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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat

Weil nun der Königliche Fürst alhier nichts schaf-
fen konte/ so nahm er funfzig kriegsknechte zu sich. Mit
denen eilete er nach dem orte der lauerwache zu; da Gad
und Dan in bereitschaft stunden. Eben brach die mor-
genröhte herfür/ als er alda ankahm. Nicht lange dar-
nach nahete sich die Schaltkönigin Assenat. Mit sie-
ben hundert teils reitern/ teils fußgängern ward sie be-
gleitet. Straks fiel der Königliche Fürst auf den vor-
trab an. Unversehens ward er überraschet. Plötzlich er-
hub sich der streit. Alsobald warden alle/ die nicht straks
zum gewehre kommen konten/ niedergehauen. Ben-
jamin
saß eben bei der Schaltkönigin auf ihrem wa-
gen. Dieser sahe den Königlichen Fürsten mit gewalt
auf sie zu dringen. Geschwinde sprang er aus der kut-
sche. Hastig nahm er einen stein. Damit schleiderte er
dem Fürsten in seine linke seite/ und traf ihn so wohl/
daß er plötzlich vom pferde stürtzte.

Mitlerweile waren alle der Assenat leute/ bis auf
einen/ niedergemätselt. Der hatte sich mit der flucht
gerettet/ und dem Simeon und Levi angezeiget/ was
sich begeben. Straks nahmen diese alle streitbare män-
ner/ die bei ihnen waren/ mit sich; und eileten/ die
Schaltkönigin zu retten. Unvermuhtlich fielen sie auf
die Straßenschänder zu. Viele schlugen sie todt. Dan
und Gad aber flohen in das Papierschilf/ da es am
dikkesten stund.

Benjamin/ welcher/ mit der Schaltkönigin/ noch
im fliehen begriffen/ ward dessen straks gewahr. Zur
stunde kante er seine Brüder. Flugs lies er ümkehren.
Er fand Simeon und Levi sehr erhitzt/ und im vor-
satze den Dan und Gad zu tödten. Aber er ward ein
friedemacher. Er besänftigte ihren zorn. Er versüh-
nete die Brüder. Der königliche Fürst lag noch auf der
schaarmützelstat. Man hub ihn auf. Man wusch und
verband seine wunde. Also brachte man ihn zu seinem

königli-
Der Aſſenat

Weil nun der Koͤnigliche Fuͤrſt alhier nichts ſchaf-
fen konte/ ſo nahm er funfzig kriegsknechte zu ſich. Mit
denen eilete er nach dem orte der lauerwache zu; da Gad
und Dan in bereitſchaft ſtunden. Eben brach die mor-
genroͤhte herfuͤr/ als er alda ankahm. Nicht lange dar-
nach nahete ſich die Schaltkoͤnigin Aſſenat. Mit ſie-
ben hundert teils reitern/ teils fußgaͤngern ward ſie be-
gleitet. Straks fiel der Koͤnigliche Fuͤrſt auf den vor-
trab an. Unverſehens ward er uͤberraſchet. Ploͤtzlich er-
hub ſich der ſtreit. Alſobald warden alle/ die nicht ſtraks
zum gewehre kommen konten/ niedergehauen. Ben-
jamin
ſaß eben bei der Schaltkoͤnigin auf ihrem wa-
gen. Dieſer ſahe den Koͤniglichen Fuͤrſten mit gewalt
auf ſie zu dringen. Geſchwinde ſprang er aus der kut-
ſche. Haſtig nahm er einen ſtein. Damit ſchleiderte er
dem Fuͤrſten in ſeine linke ſeite/ und traf ihn ſo wohl/
daß er ploͤtzlich vom pferde ſtuͤrtzte.

Mitlerweile waren alle der Aſſenat leute/ bis auf
einen/ niedergemaͤtſelt. Der hatte ſich mit der flucht
gerettet/ und dem Simeon und Levi angezeiget/ was
ſich begeben. Straks nahmen dieſe alle ſtreitbare maͤn-
ner/ die bei ihnen waren/ mit ſich; und eileten/ die
Schaltkoͤnigin zu retten. Unvermuhtlich fielen ſie auf
die Straßenſchaͤnder zu. Viele ſchlugen ſie todt. Dan
und Gad aber flohen in das Papierſchilf/ da es am
dikkeſten ſtund.

Benjamin/ welcher/ mit der Schaltkoͤnigin/ noch
im fliehen begriffen/ ward deſſen ſtraks gewahr. Zur
ſtunde kante er ſeine Bruͤder. Flugs lies er uͤmkehren.
Er fand Simeon und Levi ſehr erhitzt/ und im vor-
ſatze den Dan und Gad zu toͤdten. Aber er ward ein
friedemacher. Er beſaͤnftigte ihren zorn. Er verſuͤh-
nete die Bruͤder. Der koͤnigliche Fuͤrſt lag noch auf der
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[294/0318] Der Aſſenat Weil nun der Koͤnigliche Fuͤrſt alhier nichts ſchaf- fen konte/ ſo nahm er funfzig kriegsknechte zu ſich. Mit denen eilete er nach dem orte der lauerwache zu; da Gad und Dan in bereitſchaft ſtunden. Eben brach die mor- genroͤhte herfuͤr/ als er alda ankahm. Nicht lange dar- nach nahete ſich die Schaltkoͤnigin Aſſenat. Mit ſie- ben hundert teils reitern/ teils fußgaͤngern ward ſie be- gleitet. Straks fiel der Koͤnigliche Fuͤrſt auf den vor- trab an. Unverſehens ward er uͤberraſchet. Ploͤtzlich er- hub ſich der ſtreit. Alſobald warden alle/ die nicht ſtraks zum gewehre kommen konten/ niedergehauen. Ben- jamin ſaß eben bei der Schaltkoͤnigin auf ihrem wa- gen. Dieſer ſahe den Koͤniglichen Fuͤrſten mit gewalt auf ſie zu dringen. Geſchwinde ſprang er aus der kut- ſche. Haſtig nahm er einen ſtein. Damit ſchleiderte er dem Fuͤrſten in ſeine linke ſeite/ und traf ihn ſo wohl/ daß er ploͤtzlich vom pferde ſtuͤrtzte. Mitlerweile waren alle der Aſſenat leute/ bis auf einen/ niedergemaͤtſelt. Der hatte ſich mit der flucht gerettet/ und dem Simeon und Levi angezeiget/ was ſich begeben. Straks nahmen dieſe alle ſtreitbare maͤn- ner/ die bei ihnen waren/ mit ſich; und eileten/ die Schaltkoͤnigin zu retten. Unvermuhtlich fielen ſie auf die Straßenſchaͤnder zu. Viele ſchlugen ſie todt. Dan und Gad aber flohen in das Papierſchilf/ da es am dikkeſten ſtund. Benjamin/ welcher/ mit der Schaltkoͤnigin/ noch im fliehen begriffen/ ward deſſen ſtraks gewahr. Zur ſtunde kante er ſeine Bruͤder. Flugs lies er uͤmkehren. Er fand Simeon und Levi ſehr erhitzt/ und im vor- ſatze den Dan und Gad zu toͤdten. Aber er ward ein friedemacher. Er beſaͤnftigte ihren zorn. Er verſuͤh- nete die Bruͤder. Der koͤnigliche Fuͤrſt lag noch auf der ſchaarmuͤtzelſtat. Man hub ihn auf. Man wuſch und verband ſeine wunde. Alſo brachte man ihn zu ſeinem koͤnigli-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/318>, abgerufen am 21.12.2024.