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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat

Daß aber Flüsse unter der erde gefunden werden/ ist
nichts neues. Helikon/ ein fllus in Mazedonien/
nachdem er einen guten strich über der erde hin geflossen/
stielet sich gleichsam/ oder kreucht in dieselbe hinein/ und
schiesset so lange unter ihr hin/ bis er/ über zwanzig
Griechische meilen/ sich wieder heraus begiebet. Mehr
dergleichen beispiele beizubringen ist unnöhtig. Dis ei-
nige sey uns vor dieses mahl genug.

Wan nun auf dem Sakelischen gebürge/ als auch
auf den Mohnd- und anderen bergen/ in den heissen
sommertagen/ da zugleich auch in selbigen gegenden
überaus große schlagregen fallen/ der schnee von der hitze
der sonne zerschmeltzet/ und das schneewasser/ samt
dem platzregenwasser hauffenweise nach den Niels-
brunnen zugeschossen kommet; so kan daraus anders
nichts folgen/ als daß der Niel steigen/ und endlich über-
lauffen mus. Hierzu kommen auch die Hundeswinde/
welche seinen strohm/ sonderlich bei uns/ zurükhalten/
und auftreiben; ja zugleich mit veruhrsachen/ daß der
Niel in unserem Reiche etliche tage später steiget und
überleuft/ als an denen örtern/ da er seinen uhrsprung/
aus so vielem herzufliessendem gewisser/ gewinnet.

So viel und mehr nicht habe ich von des Ertzbischofs
reden/ die er gantz weitleuftig ausführete/ behalten. Es
waren dinge/ darüm sich das Frauenzimmer sonst we-
nig bekümmert. Es waren sachen/ die wir den gelehr-
ten an zu märken/ und zu erörtern befehlen. Sie gehen
über unsern verstand/ über unsern beruf/ über unsere
geflissenheit; die sich so hoch nicht versteigen. Darüm
habe ich sie bloß mit einer überhinfliegenden achtloßheit
angehöret. Ist mir nun im nacherzehlen einiger irtuhm
entschossen/ so wird er es mir verhoffendlich nicht ver-
übeln.

Aber wir schweiffen von unserem hauptziele zu weit
ab. Ich trage verlangen sein urteil über obgedachte Er-

kläh-
Der Aſſenat

Daß aber Fluͤſſe unter der erde gefunden werden/ iſt
nichts neues. Helikon/ ein fllus in Mazedonien/
nachdem er einen guten ſtrich uͤber der erde hin gefloſſen/
ſtielet ſich gleichſam/ oder kreucht in dieſelbe hinein/ und
ſchieſſet ſo lange unter ihr hin/ bis er/ uͤber zwanzig
Griechiſche meilen/ ſich wieder heraus begiebet. Mehr
dergleichen beiſpiele beizubringen iſt unnoͤhtig. Dis ei-
nige ſey uns vor dieſes mahl genug.

Wan nun auf dem Sakeliſchen gebuͤrge/ als auch
auf den Mohnd- und anderen bergen/ in den heiſſen
ſommertagen/ da zugleich auch in ſelbigen gegenden
uͤberaus große ſchlagregen fallen/ der ſchnee von der hitze
der ſonne zerſchmeltzet/ und das ſchneewaſſer/ ſamt
dem platzregenwaſſer hauffenweiſe nach den Niels-
brunnen zugeſchoſſen kommet; ſo kan daraus anders
nichts folgen/ als daß der Niel ſteigen/ und endlich uͤber-
lauffen mus. Hierzu kommen auch die Hundeswinde/
welche ſeinen ſtrohm/ ſonderlich bei uns/ zuruͤkhalten/
und auftreiben; ja zugleich mit veruhrſachen/ daß der
Niel in unſerem Reiche etliche tage ſpaͤter ſteiget und
uͤberleuft/ als an denen oͤrtern/ da er ſeinen uhrſprung/
aus ſo vielem herzuflieſſendem gewiſſer/ gewinnet.

So viel und mehr nicht habe ich von des Ertzbiſchofs
reden/ die er gantz weitleuftig ausfuͤhrete/ behalten. Es
waren dinge/ daruͤm ſich das Frauenzimmer ſonſt we-
nig bekuͤmmert. Es waren ſachen/ die wir den gelehr-
ten an zu maͤrken/ und zu eroͤrtern befehlen. Sie gehen
uͤber unſern verſtand/ uͤber unſern beruf/ uͤber unſere
gefliſſenheit; die ſich ſo hoch nicht verſteigen. Daruͤm
habe ich ſie bloß mit einer uͤberhinfliegenden achtloßheit
angehoͤret. Iſt mir nun im nacherzehlen einiger irtuhm
entſchoſſen/ ſo wird er es mir verhoffendlich nicht ver-
uͤbeln.

Aber wir ſchweiffen von unſerem hauptziele zu weit
ab. Ich trage verlangen ſein urteil uͤber obgedachte Er-

klaͤh-
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[40/0064] Der Aſſenat Daß aber Fluͤſſe unter der erde gefunden werden/ iſt nichts neues. Helikon/ ein fllus in Mazedonien/ nachdem er einen guten ſtrich uͤber der erde hin gefloſſen/ ſtielet ſich gleichſam/ oder kreucht in dieſelbe hinein/ und ſchieſſet ſo lange unter ihr hin/ bis er/ uͤber zwanzig Griechiſche meilen/ ſich wieder heraus begiebet. Mehr dergleichen beiſpiele beizubringen iſt unnoͤhtig. Dis ei- nige ſey uns vor dieſes mahl genug. Wan nun auf dem Sakeliſchen gebuͤrge/ als auch auf den Mohnd- und anderen bergen/ in den heiſſen ſommertagen/ da zugleich auch in ſelbigen gegenden uͤberaus große ſchlagregen fallen/ der ſchnee von der hitze der ſonne zerſchmeltzet/ und das ſchneewaſſer/ ſamt dem platzregenwaſſer hauffenweiſe nach den Niels- brunnen zugeſchoſſen kommet; ſo kan daraus anders nichts folgen/ als daß der Niel ſteigen/ und endlich uͤber- lauffen mus. Hierzu kommen auch die Hundeswinde/ welche ſeinen ſtrohm/ ſonderlich bei uns/ zuruͤkhalten/ und auftreiben; ja zugleich mit veruhrſachen/ daß der Niel in unſerem Reiche etliche tage ſpaͤter ſteiget und uͤberleuft/ als an denen oͤrtern/ da er ſeinen uhrſprung/ aus ſo vielem herzuflieſſendem gewiſſer/ gewinnet. So viel und mehr nicht habe ich von des Ertzbiſchofs reden/ die er gantz weitleuftig ausfuͤhrete/ behalten. Es waren dinge/ daruͤm ſich das Frauenzimmer ſonſt we- nig bekuͤmmert. Es waren ſachen/ die wir den gelehr- ten an zu maͤrken/ und zu eroͤrtern befehlen. Sie gehen uͤber unſern verſtand/ uͤber unſern beruf/ uͤber unſere gefliſſenheit; die ſich ſo hoch nicht verſteigen. Daruͤm habe ich ſie bloß mit einer uͤberhinfliegenden achtloßheit angehoͤret. Iſt mir nun im nacherzehlen einiger irtuhm entſchoſſen/ ſo wird er es mir verhoffendlich nicht ver- uͤbeln. Aber wir ſchweiffen von unſerem hauptziele zu weit ab. Ich trage verlangen ſein urteil uͤber obgedachte Er- klaͤh-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/64>, abgerufen am 28.11.2024.