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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
her hatte er sich/ als ein karger stiefvater/ erwiesen.
Nun ward er üm so viel milder. Recht vaterlich erzeig-
te er sich über Egipten. Reichlich ergos er sich. Reich-
lich befeuchtete er das lechzende land. Mildiglich tränk-
te er die dürstigen äkker. überfliessig befruchtete er die
unfruchtbaren felder. Indessen war Josef schon her-
üm gezogen. Er hatte zur saatzeit schon anstalt gemacht.
Er hatte die äkker ausgeteilet: die landgühter des Kö-
niges eigenen leuten ausgelehnet; ja alles/ was den
landbau betraf/ durch das gantze Egipten versorget.
Diese Land- und lehn-gühter solten sie besitzen und nü-
tzen/ als ihr eigentuhm. Davor solte dem Könige von
den eingeärnteten früchten der fünfte teil jährlich gege-
ben werden. Und hierdurch ward so wohl den untertah-
nen/ als dem Könige/ märklich geholfen. Diesem/
weil er/ und alle seine nachkommen zu ewigen zeiten ein
großes jährliches einkommen zu hoffen: und jenen/
weil sie so unvermuhtlich wieder zu Landgühtern
kahmen.

Nach verrichtung so vieler mühseeligen stahts ge-
schäfte/ zog Josef/ mit seiner Assenat/ nach He-
liopel/
sich mit seinem Vater und Schwiegervater ei-
ne zeit lang zu ergetzen. Alda nahm er seinen sitz auf der
Sonnenburg: die er/ seiner Gemahlin zu liebe/ schon
mit prachtigen gebeuen ergrössert. Auch hatte er nahe
darbei den grund gelegt zu einem nicht weniger prächti-
gem Schuhlbaue. Diesen bau setzte er/ durch seine ge-
genwart/ dermaßen fort/ daß er in sechs mohnden vol-
endet ward. Inmittels hatte er zu Lehrern albereit die
berühmtesten Sternschauer/ und in andern künsten er-
fahrnesten Männer entbohten. Dan er war gesonnen
alhier eine Schuhle zu stiften/ darinnen die jugend in
der großen Lehrkunst solte unterwiesen werden. Auch
ging alles nach seinem sinne glüklich fort. Es war kei-
ne Kunst/ die alhier nicht blühete: keine Wissenschaft/

die

Der Aſſenat
her hatte er ſich/ als ein karger ſtiefvater/ erwieſen.
Nun ward er uͤm ſo viel milder. Recht våterlich erzeig-
te er ſich uͤber Egipten. Reichlich ergos er ſich. Reich-
lich befeuchtete er das lechzende land. Mildiglich traͤnk-
te er die duͤrſtigen aͤkker. uͤberflieſſig befruchtete er die
unfruchtbaren felder. Indeſſen war Joſef ſchon her-
uͤm gezogen. Er hatte zur ſaatzeit ſchon anſtalt gemacht.
Er hatte die aͤkker ausgeteilet: die landguͤhter des Koͤ-
niges eigenen leuten ausgelehnet; ja alles/ was den
landbau betraf/ durch das gantze Egipten verſorget.
Dieſe Land- und lehn-guͤhter ſolten ſie beſitzen und nuͤ-
tzen/ als ihr eigentuhm. Davor ſolte dem Koͤnige von
den eingeaͤrnteten fruͤchten der fuͤnfte teil jaͤhrlich gege-
ben werden. Und hierdurch ward ſo wohl den untertah-
nen/ als dem Koͤnige/ maͤrklich geholfen. Dieſem/
weil er/ und alle ſeine nachkommen zu ewigen zeiten ein
großes jaͤhrliches einkommen zu hoffen: und jenen/
weil ſie ſo unvermuhtlich wieder zu Landguͤhtern
kahmen.

Nach verrichtung ſo vieler muͤhſeeligen ſtahts ge-
ſchaͤfte/ zog Joſef/ mit ſeiner Aſſenat/ nach He-
liopel/
ſich mit ſeinem Vater und Schwiegervater ei-
ne zeit lang zu ergetzen. Alda nahm er ſeinen ſitz auf der
Sonnenburg: die er/ ſeiner Gemahlin zu liebe/ ſchon
mit pråchtigen gebeuen ergroͤſſert. Auch hatte er nahe
darbei den grund gelegt zu einem nicht weniger praͤchti-
gem Schuhlbaue. Dieſen bau ſetzte er/ durch ſeine ge-
genwart/ dermaßen fort/ daß er in ſechs mohnden vol-
endet ward. Inmittels hatte er zu Lehrern albereit die
beruͤhmteſten Sternſchauer/ und in andern kuͤnſten er-
fahrneſten Maͤnner entbohten. Dan er war geſonnen
alhier eine Schuhle zu ſtiften/ darinnen die jugend in
der großen Lehrkunſt ſolte unterwieſen werden. Auch
ging alles nach ſeinem ſinne gluͤklich fort. Es war kei-
ne Kunſt/ die alhier nicht bluͤhete: keine Wiſſenſchaft/

die
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[296/0320] Der Aſſenat her hatte er ſich/ als ein karger ſtiefvater/ erwieſen. Nun ward er uͤm ſo viel milder. Recht våterlich erzeig- te er ſich uͤber Egipten. Reichlich ergos er ſich. Reich- lich befeuchtete er das lechzende land. Mildiglich traͤnk- te er die duͤrſtigen aͤkker. uͤberflieſſig befruchtete er die unfruchtbaren felder. Indeſſen war Joſef ſchon her- uͤm gezogen. Er hatte zur ſaatzeit ſchon anſtalt gemacht. Er hatte die aͤkker ausgeteilet: die landguͤhter des Koͤ- niges eigenen leuten ausgelehnet; ja alles/ was den landbau betraf/ durch das gantze Egipten verſorget. Dieſe Land- und lehn-guͤhter ſolten ſie beſitzen und nuͤ- tzen/ als ihr eigentuhm. Davor ſolte dem Koͤnige von den eingeaͤrnteten fruͤchten der fuͤnfte teil jaͤhrlich gege- ben werden. Und hierdurch ward ſo wohl den untertah- nen/ als dem Koͤnige/ maͤrklich geholfen. Dieſem/ weil er/ und alle ſeine nachkommen zu ewigen zeiten ein großes jaͤhrliches einkommen zu hoffen: und jenen/ weil ſie ſo unvermuhtlich wieder zu Landguͤhtern kahmen. Nach verrichtung ſo vieler muͤhſeeligen ſtahts ge- ſchaͤfte/ zog Joſef/ mit ſeiner Aſſenat/ nach He- liopel/ ſich mit ſeinem Vater und Schwiegervater ei- ne zeit lang zu ergetzen. Alda nahm er ſeinen ſitz auf der Sonnenburg: die er/ ſeiner Gemahlin zu liebe/ ſchon mit pråchtigen gebeuen ergroͤſſert. Auch hatte er nahe darbei den grund gelegt zu einem nicht weniger praͤchti- gem Schuhlbaue. Dieſen bau ſetzte er/ durch ſeine ge- genwart/ dermaßen fort/ daß er in ſechs mohnden vol- endet ward. Inmittels hatte er zu Lehrern albereit die beruͤhmteſten Sternſchauer/ und in andern kuͤnſten er- fahrneſten Maͤnner entbohten. Dan er war geſonnen alhier eine Schuhle zu ſtiften/ darinnen die jugend in der großen Lehrkunſt ſolte unterwieſen werden. Auch ging alles nach ſeinem ſinne gluͤklich fort. Es war kei- ne Kunſt/ die alhier nicht bluͤhete: keine Wiſſenſchaft/ die

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/320>, abgerufen am 30.12.2024.