samt des Pallas Riesenleichnam/ ein bauer/ nicht weit von Rohm bei der Tiber/ gefunden/ mit dieser Grabschrift/ welche Volaterran aufgezeichnet:
Filius Evandri PALLAS, quem lancea Turni militis occidit, mole sua jacet heic.
Diese Lampe hatte schon über 2000 jahre gebrant/ und brante noch/ gegen wind und wasser/ bis sie unverse- hens ein loch bekahm/ und die feuchtigkeit heraus lief; da sie straks verlosch. Noch ein anderes ewig brennen- des Licht hat man zur zeit Pabst Pauls des dritten/ auf dem Appischen wege vor der Stadt Rohm/ in des Zizerons Tochter begräbnüsse/ gefunden; und darbei diese Grabschrift:
TULLIOLAE FILIAE MEph.
Den unverbrenlichen steinichten Flachs/ davon diese ewigbrennende daachte/ welche die Franzosen menthe sans fin heissen/ gemacht waren/ nennen die Griechen as[fremdsprachliches Material]esinon Asbestinum, welches man von as[fremdsprachliches Material]e- son, das ist unausleschlich/ gebildet. Dieser Flachs ward aus einem eisenfärbigem steine gemacht; wie Plinius im 10 h. des 37 buchs aufgezeichnet. Von etlichen wird der stein amiantos, amiantus genennet: wiewohl andere jenen von diesem unterscheiden. Amian- tos heisset sonst rein/ unbesudelt/ unbeflekt. Da- her amiantos lithos, lapis intemeratus, immaculatus, ein unbeflekter stein. Plinius nennet ihn linum vivum,lebendigen flachs: die Griechen aber as[fremdsprachliches Material]eson und as[fremdsprachliches Material]esinon linon, unausleschlichen lei- nen flachs. Die Hochdeutschen geben ihm vielerlei nahmen: als Federweis/ Erdflachs/ Salman- derhaar/ Katzensilber/ Glimmer/ Pliant/ As- best/ und Amiant. Der stein selbsten wächset auf
dem
J i v
Anmaͤrkungen.
ſamt des Pallas Rieſenleichnam/ ein bauer/ nicht weit von Rohm bei der Tiber/ gefunden/ mit dieſer Grabſchrift/ welche Volaterran aufgezeichnet:
Filius Evandri PALLAS, quem lancea Turni militis occidit, mole ſuâ jacet hîc.
Dieſe Lampe hatte ſchon uͤber 2000 jahre gebrant/ und brante noch/ gegen wind und waſſer/ bis ſie unverſe- hens ein loch bekahm/ und die feuchtigkeit heraus lief; da ſie ſtraks verloſch. Noch ein anderes ewig brennen- des Licht hat man zur zeit Pabſt Pauls des dritten/ auf dem Appiſchen wege vor der Stadt Rohm/ in des Zizerons Tochter begraͤbnuͤſſe/ gefunden; und darbei dieſe Grabſchrift:
TULLIOLÆ FILIÆ MEφ.
Den unverbrenlichen ſteinichten Flachs/ davon dieſe ewigbrennende daachte/ welche die Franzoſen menthe ſans fin heiſſen/ gemacht waren/ nennen die Griechen ἀσ[fremdsprachliches Material]έςινον Asbeſtinum, welches man von ἄσ[fremdsprachliches Material]ε- ςον, das iſt unausleſchlich/ gebildet. Dieſer Flachs ward aus einem eiſenfaͤrbigem ſteine gemacht; wie Plinius im 10 h. des 37 buchs aufgezeichnet. Von etlichen wird der ſtein ἀμίαντος, amiantus genennet: wiewohl andere jenen von dieſem unterſcheiden. Ἀμίαν- τος heiſſet ſonſt rein/ unbeſudelt/ unbeflekt. Da- her ἀμίαντος λίθος, lapis intemeratus, immaculatus, ein unbeflekter ſtein. Plinius nennet ihn linum vivum,lebendigen flachs: die Griechen aber ἄσ[fremdsprachliches Material]εςον und ἀσ[fremdsprachliches Material]εςινὸν λίνον, unausleſchlichen lei- nen flachs. Die Hochdeutſchen geben ihm vielerlei nahmen: als Federweis/ Erdflachs/ Salman- derhaar/ Katzenſilber/ Glimmer/ Pliant/ As- beſt/ und Amiant. Der ſtein ſelbſten waͤchſet auf
dem
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Anmaͤrkungen.
ſamt des Pallas Rieſenleichnam/ ein bauer/ nicht
weit von Rohm bei der Tiber/ gefunden/ mit dieſer
Grabſchrift/ welche Volaterran aufgezeichnet:
Filius Evandri PALLAS, quem lancea Turni
militis occidit, mole ſuâ jacet hîc.
Dieſe Lampe hatte ſchon uͤber 2000 jahre gebrant/ und
brante noch/ gegen wind und waſſer/ bis ſie unverſe-
hens ein loch bekahm/ und die feuchtigkeit heraus lief;
da ſie ſtraks verloſch. Noch ein anderes ewig brennen-
des Licht hat man zur zeit Pabſt Pauls des dritten/
auf dem Appiſchen wege vor der Stadt Rohm/ in des
Zizerons Tochter begraͤbnuͤſſe/ gefunden; und darbei
dieſe Grabſchrift:
TULLIOLÆ FILIÆ MEφ.
Den unverbrenlichen ſteinichten Flachs/ davon
dieſe ewigbrennende daachte/ welche die Franzoſen
menthe ſans fin heiſſen/ gemacht waren/ nennen die
Griechen ἀσ_ έςινον Asbeſtinum, welches man von ἄσ_ ε-
ςον, das iſt unausleſchlich/ gebildet. Dieſer Flachs
ward aus einem eiſenfaͤrbigem ſteine gemacht; wie
Plinius im 10 h. des 37 buchs aufgezeichnet. Von
etlichen wird der ſtein ἀμίαντος, amiantus genennet:
wiewohl andere jenen von dieſem unterſcheiden. Ἀμίαν-
τος heiſſet ſonſt rein/ unbeſudelt/ unbeflekt. Da-
her ἀμίαντος λίθος, lapis intemeratus, immaculatus,
ein unbeflekter ſtein. Plinius nennet ihn linum
vivum, lebendigen flachs: die Griechen aber
ἄσ_ εςον und ἀσ_ εςινὸν λίνον, unausleſchlichen lei-
nen flachs. Die Hochdeutſchen geben ihm vielerlei
nahmen: als Federweis/ Erdflachs/ Salman-
derhaar/ Katzenſilber/ Glimmer/ Pliant/ As-
beſt/ und Amiant. Der ſtein ſelbſten waͤchſet auf
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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/529>, abgerufen am 27.11.2024.
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