Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Assenat
geziemen wollen/ sie in ihrem gespräche zu stöhren. Das
sei die uhrsache/ warüm sie so straks ihren zurüktrit ge-
nommen.

Der König fuhr in seiner rede fort. Meine Toch-
ter/
sagte er/ stöhret uns in unserem gespräche
nicht. Dan was wir geredet/ mag sie alles wohl
hören. Ja es ist ihr nöhtig/ daß sie es höret. Sie
mus es nohtwendig wissen. Ihr selbsten ist zum
höchsten daran gelegen. Der Königliche Fürst
aus Libien hat mich zu seinem Vater/ und Sie
zu seiner Gemahlin ausersehen. Dis ist es/ das
er mir geoffenbahret. Davon haben wir itzund
sprache gehalten. Nun liegt es allein an meiner
Tochter sich zu erklähren. Ihr wille wird der
meinige sein: ihr ja mein ja/ ihr nein mein nein.

Hierüber erröhtete sich Nitokris abermahl. Abermahl
ward ihre zunge gehämmet. Sie schwieg stil. Sie ant-
wortete nichts. Der König wendete sich nach dem Li-
bier
zu. Wer schweigt/ der bewilliget/ sagte er lächlen-
de. Dis pflegt/ gab der Fürst zur antwort/ zuvoraus
bei dem Frauenzimmer/ gemeiniglich wahr zu sein.
Darüm wil ich hoffen/ daß es sich alhier auch nicht an-
ders verhalte. Und hiermit traht er ein wenig seit-
wärts/ Vater und Tochter allein zu laßen.

Hertzliebste Tochter/ fing der König wieder an/
ihr seid es/ vor die ich die meiste sorge trage. Die
sorge des Reichs habe ich dem Schaltkönige ü-
bergeben. Nun gehet mir eure wohlfahrt allein
zu hertzen. Nun trachte ich allein euch glükseelig
zu machen. Die gelegenheit darzu stößet uns
itzund auf. Der
Libische Fürst ist euch mit liebe zu-
getahn. Er verlanget nach eurer gegenliebe. Er
träget belieben/ durch seine vermählung/ euch
zur Königin in
Libien zu machen. Grössere glük-
seeligkeit habet ihr nicht zu hoffen. Ich wünd-

sche

Der Aſſenat
geziemen wollen/ ſie in ihrem geſpraͤche zu ſtoͤhren. Das
ſei die uhrſache/ waruͤm ſie ſo ſtraks ihren zuruͤktrit ge-
nommen.

Der Koͤnig fuhr in ſeiner rede fort. Meine Toch-
ter/
ſagte er/ ſtoͤhret uns in unſerem geſpraͤche
nicht. Dan was wir geredet/ mag ſie alles wohl
hoͤren. Ja es iſt ihr noͤhtig/ daß ſie es hoͤret. Sie
mus es nohtwendig wiſſen. Ihr ſelbſten iſt zum
hoͤchſten daran gelegen. Der Koͤnigliche Fuͤrſt
aus Libien hat mich zu ſeinem Vater/ und Sie
zu ſeiner Gemahlin auserſehen. Dis iſt es/ das
er mir geoffenbahret. Davon haben wir itzund
ſprache gehalten. Nun liegt es allein an meiner
Tochter ſich zu erklaͤhren. Ihr wille wird der
meinige ſein: ihr ja mein ja/ ihr nein mein nein.

Hieruͤber erroͤhtete ſich Nitokris abermahl. Abermahl
ward ihre zunge gehaͤmmet. Sie ſchwieg ſtil. Sie ant-
wortete nichts. Der Koͤnig wendete ſich nach dem Li-
bier
zu. Wer ſchweigt/ der bewilliget/ ſagte er laͤchlen-
de. Dis pflegt/ gab der Fuͤrſt zur antwort/ zuvoraus
bei dem Frauenzimmer/ gemeiniglich wahr zu ſein.
Daruͤm wil ich hoffen/ daß es ſich alhier auch nicht an-
ders verhalte. Und hiermit traht er ein wenig ſeit-
waͤrts/ Vater und Tochter allein zu laßen.

Hertzliebſte Tochter/ fing der Koͤnig wieder an/
ihr ſeid es/ vor die ich die meiſte ſorge trage. Die
ſorge des Reichs habe ich dem Schaltkoͤnige uͤ-
bergeben. Nun gehet mir eure wohlfahrt allein
zu hertzen. Nun trachte ich allein euch gluͤkſeelig
zu machen. Die gelegenheit darzu ſtoͤßet uns
itzund auf. Der
Libiſche Fuͤrſt iſt euch mit liebe zu-
getahn. Er verlanget nach eurer gegenliebe. Er
traͤget belieben/ durch ſeine vermaͤhlung/ euch
zur Koͤnigin in
Libien zu machen. Groͤſſere gluͤk-
ſeeligkeit habet ihr nicht zu hoffen. Ich wuͤnd-

ſche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0282" n="258"/><fw place="top" type="header">Der A&#x017F;&#x017F;enat</fw><lb/>
geziemen wollen/ &#x017F;ie in ihrem ge&#x017F;pra&#x0364;che zu &#x017F;to&#x0364;hren. Das<lb/>
&#x017F;ei die uhr&#x017F;ache/ waru&#x0364;m &#x017F;ie &#x017F;o &#x017F;traks ihren zuru&#x0364;ktrit ge-<lb/>
nommen.</p><lb/>
        <p>Der Ko&#x0364;nig fuhr in &#x017F;einer rede fort. <hi rendition="#fr">Meine Toch-<lb/>
ter/</hi> &#x017F;agte er/ <hi rendition="#fr">&#x017F;to&#x0364;hret uns in un&#x017F;erem ge&#x017F;pra&#x0364;che<lb/>
nicht. Dan was wir geredet/ mag &#x017F;ie alles wohl<lb/>
ho&#x0364;ren. Ja es i&#x017F;t ihr no&#x0364;htig/ daß &#x017F;ie es ho&#x0364;ret. Sie<lb/>
mus es nohtwendig wi&#x017F;&#x017F;en. Ihr &#x017F;elb&#x017F;ten i&#x017F;t zum<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten daran gelegen. Der Ko&#x0364;nigliche Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
aus Libien hat mich zu &#x017F;einem Vater/ und Sie<lb/>
zu &#x017F;einer Gemahlin auser&#x017F;ehen. Dis i&#x017F;t es/ das<lb/>
er mir geoffenbahret. Davon haben wir itzund<lb/>
&#x017F;prache gehalten. Nun liegt es allein an meiner<lb/>
Tochter &#x017F;ich zu erkla&#x0364;hren. Ihr wille wird der<lb/>
meinige &#x017F;ein: ihr ja mein ja/ ihr nein mein nein.</hi><lb/>
Hieru&#x0364;ber erro&#x0364;htete &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Nitokris</hi> abermahl. Abermahl<lb/>
ward ihre zunge geha&#x0364;mmet. Sie &#x017F;chwieg &#x017F;til. Sie ant-<lb/>
wortete nichts. Der Ko&#x0364;nig wendete &#x017F;ich nach dem <hi rendition="#fr">Li-<lb/>
bier</hi> zu. Wer &#x017F;chweigt/ der bewilliget/ &#x017F;agte er la&#x0364;chlen-<lb/>
de. Dis pflegt/ gab der Fu&#x0364;r&#x017F;t zur antwort/ zuvoraus<lb/>
bei dem Frauenzimmer/ gemeiniglich wahr zu &#x017F;ein.<lb/>
Daru&#x0364;m wil ich hoffen/ daß es &#x017F;ich alhier auch nicht an-<lb/>
ders verhalte. Und hiermit traht er ein wenig &#x017F;eit-<lb/>
wa&#x0364;rts/ Vater und Tochter allein zu laßen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Hertzlieb&#x017F;te Tochter/</hi> fing der Ko&#x0364;nig wieder an/<lb/><hi rendition="#fr">ihr &#x017F;eid es/ vor die ich die mei&#x017F;te &#x017F;orge trage. Die<lb/>
&#x017F;orge des Reichs habe ich dem Schaltko&#x0364;nige u&#x0364;-<lb/>
bergeben. Nun gehet mir eure wohlfahrt allein<lb/>
zu hertzen. Nun trachte ich allein euch glu&#x0364;k&#x017F;eelig<lb/>
zu machen. Die gelegenheit darzu &#x017F;to&#x0364;ßet uns<lb/>
itzund auf. Der</hi> Libi&#x017F;che Fu&#x0364;r&#x017F;t <hi rendition="#fr">i&#x017F;t euch mit liebe zu-<lb/>
getahn. Er verlanget nach eurer gegenliebe. Er<lb/>
tra&#x0364;get belieben/ durch &#x017F;eine verma&#x0364;hlung/ euch<lb/>
zur Ko&#x0364;nigin in</hi> Libien <hi rendition="#fr">zu machen. Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere glu&#x0364;k-<lb/>
&#x017F;eeligkeit habet ihr nicht zu hoffen. Ich wu&#x0364;nd-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;che</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0282] Der Aſſenat geziemen wollen/ ſie in ihrem geſpraͤche zu ſtoͤhren. Das ſei die uhrſache/ waruͤm ſie ſo ſtraks ihren zuruͤktrit ge- nommen. Der Koͤnig fuhr in ſeiner rede fort. Meine Toch- ter/ ſagte er/ ſtoͤhret uns in unſerem geſpraͤche nicht. Dan was wir geredet/ mag ſie alles wohl hoͤren. Ja es iſt ihr noͤhtig/ daß ſie es hoͤret. Sie mus es nohtwendig wiſſen. Ihr ſelbſten iſt zum hoͤchſten daran gelegen. Der Koͤnigliche Fuͤrſt aus Libien hat mich zu ſeinem Vater/ und Sie zu ſeiner Gemahlin auserſehen. Dis iſt es/ das er mir geoffenbahret. Davon haben wir itzund ſprache gehalten. Nun liegt es allein an meiner Tochter ſich zu erklaͤhren. Ihr wille wird der meinige ſein: ihr ja mein ja/ ihr nein mein nein. Hieruͤber erroͤhtete ſich Nitokris abermahl. Abermahl ward ihre zunge gehaͤmmet. Sie ſchwieg ſtil. Sie ant- wortete nichts. Der Koͤnig wendete ſich nach dem Li- bier zu. Wer ſchweigt/ der bewilliget/ ſagte er laͤchlen- de. Dis pflegt/ gab der Fuͤrſt zur antwort/ zuvoraus bei dem Frauenzimmer/ gemeiniglich wahr zu ſein. Daruͤm wil ich hoffen/ daß es ſich alhier auch nicht an- ders verhalte. Und hiermit traht er ein wenig ſeit- waͤrts/ Vater und Tochter allein zu laßen. Hertzliebſte Tochter/ fing der Koͤnig wieder an/ ihr ſeid es/ vor die ich die meiſte ſorge trage. Die ſorge des Reichs habe ich dem Schaltkoͤnige uͤ- bergeben. Nun gehet mir eure wohlfahrt allein zu hertzen. Nun trachte ich allein euch gluͤkſeelig zu machen. Die gelegenheit darzu ſtoͤßet uns itzund auf. Der Libiſche Fuͤrſt iſt euch mit liebe zu- getahn. Er verlanget nach eurer gegenliebe. Er traͤget belieben/ durch ſeine vermaͤhlung/ euch zur Koͤnigin in Libien zu machen. Groͤſſere gluͤk- ſeeligkeit habet ihr nicht zu hoffen. Ich wuͤnd- ſche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/282
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/282>, abgerufen am 14.05.2024.