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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
den Römischen oder Röhmisch-Deutschen Weltherren/
in seinen schriften gegeben. Eben also haben bisher/ mit
dem nahmen Keiser/ auch alle Hochdeutschen rühm-
lich getahn: wiewohl der misbrauch bei etlichen neu-
lingen/ die es/ als was sonderliches/ den Holländern
abgesehen/ schon einzureissen beginnet; und man
mir selbst in meiner verhochdeutschung etlicher in
niederdeutscher sprache von gemelten fremden Völ-
kern geschriebener Geschichte/ mit einer übel gewa-
schenen hand/ die wörter Großkönig oder Groß-
herr
in das wort Keiser/ ohne meine bewilli-
gung/ verändert. Ja was wil ich viel sagen? Sol-
te wohl ein Siner des Sinischen Großherrn eignen
algemeinen Ehrennahmen Hoangt/ oder ein Japa-
ner der Japanischen Vo oder Dairi/ oder ein Abissi-
ner der Abissinischen Prestagan/ wan sie in ihrer
muttersprache von uns Hochdeutschen schrieben/ un-
srem Weltherrn oder Keiser zueignen? Ich halte nein.
Und eben darüm ist es eine große tohrheit/ wan wir
unserer Weltherren gantz eigenen Ehrennahmen Kei-
ser
so lüderlich wegwerfen/ und ihrem Hoangt/ ihrem
Vo oder Dairi/ und ihrem Prestagan zuschreiben
wollen. Ich mus zwar gestehen/ daß alhier der nah-
me König/ wie man bisher gemelte große Herren/
darunter der Abissiner allein 72 königreiche besitzet/
wie Markus Antohn/ Sabellikus/ und P. Ges-
lin
/ in seiner heiligen Weltbeschreibung/ bezeugen/
aus mangelung anderer deutschen wörter/ gemeinig-
lich genennet/ viel zu wenig sei. Darüm bin ich auch
schon vorlängst bewogen worden andere hochdeutsche
wörter/ dadurch ihre macht üm so viel besser und ei-
gendlicher angedeutet würde/ aus dem brunnen unse-
rer wortreichen sprache zu bilden/ oder vielmehr zusam-
menzufügen. In meiner Helikonischen Hechel ist
hiervon ebenmäßig erinnerung geschehen. Wir wol-

len
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Anmaͤrkungen.
den Roͤmiſchen oder Roͤhmiſch-Deutſchen Weltherren/
in ſeinen ſchriften gegeben. Eben alſo haben bisher/ mit
dem nahmen Keiſer/ auch alle Hochdeutſchen ruͤhm-
lich getahn: wiewohl der misbrauch bei etlichen neu-
lingen/ die es/ als was ſonderliches/ den Hollaͤndern
abgeſehen/ ſchon einzureiſſen beginnet; und man
mir ſelbſt in meiner verhochdeutſchung etlicher in
niederdeutſcher ſprache von gemelten fremden Voͤl-
kern geſchriebener Geſchichte/ mit einer uͤbel gewa-
ſchenen hand/ die woͤrter Großkoͤnig oder Groß-
herꝛ
in das wort Keiſer/ ohne meine bewilli-
gung/ veraͤndert. Ja was wil ich viel ſagen? Sol-
te wohl ein Siner des Siniſchen Großherꝛn eignen
algemeinen Ehrennahmen Hoangt/ oder ein Japa-
ner der Japaniſchen Vo oder Dairi/ oder ein Abiſſi-
ner der Abiſſiniſchen Preſtagan/ wan ſie in ihrer
mutterſprache von uns Hochdeutſchen ſchrieben/ un-
ſrem Weltherꝛn oder Keiſer zueignen? Ich halte nein.
Und eben daruͤm iſt es eine große tohrheit/ wan wir
unſerer Weltherren gantz eigenen Ehrennahmen Kei-
ſer
ſo luͤderlich wegwerfen/ und ihrem Hoangt/ ihrem
Vo oder Dairi/ und ihrem Preſtagan zuſchreiben
wollen. Ich mus zwar geſtehen/ daß alhier der nah-
me Koͤnig/ wie man bisher gemelte große Herren/
darunter der Abiſſiner allein 72 koͤnigreiche beſitzet/
wie Markus Antohn/ Sabellikus/ und P. Ges-
lin
/ in ſeiner heiligen Weltbeſchreibung/ bezeugen/
aus mangelung anderer deutſchen woͤrter/ gemeinig-
lich genennet/ viel zu wenig ſei. Daruͤm bin ich auch
ſchon vorlaͤngſt bewogen worden andere hochdeutſche
woͤrter/ dadurch ihre macht uͤm ſo viel beſſer und ei-
gendlicher angedeutet wuͤrde/ aus dem brunnen unſe-
rer wortreichen ſprache zu bilden/ oder vielmehr zuſam-
menzufuͤgen. In meiner Helikoniſchen Hechel iſt
hiervon ebenmaͤßig erinnerung geſchehen. Wir wol-

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[401/0425] Anmaͤrkungen. den Roͤmiſchen oder Roͤhmiſch-Deutſchen Weltherren/ in ſeinen ſchriften gegeben. Eben alſo haben bisher/ mit dem nahmen Keiſer/ auch alle Hochdeutſchen ruͤhm- lich getahn: wiewohl der misbrauch bei etlichen neu- lingen/ die es/ als was ſonderliches/ den Hollaͤndern abgeſehen/ ſchon einzureiſſen beginnet; und man mir ſelbſt in meiner verhochdeutſchung etlicher in niederdeutſcher ſprache von gemelten fremden Voͤl- kern geſchriebener Geſchichte/ mit einer uͤbel gewa- ſchenen hand/ die woͤrter Großkoͤnig oder Groß- herꝛ in das wort Keiſer/ ohne meine bewilli- gung/ veraͤndert. Ja was wil ich viel ſagen? Sol- te wohl ein Siner des Siniſchen Großherꝛn eignen algemeinen Ehrennahmen Hoangt/ oder ein Japa- ner der Japaniſchen Vo oder Dairi/ oder ein Abiſſi- ner der Abiſſiniſchen Preſtagan/ wan ſie in ihrer mutterſprache von uns Hochdeutſchen ſchrieben/ un- ſrem Weltherꝛn oder Keiſer zueignen? Ich halte nein. Und eben daruͤm iſt es eine große tohrheit/ wan wir unſerer Weltherren gantz eigenen Ehrennahmen Kei- ſer ſo luͤderlich wegwerfen/ und ihrem Hoangt/ ihrem Vo oder Dairi/ und ihrem Preſtagan zuſchreiben wollen. Ich mus zwar geſtehen/ daß alhier der nah- me Koͤnig/ wie man bisher gemelte große Herren/ darunter der Abiſſiner allein 72 koͤnigreiche beſitzet/ wie Markus Antohn/ Sabellikus/ und P. Ges- lin/ in ſeiner heiligen Weltbeſchreibung/ bezeugen/ aus mangelung anderer deutſchen woͤrter/ gemeinig- lich genennet/ viel zu wenig ſei. Daruͤm bin ich auch ſchon vorlaͤngſt bewogen worden andere hochdeutſche woͤrter/ dadurch ihre macht uͤm ſo viel beſſer und ei- gendlicher angedeutet wuͤrde/ aus dem brunnen unſe- rer wortreichen ſprache zu bilden/ oder vielmehr zuſam- menzufuͤgen. In meiner Helikoniſchen Hechel iſt hiervon ebenmaͤßig erinnerung geſchehen. Wir wol- len C c

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/425>, abgerufen am 11.05.2024.