Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurtzbündige
und also wollen wir nach dem Gesetze Gottes
eures HERren wandeln. Darauf gab ich ihr
zur antwort: Wie Gott von denen/ die in un-
reinigkeit lebten/ nicht könte/ noch wolte gech-
ret sein. Auch hette er kein gefallen an denen/
die mit Ehbruche sich besudelten. Sie aber
schwieg: und begehrte gleichwohl ihr begehren
zu volbringen. Ich hingegen fastete/ und bäh-
tete; damit mich Gott von ihr erlösen möchte.

Zur 12 und folgenden zeilen des 127 blats.

HIervon spricht Josef abermahl/ in seinem Letzten
Willen/ folgender gestalt: Wieder auf eine an-
dere zeit sagte sie zu mir: wolt ihr keinen ehbruch
begehen/ so wil ich meinen Ehherrn tödten: und
dan wil ich euch zur ehe nehmen. Als ich dieses
vernahm/ zerris ich mein kleid/ und sprach:
Fraue/ schähmet euch vor Gott solcher dinge;
und fürchtet den HERrn. Tuht ein so böses
stükke nicht/ noch verzweifelt nicht so gar/ daß
ihr euch dem bösen so gantz ergebet. Dan so fern
ihr nicht ablaßet/ wil ich euer boßhaftiges vor-
nehmen offenbahren. Und sie fürchtete/ ich
möchte ihre boßheit iemand zu erkennen geben/

u. a. m. Ornet prudentiam verecundia, quodque
praecipuum in faeminis semper fuit, cunctas in te virtu-
tes pudor superet. Hieronimus ad Colant. l. 2. Epist. 20.
Quod unum habent in malis bonum, perdunt peccan-
di verecundiam. Seneca l. de vita beata, c. 12. Et Va-
lerius Flaccus:

Heu! non revocabilis unquam
cessit ab ore pudor.
Zur

Kurtzbuͤndige
und alſo wollen wir nach dem Geſetze Gottes
eures HERren wandeln. Darauf gab ich ihr
zur antwort: Wie Gott von denen/ die in un-
reinigkeit lebten/ nicht koͤnte/ noch wolte gech-
ret ſein. Auch hette er kein gefallen an denen/
die mit Ehbruche ſich beſudelten. Sie aber
ſchwieg: und begehrte gleichwohl ihr begehren
zu volbringen. Ich hingegen faſtete/ und baͤh-
tete; damit mich Gott von ihr erloͤſen moͤchte.

Zur 12 und folgenden zeilen des 127 blats.

HIervon ſpricht Joſef abermahl/ in ſeinem Letzten
Willen/ folgender geſtalt: Wieder auf eine an-
dere zeit ſagte ſie zu mir: wolt ihr keinen ehbruch
begehen/ ſo wil ich meinen Ehherꝛn toͤdten: und
dan wil ich euch zur ehe nehmen. Als ich dieſes
vernahm/ zerris ich mein kleid/ und ſprach:
Fraue/ ſchaͤhmet euch vor Gott ſolcher dinge;
und fuͤrchtet den HERꝛn. Tuht ein ſo boͤſes
ſtuͤkke nicht/ noch verzweifelt nicht ſo gar/ daß
ihr euch dem boͤſen ſo gantz ergebet. Dan ſo fern
ihr nicht ablaßet/ wil ich euer boßhaftiges vor-
nehmen offenbahren. Und ſie fuͤrchtete/ ich
moͤchte ihre boßheit iemand zu erkennen geben/

u. a. m. Ornet prudentiam verecundia, quodque
præcipuum in fæminis ſemper fuit, cunctas in te virtu-
tes pudor ſuperet. Hieronimus ad Colant. l. 2. Epiſt. 20.
Quod unum habent in malis bonum, perdunt peccan-
di verecundiam. Seneca l. de vita beata, c. 12. Et Va-
lerius Flaccus:

Heu! non revocabilis unquam
ceſſit ab ore pudor.
Zur
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0476" n="452"/>
              <fw place="top" type="header">Kurtzbu&#x0364;ndige</fw><lb/> <hi rendition="#fr">und al&#x017F;o wollen wir nach dem Ge&#x017F;etze Gottes<lb/>
eures HERren wandeln. Darauf gab ich ihr<lb/>
zur antwort: Wie Gott von denen/ die in un-<lb/>
reinigkeit lebten/ nicht ko&#x0364;nte/ noch wolte gech-<lb/>
ret &#x017F;ein. Auch hette er kein gefallen an denen/<lb/>
die mit Ehbruche &#x017F;ich be&#x017F;udelten. Sie aber<lb/>
&#x017F;chwieg: und begehrte gleichwohl ihr begehren<lb/>
zu volbringen. Ich hingegen fa&#x017F;tete/ und ba&#x0364;h-<lb/>
tete; damit mich Gott von ihr erlo&#x0364;&#x017F;en mo&#x0364;chte.</hi> </p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Zur 12 und folgenden zeilen des 127 blats.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">H</hi>Iervon &#x017F;pricht <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ef</hi> abermahl/ in &#x017F;einem Letzten<lb/>
Willen/ folgender ge&#x017F;talt: <hi rendition="#fr">Wieder auf eine an-<lb/>
dere zeit &#x017F;agte &#x017F;ie zu mir: wolt ihr keinen ehbruch<lb/>
begehen/ &#x017F;o wil ich meinen Ehher&#xA75B;n to&#x0364;dten: und<lb/>
dan wil ich euch zur ehe nehmen. Als ich die&#x017F;es<lb/>
vernahm/ zerris ich mein kleid/ und &#x017F;prach:<lb/>
Fraue/ &#x017F;cha&#x0364;hmet euch vor Gott &#x017F;olcher dinge;<lb/>
und fu&#x0364;rchtet den HER&#xA75B;n. Tuht ein &#x017F;o bo&#x0364;&#x017F;es<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;kke nicht/ noch verzweifelt nicht &#x017F;o gar/ daß<lb/>
ihr euch dem bo&#x0364;&#x017F;en &#x017F;o gantz ergebet. Dan &#x017F;o fern<lb/>
ihr nicht ablaßet/ wil ich euer boßhaftiges vor-<lb/>
nehmen offenbahren. Und &#x017F;ie fu&#x0364;rchtete/ ich<lb/>
mo&#x0364;chte ihre boßheit iemand zu erkennen geben/</hi><lb/>
u. a. m. <hi rendition="#aq">Ornet prudentiam verecundia, quodque<lb/>
præcipuum in fæminis &#x017F;emper fuit, cunctas in te virtu-<lb/>
tes pudor &#x017F;uperet. <hi rendition="#i">Hieronimus</hi> ad Colant. l. 2. Epi&#x017F;t. 20.<lb/>
Quod unum habent in malis bonum, perdunt peccan-<lb/>
di verecundiam. <hi rendition="#i">Seneca</hi> l. de vita beata, c. 12. Et <hi rendition="#i">Va-<lb/>
lerius Flaccus:</hi></hi></p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#aq">Heu! non revocabilis unquam</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">ce&#x017F;&#x017F;it ab ore pudor.</hi> </l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Zur</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[452/0476] Kurtzbuͤndige und alſo wollen wir nach dem Geſetze Gottes eures HERren wandeln. Darauf gab ich ihr zur antwort: Wie Gott von denen/ die in un- reinigkeit lebten/ nicht koͤnte/ noch wolte gech- ret ſein. Auch hette er kein gefallen an denen/ die mit Ehbruche ſich beſudelten. Sie aber ſchwieg: und begehrte gleichwohl ihr begehren zu volbringen. Ich hingegen faſtete/ und baͤh- tete; damit mich Gott von ihr erloͤſen moͤchte. Zur 12 und folgenden zeilen des 127 blats. HIervon ſpricht Joſef abermahl/ in ſeinem Letzten Willen/ folgender geſtalt: Wieder auf eine an- dere zeit ſagte ſie zu mir: wolt ihr keinen ehbruch begehen/ ſo wil ich meinen Ehherꝛn toͤdten: und dan wil ich euch zur ehe nehmen. Als ich dieſes vernahm/ zerris ich mein kleid/ und ſprach: Fraue/ ſchaͤhmet euch vor Gott ſolcher dinge; und fuͤrchtet den HERꝛn. Tuht ein ſo boͤſes ſtuͤkke nicht/ noch verzweifelt nicht ſo gar/ daß ihr euch dem boͤſen ſo gantz ergebet. Dan ſo fern ihr nicht ablaßet/ wil ich euer boßhaftiges vor- nehmen offenbahren. Und ſie fuͤrchtete/ ich moͤchte ihre boßheit iemand zu erkennen geben/ u. a. m. Ornet prudentiam verecundia, quodque præcipuum in fæminis ſemper fuit, cunctas in te virtu- tes pudor ſuperet. Hieronimus ad Colant. l. 2. Epiſt. 20. Quod unum habent in malis bonum, perdunt peccan- di verecundiam. Seneca l. de vita beata, c. 12. Et Va- lerius Flaccus: Heu! non revocabilis unquam ceſſit ab ore pudor. Zur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/476
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/476>, abgerufen am 23.11.2024.