuͤnde/ meine begangene ſuͤnde/ und häm̃e jhren lauff/ täm̃e ihre fluth/ daß ſie meine ſeele nicht noch mehr uͤberſchwemme/ und mit dem ſchlam ihres un- flaths mein herz verunreinige. Sej mir ein lieblicher morgen tau/ daß ich bluͤhe in allen Jungfräulichen Tugenden/ wie eine anmuͤtige roſe/ daß ich auffſchieſſe in der zucht und ehr- barkeit/ wie eine liebliche Lilie/ daß meine wurz- eln außſchlagen/ und meine zweige ſich aus- breiten wie ein Palmbaum/ daß ich ſej ſo ſchön als ein öhlbaum/ ſo guten geruch gebe wie Li- banon. Ziere mein haupt mit dem Jungfräu- lichen kranze der ehren/ bekränze es mit dem krönlein der Chriſtlichen Tugenden: Gib/ daß darinnen gefunden werde die Lilien der keuſch- en liebe: die Rose der verträglichen liebe: die Viole der demuͤtigen liebe: die Purpur-nelke der gedächtnus deß Purpurfärbigen Blutes deines lieben Sohnes/ daß er/ aus liebe fuͤr meine ſünde vergoſſen: die goldbluͤme deß auff richtigen beſtändigen glaubens: ja die Soñen- blůme der wahren gelaſſenheit und uͤbergabe mein
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Morgen-gebätt einer Jungfrauen
lein/ welches ſchon vor tage den wäldern dein
lob/ und den Feldern deine ehre verkündiget/
nichts zuvor gebe. Ach Herꝛ/ ſej mir gnädig
nach deiner guͤte/ laß mich fruͤhe hören deine
gnade/ dann ich hoffe auff dich: Tilge in diſer
Fruͤhſtunde meine empfangene ſuͤnde/ meine
begangene ſuͤnde/ und häm̃e jhren lauff/ täm̃e
ihre fluth/ daß ſie meine ſeele nicht noch mehr
uͤberſchwemme/ und mit dem ſchlam ihres un-
flaths mein herz verunreinige. Sej mir ein
lieblicher morgen tau/ daß ich bluͤhe in allen
Jungfräulichen Tugenden/ wie eine anmuͤtige
roſe/ daß ich auffſchieſſe in der zucht und ehr-
barkeit/ wie eine liebliche Lilie/ daß meine wurz-
eln außſchlagen/ und meine zweige ſich aus-
breiten wie ein Palmbaum/ daß ich ſej ſo ſchön
als ein öhlbaum/ ſo guten geruch gebe wie Li-
banon. Ziere mein haupt mit dem Jungfräu-
lichen kranze der ehren/ bekränze es mit dem
krönlein der Chriſtlichen Tugenden: Gib/ daß
darinnen gefunden werde die Lilien der keuſch-
en liebe: die Rose der verträglichen liebe: die
Viole der demuͤtigen liebe: die Purpur-nelke
der gedächtnus deß Purpurfärbigen Blutes
deines lieben Sohnes/ daß er/ aus liebe fuͤr
meine ſünde vergoſſen: die goldbluͤme deß auff
richtigen beſtändigen glaubens: ja die Soñen-
blůme der wahren gelaſſenheit und uͤbergabe
mein
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(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
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